Ich befinde mich in einem Wechselbad der Gefühle. Ich muss zugeben, ich weiß einfach nicht wie ich CoD: Black Ops finden soll. Ein gewisses Maß an Zwiespältigkeit ist bei mir ja normal: ich rede teils mit mir selbst, im einen Moment schimpf ich und keine 5 Sekunden später gibts wieder Streicheleinheiten, einmal bin ich dafür, obwohl ja prinzipiell dagegen. So bin ich halt, aber bei Black Ops ist eine neue Stufe erreicht.
Ruf zu Pflicht
Vorweg kann ich ein Thema abhaken. Technisch gesehen ist das Spiel mehr als Top. Die Grafik reizt die 3 Doppelherzen der Box so richtig aus und lässt den Grafikkern sicher ziemlich schwitzen. Bugs konnte ich in den Einzelspielermodi keine finden. Auch die Multiplayermodi liefen sehr gut und rein technisch gabs nix zu bemängeln.
An der Spielmechanik ändert Black Ops nichts. Innovationen oder zumindest Evolutionen sucht man vergebens. Das muss jetzt nicht zwingend ein Negativpunkt sein, in sich ist die Kampagne solide und, ohne zu Spoilern, mit einer Wendung, die sogar ich nicht kommen sah. Die Einsätze sind durchaus abwechslungsreich und reichen von normalen Jagdmissionen, über so manche Flucht, bishin zu Infiltrationsaufgaben. Was dabei an Action geboten wird, würde einem Hollywoodstreifen zur Ehre gereichen. Meist ist man per Pedes unterwegs, doch auch mit Fahrzeugen wird nicht gegeizt und so darf man auch mal mit einem HIND Kampfhubschrauber die Feindstellungen platt machen. Bei den Aufgaben in Vietnam kommt dann auch schnell etwas Rambo Feeling auf. Die Story ist ganz gut erzählt, wobei mich persönlich die Videosequenzen enttäuschen. Gottlob wird man größtenteils vom üblichen Ami-Patriotismus verschont – wer jedoch politische Kritik erwartet, wartet lange. Ein Wort zur Gewalt: klar, wer CoD kauft, erwartet jetzt keinen Blümchensex. Trotzdem finde ich den Grad der Gewalt an einigen Stellen übertrieben. Vor allem da er eben nicht übertrieben, also unrealistisch, wirkt oder als Mahnung dargestellt ist, sondern einfach zu real in Szene gesetzt wurde.
Ganz lustig gestaltet sich auch der Überlebensmodus, der dem Vorgänger aus World at War sehr ähnelt. Prinzipiell geht es darum mehrere Wellen von Zombies zu überleben. Wobei man zur Verteidigung auf Barikaden und das übliche Waffenarsenal zurückgreifen kann. Allerdings kann man sich nicht so einfach dran bedienen. Jeder Kill bringt Punkte, die dann in neue Waffen investiert werden können. Übersieht man es jedoch mit den Punkten auch die verschlossenen Türen zu öffnen – und so die Map weiter zu erkunden – wird man schnell von den Horden hirnloser Gegner überrollt. Während das ganze Solo nicht viel Bock macht, kommt im Multiplayer (Online, Splitscreen und Link) wesentlich mehr Stimmung auf.
Am meisten Zeit wird der geneigte Spieler wohl im Onlinemultiplayer verbringen. Die Maps sind CoD typisch sehr gut und auch an der Umsetzung der grundlegenden Eigenschaften gibt es nichts zu bemängeln. Gestrichen wurden die Deathstreaks, der Rest wurde angepasst. Bisher auf Konsolen ungekannte Möglichkeiten werden einem bei den Modifikationen und den Änderungen am Aussehen geboten. Vergleichbares gabs bisher einfach nur in reinen Onlineshootern am PC. Die üblichen Modi wie Team Deathmatch oder Search and Destroy sind Einheitsbrei. Man kennt es und entweder liebt oder hasst man es. Neues wird einem hingegen in den Wager-Matches – Jeder-gegen-Jeden Matches in vielen Variationen – oder den Aufträgen und Herausforderungen geboten. Das Neue an diesen Matches ist, dass es quasi Glückspielmodi sind. Man muss zu Beginn sogenannte CoD-Punkte setzen, welche man in den normalen Matches erlangt, und entsprechend dem Einsatz verliert oder gewinnt man dann je nach Leistung in den Runden. Interessant und pfiffig. Trotzdem: der Multiplayer mit seiner hohen Spielgeschwindigkeit bleibt Geschmackssache. Wer es taktischer will, ist mit Battlefield besser bedient. Wenig zu meckern gibt es auch bezüglich „Cheaten“ – viele der gesetzten Maßnahmen greifen, meist weiß man auch warum man das Zeitliche gesegnet hat.
Klingt doch gut? Ist es auch!
Trotz allem bleibt ein fader Nachgeschmack. Die Solokampagne ist einfach zu kurz. Je nach Schwierigkeitsgrad dauert es nur 4 bis 8 Stunden und man ist durch. Zudem wirkt alles einfach zu bekannt, schon da gewesen. Vieles ist auch einfach antiquiert, Stichwort Endlos-Gegner-Ströme. Der Überlebensmodus macht auch nicht ewig Bock und schon gar nicht Solo. Der Multiplayer ist hingegen sehr gut. Man merkt, dass hier viel Zeit investiert wurde. Trotzdem werden damit nicht alle glücklich sein. Call of Duty ist ein Spiel der Geschmäcker in jeglicher Hinsicht. Man kann nicht jeden Bedienen, das ist klar. Aber keine andere Serie splittet die eigenen Fans derart in zwei Lager. Medal of Honor liebt man oder eben nicht. Gleiches gilt für diverse Tom Clancy Titel. Bei CoD hingegen ist ein neuer Teil nicht gleich ein Pflichtkauf. Mal spielt die Geschichte hier, mal dort, mal im Jetzt, mal in der Vergangenheit. Der Multiplayer bietet dies, im nächsten Teil wieder nicht, dann doch wieder. Ob das auf Dauer vorteilhaft ist, wird sich zeigen.