Totgeglaubte leben bekanntlich länger. Der Fairness halbersei gesagt, dass dieser Testkandidat nicht all zu lange in Ablebensgefahr schwebte. Definitiv von uns gegangen ist allerdings sein Erfinder Ascaron. Darum schickten sich Kalypso und die Gaming Minds an, die Boote auf der Hanse wieder Flott zu machen und mit „Patrizier IV“ in Segel zu stechen. Obs eine gelungene Schaufahrt oder ein Titanic-Unternehmen war, lest ihr hier.
Zwei weitere Informationen muss ich nachschicken: Die Gaming Minds sind nicht irgendwer, denn Kalypso konnte für dieses Tochterstudio einige ehemalige Ascaron-Mitarbeiter gewinnen. Also konnte man auf Erfahrung bauen, während man den dritten Teil der bekannten Handelssimulation entwickelte. Dritter Teil? Ja, ganz richtig. Im deutschsprachigen Raum ist Patrizier IV eigentlich Teil Drei, der aber deswegen nicht mit einem Dreier geschmückt wird, weil das Addon zu Teil Zwei international als Teil Drei verkauft wurde. Alles klar?
Egal, eigentlich nicht so wichtig. Von Bedeutung ist nur, dass man 9 Jahre nach dem „Aufschwung der Hanse“ wieder Schiffe bauen, Betriebe erricht, Piraten jagen und eine politische Laufbahn einschlagen darf. Und das fühlt sich über weite Strecken an wie im Vorgänger und sieht gleichzeitig besser aus. Nur wenige Schnitzer (wie etwa die klobigen Pseudoschiffe auf der Übersichtskarte) trüben die erkennbare Liebe zum Detail. Sonst findet man mehr Städte und Waren sowie neue Handlungsmöglichkeiten vor.
Es darf fleissig geforscht werden, etwa um neue Schiffstypen bauen und die Effizienz in Betrieben steigern zu können. Naturgemäß wird die Händleridylle mit zunehmendem Erfolg immer mehr getrübt. Seeräuber machen Jagd auf des Spielers Handelskonvois – die entsprechend beschützt werden müssen – und auch die Konkurrenz aus den Reihen der Gilde sieht nicht tatenlos zu, wie ihr Mark und Macht streitg gemacht wird. In Jubel und Trubel des Händlerlebens führt eine gut gestaltete Kampagne ein, die Kenner des Spiels klar unterfordert und auch für Neulinge eher leicht zu meistern ist. Die wahre Herausforderung findet sich im Endlosspiel gegen die KI oder menschliche Kontrahenten.
Genug der Technik, genug der Features. Patrizier IV macht richtig, was auch Patrizier I und II schon richtig gemacht haben. Hektisch springt man über die Karte, um neue Gebäude aus dem Boden zu stampfen, Handelsrouten zu erstellen und in Seekämpfen zu partizipieren. Und trotzdem bleibt zwischendurch immer ein Moment der Ruhe, in der man din der Ansicht seiner verschneiten Heimatstadt verweilt und den wohligen Schauer geniesst, der einem über den Rücken schleicht.
Der Patrizier ist wieder da, und er ist keine große Revolution. Aber die wollte ich auch gar nicht. Er ist beinahe ganz der Alte und macht so Spaß wie er is.
Getestet wurde Patrizier IV in der Patch-Version 1.1.3. Zu haben ist das Spiel um 42 bzw 52 Euronen (Limited) bei Amazon.de.