In einer von globalen Datennetzen verbreiteten Subkultur, wie jener des Computerspielens, ist es vollkommen natürlich, dass sich mit der Weile zumindest partiell eine über-kulturelle Kommunikationsmöglichkeit entwickelt. Da man als Redakteur im Interesse der Bedürfnisse von sprachräumlich begrenzter Leserscharen aber nicht alles in einer dem Englischen entsprungenen Sprache namens 1337 tippen kann, ergeben sich mitunter interessante Kombinationen.
Durch die Englisch-Lastigkeit der Branche wird logischerweise so ziemlich jede andere Sprache von der angelsächsischen Ausdrucksform teilweise assimiliert. Wo sich schon in Foren komplett skurrile Kombinationen ergeben ("OMG (Oh my god), du n00b (Newbie), hast du noch nie was von der Cell Shading-Technologie gehört? Die wird doch im neuesten Preview der ‚Personal Computer Games‘ ausführlich erklärt!"), hört sich bei einem Redakteur der Spaß längst auf. Die Geister zwischen Linguistikern und Normalsterblichen scheiden sich oft schon bei der Geschlechtsbestimmung des Wortes "Teller" (der oder das?), spätestens bei "Swimming Pool" zückt dann schon der ein oder andere ein gut geschliffenes Buschmesser um seiner (subjektiven?) Argumentation den nötigen Nachdruck zu verleihen (natürlich heißt es "der", wer was anderes behauptet hat keine Ahnung!). Für "Spielejournalisten" ist ein Bericht über einen simplen Shooter dann längst eine hoffnungslos verlorene Gratwanderung zwischen den Fronten. (Warum eigentlich nicht "das Shooter"? Ist es nicht sexistisch das beliebteste Genre männlich zu betiteln? Gibt es vielleicht deshalb so wenige Frauen die sowas spielen?)
Es ist bereits unmöglich sowohl nord- als auch süddeutsche Leser gleichzeitig zu bedienen, wenn dann auch noch Österreicher oder Schweizer ihre Lesebedürfnisse erfüllt haben wollen, fühlt man sich als verantwortungsbewusster und kritiksensibilisierter Schreiberling dem Suizid näher als der Lust am Schreiben. Wie soll man bloß all die Geschmäcker zufriedenstellen? Wenn puristische Germanistik-Fanaktiker auf gnadenlose Anglizismen-Fans treffen, die von Lokaldialekt-Befürwortern aufgewurlt werden, ist selbst ein mit Doktorehren ausgestatteter Sprachjongleur gnadenlos überfordert. Die ersten Beschwerden werden schon bei einer vermeintlich falschen Verwendung eines Artikels eingereicht ("Es heißt ‚die Preview‘, nicht ‚das Preview‘!"), wenn dann eine falsche Übersetzung für miese Wortspiele sorgt ("Dein halbes Leben hast du auf Half-Life 2 gewartet!") ist es endgültig Schluss mit lustig – Morddrohungen, Genozid und Steinigungen sind hier Tür und Tor geöffnet.
Ich weiß unter euch sitzt mindestens einer, dem es unter den schmierigen Fingern kribbelt, wenn uns armen Kritikerseelen ein ungewünschtes Wort über die Tastatur flutscht. Aber überlegen wir uns doch eine Lösung für das Problem… Dialekte und Sprachbarrieren wird es immer geben (nur 1337 versteht sowohl ein indischer Cracker als auch ein am Nordpol hockender Eskimo-Drogendealer mit Internetanschluss), sollen wir unsere deutsche Sprache also zur Allgemeingültigkeit verkommen lassen? Müssen wir künftig vor jeden Anglizismus den brandneuen Artikel "derdiedas" setzen? Ist ein von Herkunft bestimmter und durch globale Einflüsse garnierter "Schmäh" nicht viel spannender und sympathischer als ein von Linguistikern verschandelter Stil? Über die Sprache kann man Differenzen beseitigen (OK, auch erzeugen ;-)), schaffen wir das auch in derdiedas Gamer-Szene? Die Zukunft wird’s uns zeigen. Aber wenn ich in unseren Foren sehe wie ein norddeutscher Legastheniker das Wort "Oachkatzlschwoaf" versteht und sogar auszusprechen lernt, bin ich guter Dinge. ;-)