Drei Kekse sind mechanisch unmöglich

Samstag, 10:02 – das Telefon klingelt. Geschockt springe ich aus dem Bett. Verdammt! Mein Zug fährt schon in einer dreiviertel Stunde, und ich hab noch nicht einmal meinen Rucksack gepackt! An solchen Momenten verflucht man den Alkoholgenuss vom Vorabend… Ausgerechnet am Tag des zweiten großen Rebellentreffens sollte ich also verschlafen und musste zum einzigen Zug, der zu einer humanen Zeit in Salzburg ankommen würde, hetzen wie ein Irrsinniger. Irgendwie hab ich es dann doch noch geschafft (ein Dank an das Taxi "Mama") und saß im zweite Klasse Abteil des Zuges "Ferdinand Raimund" zwischen Leoben und Salzburg. Erfreulicherweise habe ich für diese dreieinhalbstündige Fahrt nicht viel mehr als die Tageszeitung, ein Buch und einen Kugelschreiber mit Block zum Zeitvertreib dabei. Laptop, Gameboy, MP3-Player und Taschenradio haben es irgendwie geschafft genau zum richtigen Zeitpunkt den Geist aufzugeben.

Kurios wird es dann erst, als nach der dritten geschriebenen Zeile in meinem Notizblock plötzlich die Tinte des Schreibwerkzeuges ausgeht – Murphy’s Law hat wieder voll zugeschlagen. Letzte Rettung nachdem mein Buch über globale Marktwirtschaft mich nicht mehr so recht fesseln wollte und die Zeitung ausgelesen war: das Handy! Nach drei Telefonaten und zwei SMS-Nachrichten blicke ich entsetzt auf die Akku-Anzeige, die ist nämlich leer. Der Rest der Zugfahrt ist Schweigen…

Um 14:40 erreiche ich den Salzburger Hauptbahnhof, wo mich The BluesBrother bereits freudig grinsend begrüßte. Auch er war gerade eingetroffen und gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach unserem Abhol-Dienst, den wir in Form von bvs und dem aus Deutschland zugereisten Flint auch schnell fanden. Ja liebe Leute, ich habe flint getroffen! Das Phantom aus der Rebell-Redaktion, von dem bislang niemand wusste wie er aussieht stand in seiner wahrhaftigen Gestalt vor mir. Die Reise hatte sich also bereits gelohnt.

Weiter ging es nach Großgmain (Ich möchte anmerken, dass das mindestens ein genauso großes Kaff wie St. Lorenzen ist!), wo uns Suit und seine Schwester Tigershadow bereits im Verlies (a.k.a. Computerzimmer) des Rebell-Vizechefredakteurs empfingen. Man muss sich ein Kammerl, vollgestopft mit Spielen, technischem Gerät und einer Couch vorstellen, das so niedrig ist, dass BluesBrother mit seiner Brust bereits an der Decke anstieß. – r0x!

Jetzt stellt man sich als Außenstehender so ein Treffen als wilde Sauferei vor, wo nur über Computerspiele gesprochen wird und Star Trek-Filme angesehen werden. Aber nieder mit den Klischees! Die bislang Eingetroffenen spielten erst einmal eine Partie Carcassonne und warteten bis weitere Rebellen auf der Bildfläche erschienen. Diese kamen auch in Form von Mr. Cruzer, "el hermano de bvs" Thomas und nach getaner Arbeit auch Redakteurs-Schlampe Gray.

So verflog der Nachmittag, inzwischen war es Abend geworden, und nachdem mir von meinem Vize erstmals Half-Life 2 vorgeführt wurde (bezeichnenderweise mit Steam-Problemen) machte sich der ganze Tross dazu auf über die Grenze nach Deutschland einzumarschieren – genauer gesagt nach Bad Reichenhall. Hans Söllner haben wir leider nicht getroffen, dafür aber im Restaurant "Don Camillo" diniert, wo uns Chef mit seiner Herumbrüllerei ("Wer bekommt Pizzakotze?" – wir wissen übrigens was es wirklich heisst ;)) amüsierte. Bluttriefende Steaks und sehr schmackhafte Pizzen wurden eingeworfen und die ersten Biere des Abends in die Kehlen geschüttet. An dieser Stelle möchte ich mich übrigens über die Praxis beschweren, dass in Deutschland ein "kleines Bier" offensichtlich nur 0,2 Liter beinhaltet. Liebe Nachbarn, in solchen Gefäßen trinken wir Österreicher unsere Schnäppse!

