12 Jahre ist es her, seit Samuel Gordon das Schloss seiner Familie nach einem folgenschweren Brand verlassen hat. Schmerzliche Vorfälle wollte er verdrängen als er von dannen zog, doch nun da sein Großvater William auf mysteriöse Weise verstorben ist, muss er wieder zurückkehren. Schon bald fallen ihm Ungereimtheiten an der Unfalltheorie auf, doch außer ihm scheint sich keiner dafür zu interessieren. Mysterien, Spannung und ein grandioses Adventure kommen auf uns zu – mit Black Mirror. Wir spielten die Preview-Version!
dtp "verkommt" mittlerweile zum göttlichsten aller Publisher, so dürften das zumindest Adventure-Fans sehen. Nach Runaway, Tony Tough, der Neuauflage von The Longest Journey und dem bald erscheinenden The Westerner kommt ein richtig ernster Schinken – Black Mirror: Der Schwarze Spiegel der Seele. Als Mitt-30er namens Samuel Gordon klemmt ihr euch wie gesagt dahinter, die genauen Umstände des Todes eures Opas zu ergründen und gelangt dabei in ein spannendes Horror-Adventure (der positiven Art ;-)).
Per bestens funktionierender Point & Click-Maussteuerung (mit der ein oder anderen Komfortfunktion wie zum Beispiel das Anzeigen aller Ausgänge aus einem Bild) drückt man sich bequem über wunderschön vorgerenderte 3D-Hintergründe. Diese Technik hat für gewöhnlich den Nachteil mit sich gebracht, dass die Szenerien leblos und kalt wirkten – nicht so bei Black Mirror. Je nach Tageszeit ändern sich die Lichtverhältnisse, ebenso wechselt das Wetter. Durch am Himmel kreisende Vögel, plätscherndes Wasser, fallende Blätter oder auch (teilw. etwas ruckelig) animierte NPCs bekommt das Bild noch zusätzliche vitale Aspekte.
Aber was wäre ein Adventure ohne ordentliche Rätsel? Und hier weiß Black Mirror ebenfalls zu gefallen. Wissen, Logik oder ein bißchen um die Ecke zu denken ist gefragt. Insgesamt rätselt man etwa 20 bis 25 Stunden.
Die einzigen bislang auszumachenden "Schwachstellen" des atmosphärisch sehr dichten Spiels liegen im Ablauf der Story selber. Es ist nicht immer 100%ig klar was man als nächstes machen sollte. Und wie bei Runaway ist es nicht immer ganz einfach gewissen Objekte am Bildschirm zu finden – im Gegensatz zum spanischen Vorzeigeadventure, hält sich die tschechische Bildschirmsucherei aber in Grenzen.
Für die deutsche Ausgabe hat sich dtp zum Engagement von Johnny Depp-Synchronsprecher David Nathan hinreißen lassen. Wie die hiesige Lokalisation ausfällt lässt sich nur anhand bisheriger dtp-Produktionen abschätzen (also erwarten wir eine sehr gute Qualität). Wir konnten nämlich nur die tschechische Version (geile Sprache!) mit Untertiteln ausprobieren.
Eigentlich bin ich ja kein großer Fan von Adventures mit gerenderten „Real-Hintergründen“. Was mich bei Syberia aber immer ein wenig abgeschreckt hat, stört mich bei Black Mirror überhaupt nicht. Alles wirkt glaubwürdig und düster.
Die durchdachte Story rund um die Familie Gordon packt von Beginn an und trägt ihren Teil zur düster-depressiven Stimmung bei. Mysteriöse Symbole und Heimlichtuereien von Charakteren sorgen dafür, dass man bald daran zweifelt, ob man überhaupt irgendjemandem trauen kann. Wenn dann noch Blutflecken in einem Laub-Häcksler verschwinden, kommt ein schauriger Hauch von Stephen King und Edgar Allan Poe ins Geschehen.
Sollte dtp jetzt nicht noch ein unheimlicher Fauxpas bei der Synchronisierung passieren, darf die deutsche Version mit einer hohen Rebell-Wertung rechnen. Releasetermin (den Monat April ;-)) unbedingt rot im Kalender anstreichen!
Ersteindruck: Sehr gut