Kirche liegt wieder voll im Trend. Nein, das vatikanische Oberhaupt wird mitnichten neuerdings auch außerhalb der religiösen Anhängerschaft Popstar-ähnlich verehrt, eher lässt sich mit Verschwörungen rund ums geistige Leben ordentlich Kasse machen. Da wollten wohl auch die Herren von dtp bzw. Artematica und entwickelten mit Belief and Betrayal schwupps einen total trendy Kirchen-Mysterie-Thriller. Blöderweise funktioniert Kirche interaktiv eher weniger gut, weswegen wirklich nur hart gesottene Verschwörungstheoretiker zugreifen sollten. Das Warum erklären die nächsten Absätze.
Ihr selbst schlüpft in die Rolle von Jonathan Danther. Obwohl nur simpler Klatschreporter kann sich der gute Herr ein sündhaft teures Loft, voll gestopft mit allen nur erdenklichen Schnickschnack im Herzen von New York leisten. Auch sonst plagen euch eher wenige Sorgen. Zwar nervt euer Chefredakteur, aber euer Eifelturm-großes Ego nimmt das eher locker hin.
Gut, genug Sozialneid für heute (hab ich schon erwähnt, dass der Typ auch reihenweise geile Ischen flachlegt, nein?), wir wollen ja schließlich ein Adventure lösen. Die Geschichte kommt nach dem üblichen nichts sagendem Renderintro (sowas ist ja schließlich teuer) auch recht schnell in Fahrt: eigentlich hattet ihr es vor, einen erzkonservativen Bischof mit eurer Liberalen-Trendsetter-Meinung so richtig den Arsch aufzureisen, als ihr plötzlich einen netten Inspektor vom New Scotland Yard an der Leitung habt. Euer Onkel sei ermordet worden und zu eurer Sicherheit solltet ihr schnell an die Themse jetten. Dumm nur, dass euer werter Onkel Frank aber schon seit zehn Jahren unter der Erde liegen sollte.
Tot-sein fand euer Onkel aber anscheinend nicht so spannend wie im Prospekt beschrieben und so entschloss er sich, die Unter-der-Erde-Liegerei nur vorzutäuschen und stattdessen dem extrem geheimen vatikanischen Geheimdienst, namentlich "die Loge", beizutreten, den natürlich jeder Inspektor das Scotland Yard kennt – so geheim ist der also, aha…
Um diese Exklusiv-Information reicher, werdet ihr von Inspektor Twinings auch sogleich zur mondänen Stadt-Residenz *hüstel* eures Onkels geschickt. Dort bestaunt ihr dann erstmal solche Merkwürdigkeiten wie eine disfunktionale Standuhr, sowie eine Ritterstatur, wo jemand dem Ritter sein Schwert geklaut hat. Es scheint also böse Menschen in London zu geben, wer sonst würde einem Klischee-Ritter schon sein Schwert klauen? Blöderweise werdet ihr auch gleich mit einem konfrontiert. Eigentlich sollte euch Inspektor Coletti ja zur Hilfe eilen, stattdessen scheint der gute Herr irgendwie mit dem Mord von eurem Onkel was zu tun haben und trachtet euch nach dem Leben. In diesem Augenblick kommt euch glücklicherweise die äußerst gut gebaute Kathrin zur Hilfe und ihr könnt Coletti ins Reich der Träume befördern.
Die holde Weiblichkeit entpuppt sich – Überraschung – als weiteres Mitglied der kirchlichen Untergrundorganisation und schleppt euch zu ihrem Vater sowie so Damien. Dort werdet ihr erstmal in die Geheimnisse von eurem Onkel Frank eingeweiht und kommt so einigen dunklen Geheimnissen rund um ein unbekanntes Medaillon auf die Spur.
Wie meinen absolut subtilen Anmerkungen sicherlich schon zu entnehmen ist, weist die Hintergrundgeschichte schon zu Anfang einige Logiklücken auf und zaubert eher ein dezentes Grinsen, denn einen vor Spannung angestrengten Blick auf euer Gesicht. Genau hier liegt dann auch der Hund begraben: mag man über die technischen Unzulänglichkeiten, wie hölzerne Animationen und den antiken Touch der Rendervideos noch gnädig hinweg sehen, so vergrault einem die dezent dahinplätschernde Geschichte endgültig den Spielspaß.
Das Problem an der Sache ist dabei nicht der Spannungsverlauf der Story an sich, so weist dieser doch einige, wenn auch recht offensichtliche Wendungen auf. Die Nebenfiguren bleiben jedoch ungewöhnlich blass und bieten deshalb kaum Eckpunkte zur Identifikation. Anders ausgedrückt: wieso und weshalb euer Onkel dahinscheiden musste und was ein merkwürdiges Medaillon damit zu tun hat, interessiert eher sekundär, womit die Hintergrundgeschichte vollkommen an Relevanz verliert.
Dieser Aspekt wiegt dann schlussendlich auch die durchaus vorhandenen, positiven Aspekte auf. So macht es nämlich durchaus Spaß, in die verschiedenen Rollen der einzelnen Nebencharektere zu schlüpfen um gemeinsam an der Aufklärung an Franks Mord mitzuhelfen. Besonders interessant ist es dann auch, wenn Kathrin euch bei einem nächtlichen Besuch in einer Kathedrale unter die Arme greift, oder Franks Computerprofi Damien dessen Wohnung noch einmal durchsucht und dabei Dinge ganz anders als Jonathan wahr nimmt.
Warum die Entwickler dieses Feature nicht besser in die Geschichte integriert haben bleibt wohl ein Rätsel. Dem Spielverlauf hätte es nur gut getan, so bleibt Belief and Betrayal leider auf halbe Strecke im Mysterie-Sumpf stecken, schade.