Gleich beim Betreten des Parks fällt mir die gnadenlos versaute Präsentation des Zoos auf. Bin ich hier wirklich im Jahr 2003? Glücklicherweise bin ich aber kein Optik-Fetischist und verzichte erstmal auf einen erbosten Anruf beim Zoodirektor. Warum der Wildlife Park technisch bestenfalls auf dem Stand von 1996 ist, weiß aber wohl nicht einmal der. Naja, so kommen wenigstens auch Menschen deren Herz mit einer niedrigeren Taktfrequenz schlägt noch in den Park.
Also weiterspaziert durch die wunderschön angelegten Wege des Zoos. Der clevere Direktor scheint dafür gesorgt zu haben, dass ich und die anderen Leute regelmäßig mit Getränke-, Informations-, Souvenir- und anderen Ständen versorgt sind. Als zufriedener Besucher gibt man doch gleich noch viel mehr Geld aus – wie ich nach einem traurigen Blick ins Geldtascherl feststellen muss.
Beim Tigergehege bewundert die Menge die großzügig angelegte Fläche, welche die drei Männchen und zwei Weibchen hier genießen. Auf den Felsen, dem Kletterturm und im künstlich angelegten Gewässer können sie sich außerdem wunderbar austoben. Hier kommen sich bestimmt so schnell keine Umweltschützer beschweren – anders als im letzten Jahr als den Riesenschildkröten eine tiergerechte Umgebung verwehrt wurde. Es ist ja auch schwierig den Überlick darüber zu behalten, was nun welche der knapp 50 Tierarten frisst oder welche Bäume und Sträucher sie gerne hat.
Die Art, wie hier alles bis ins letzte Detail geplant wird, fasziniert mich. Die Pfleger sorgen dafür, dass immer genug Futter da ist, die Tierärzte versorgen kranke Tiere, die Gärtner und Handwerker halten die Gehege und Zäune auf Vordermann. Der Dresseur dort drüben kommt mir aber ziemlich erschöpft vor. Sein Kollege ist wohl einer Engstelle im Budget zum Opfer gefallen. Es wird schwierig sein, so noch dieselben Kunststücke wie letztes Monat zu bieten. Hoffentlich bleiben die Besucher deswegen nicht aus.
Ein wenig ärgere ich mich über das fade Gedudel, das hier überall zu hören ist. Vermutlich will man die Tiere nicht mit anspruchsvolleren Klängen verschrecken, meine Wenigkeit hingegen schläft bei dieser Musik fast ein.
Äußerst komfortabel finde ich es jedoch, wie man hier problemlos den Überblick behält. Auch in die Finanzakten kann man ohne bürokratische Hindernisse mit wenigen Schritten einblicken – und weil ich ein guter Freund des Zoodirektors bin, weiß ich auch, dass das Anlegen neuer Gehege oder Attraktionen – wie dem eben eröffneten Insektenhaus – sehr schnell geht.
Vielleicht sollte ich auch mal die anderen Parks rund um den Globus besuchen. An Abwechslung würde es erstmal nicht fehlen – und die hässliche Optik sei dem Parkarchitekten deswegen verziehen.
Was ist nur mit den Entwicklern von Aufbauspielen los? Haben die schon jemals was von zeitgemäßer Optik gehört? Wie schon bei den etwas älteren Zoo Tycoon, Rollercoaster Tycoon 2 und ähnlichen Games, wünscht man sich auch bei Wildlife Park eine rosa 3D-Brille, durch die das Geschehen viel besser und interessanter aussehen würde. Negativ fällt auch der miese Soundtrack auf, der sich schnell wiederholt und zudem kein bißchen von der versprochenen exotischen Stimmung aufkommen lässt.
Ansonsten ist Novatrix ein solides Spiel gelungen. Die Steuerung sollte sowohl für Pensionisten als auch den wenig kleveren, neunjährigen Kettenraucher von nebenan zu schaffen sein. Und die miese Grafik hat wenigstens den Vorteil, dass das Spiel auf so gut wie jedem auch nur halbwegs aktuellen System läuft. Damit ist Wildlife Park wohl genau das geworden, was die Entwickler damit erreichen wollten: Ein spaßiges Spiel für Jung und Alt – leider ohne die gewünschten Höhepunkte oder Neuerungen…