26. April 2002 – ein aus der Schule geworfener Erfurter namens Robert Steinhäuser tötet 16 Menschen, dann sich selbst. Weil die Polizei zuerst laut den Medien behauptet „blutrünstige Killerspiele“, unter anderem Counter-Strike, im Zimmer des 19-jährigen gefunden zu haben, ist der Sündenbock schnell gefunden. Eben die besagten Videospiele sollen den Kopf hinhalten. Schreie aus der Politik nach härteren Jugendschutzgesetzen, vor allem aus der CDU/CSU, werden laut, Inkompetenz wird auch in den Medien groß geschrieben. Da werden angeblich Schulmädchen in Counter-Strike erschossen, LAN-Spieler vor laufender Kamera zu skurrilen Aussagen verleitet, Statements zu verfälschten Zusammenhängen zusammengeschnitten und auf Spielervertreter in vermeintlich seriösen Talkshows mit Lightguns gezielt, während sie von drei Fernseh-erfahrenen Superhirnis niedergewalzt werden.
Weil gerade Wahlkampf (Bundestagsw. – 22. September 2002) ist, schießt sich die konservative Politikszene auf die schlimmen Unterhaltungs-Programme ein. Manche die sich als „besonders kompetent“ auf diesem Gebiet erweisen, gehen gar so weit ein Herstellungsverbot für „solche“ Spiele zu fordern. Die Wahl geht für die CDU/CSU dennoch verloren, ein neues Jugendschutzgesetz wird in Deutschland eingeführt.
All das ist Geschichte, wir befinden uns bereits im Jahr 2004, politisches Hauptthema ist es sich über Dabbelju Bush aufzuregen. Nun aber hat die ZDF-Serie Frontal 21 irgendwie herausgefunden, dass immer mehr menschenverachtende Spiele auf den Markt kommen würden (u.a. Doom 3 – warum auch immer das Erschießen von Höllenkreaturen „menschen“verachtend sein soll), woraufhin sich die üblichen Verdächtigen in der Politik erneut in polemische Ergüsse hineinsteigern. Weil zum Beispiel die Doom-Vorgänger indiziert wurden, die neueste Ausgabe aber nicht, fordert Günther Beckstein (Bayern, CSU) erneut ein vollkommenes Herstellungsverbot solcher Spiele, Jörg Schönbohm (Brandenburg, CDU) und Fritz Behrens (Nordrhein-Westfalen, SPD) werden laut MCVGamesMarkt ebenfalls in einer Pressemeldung als „alarmiert“ bezeichnet. Außerdem will Peter Ruhenstroht-Bauer, Staatssekretär im Familienminsterium, eine Überprüfung des entsprechenden Gesetzesentwurfs einleiten lassen.
Weitere Kommentare sind wohl eher unnötig…