Nachdem uns die Hosenknöpfe beinnahe davonplatzten kam es zum eigentlichen Highlight des Abends. Unser Herr "Ich trinke keinen Alkohol" Flint hat sich die Kante gegeben und gesoffen wie ein schwarzes Loch! Der norddeutsche Hüne erstaunte uns damit, dass er jedes einzelne(!) seiner Getränke "auf Ex" vernichtete doch etwas. Vielleicht geschah dies deshalb, weil er unseren Dialekt-Mischmasch nicht anders verstehen konnte. Seine Aussprache des Wortes "Oachkatzlschwoaf" ist mittlerweile allerdings nahezu perfekt.

Es ging zurück nach Österreich wo wir wieder im Wohnzimmer von suit landeten. Die heimischen Biervorräte wurden angezapft und nachdem eine Art Activity begonnen wurden fingen die lustigen Ideen nur so zu sprudeln an. Es wurden Hofer-Kekse (=Aldi) ans Tageslicht gebracht und die Salzburger Rebellen behaupteten, es wäre mechanisch nicht möglich mehr als zwei dieser Kekse auf einmal zu essen.

Nachdem ich mir aufgrund von akuter Atemnot schon bei zwei Keksen fast den Tod geholt habe, war ich durchaus geneigt dieser These zuzustimmen, aber wir alle hatten die Rechnung ohne BluesBrother gemacht. Der stopfte in sein gigantisches Maul ganze drei dieser Kekse und schaffte es auch noch die fast zur Gänze drinnen zu behalten und runter zu schlucken. Kauen war allerdings nicht mehr drinnen, der "Fredl" saß also einige Minuten da und speichelte vor sich hin…

Währenddessen philosophierten die restlichen Rebellen über betrunkene Pfarrer, weiße Mäuse und andere weltbewegende Dinge vor sich hin, oder brachten Flint einige Wörter des österreichischen Sprachschatzes bei. Honk, bis dahin recht unauffällig geblieben, trieb es in diesen Minuten mit einer Bierflasche extrem bunt. Wir ließen den Abend dann langsam geschockt ausklingen. Es war schon spät geworden und nachdem ich eine Step-Einlage zum Besten gab, Tigershadow sich widerwillig eine Kriegsbemalung anlegen lassen musste, Suit einen minutenlangen Regentanz hinlegte und uns allen selbst das Spielen des Klassikers "Stille Post" nicht mehr angemessen lustig erschien bezogen wir die Zimmer zur Nächtigung.

Am nächsten Morgen durften die Auserwählten die früh genug aufstanden Suits selbstgemachte Marmelade verkosten, bevor man sich vor den Party-PC begab und Worms World Party spielte. Das war ein Spiel, das sogar der Nixchecker Flint irgendwie erlernte, durch hinterlistige Taktiken und unehrenhafte Lippenbekenntnisse gewann allerdings die asoziale bvs den Kampf um die Würmer.

Jetzt kam es zum Eklat: Flint kannte als Deutscher weder ein Käsekrainer (=Eitrige) noch Berner Würstel. Das konnten wir Österreicher als allwissende Kompetenzelite natürlich nicht zulassen, weshalb es zu Mittag ein leckeres Wurst-Essen gab.

Etwas unsicher aber sehr wacker schlang unser deutscher Besucher die Mahlzeit in sich hinein. Sein Glück, dass er uns erst viel später mitteilte, dass er nicht wisse was ein Backhendl ist, sonst wär ihm vor lauter Mittagessen wohl der Magen geplatzt – Notiz für das nächste Treffen…

Mittlerweile wurde es Zeit aufzubrechen und aus Gründen des Zeitmangels ging sich ein Besuch des Salzburger Christkindlmarktes (bzw. dessen Glühweinständchen) nicht mehr aus. Der Reihe nach reisten wir vom Salzburger Hauptbahnhof wieder ab, nicht ohne das nächste Treffen zu besprechen, das entweder in Wien oder Husum (Norddeutschland) stattfinden soll.

Ich saß als erster im Zug, sah mir die Salzburger Weiblichkeit mit tränenüberströmten Augen nachwinken und machte mich auf eine lange Reise gefasst. Zum Glück hatten wir vergessen meine mitgebrachten Printmagazine zu verbrennen, sodass ich doch noch einige Ausgaben der Gamestar aus dem Jahre 1999 zu lesen hatte.

Zu bemerken wäre noch, dass das Land Salzburg wie die Steiermark ist, nur deutlich weniger 1337. Und außerdem ist es beschämend, dass aus der Rebellenhochburg Kapfenberg nur ein einzelner Abgesandter angereist ist!

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