Die Spieleschmiede New World Computing legte 1990 mit King’s Bounty den Grundstein für die bekannte und beliebte Heroes of Might & Magic-Reihe, von der es bisher ganze fünf Teile gibt. 2003 ging das Entwicklerstudio 2003 leider pleite. Der russische Publisher 1C grabschte sich die Rechte an King’s Bounty und entwickelte mit Hilfe von Katauri Interactive eine Neuauflage.
Zu Spielbeginn müssen wir die schwierige Entscheidung der Charakterwahl bewältigen. Davon gibt es immerhin drei: Den Krieger, den Paladin und den Magier. Sie unterscheiden sich besonders hinsichtlich der Armeeführung und Ausübung spezieller Fähigkeiten. Zauber können im Laufe des Spiels allerdings von jeder Klasse erlernt werden, denn alle haben den selben Talentbaum. Wenn wir uns dann in die Spielwelt Darion begeben, fällt uns direkt die wirklich gelungene Comic-Optik auf, die stark an Heroes of Might & Magic 5 erinnert. Höhlen sind atmosphärisch ausgeleuchtet und Spielfiguren und Monster detailliert designt. Um uns mit der Spielmechanik vertraut zu machen beginnen wir allerdings zu erst mit dem In-Game Tutorial.
In unserem ersten Auftrag sollen wir eine Jungfrau aus den Klauen eines Drachen befreien. Der Haken an der Geschichte ist, dass der Drachen seinen Lebensunterhalt damit verdient, sich täglich von angehenden Helden einen überziehen zu lassen und die Jungfrau eine Holzattrappe ist. So hält die Freude über die bestandene Aufgabe nicht sonderlich lange an. Aber keine Sorge, nach dem Tutorial warten auch echte Gegner auf uns! Köstlich amüsieren tut man sich übrigens an mehreren Stellen des Spiels. Oft haben die Entwickler witzige Dialoge oder Aufträge konstruiert, die einem das Lächeln ins Gesicht treiben.
Das Tutorial hinter uns gebracht, bewegen wir uns frei durch die hübsche Spielwelt und nehmen eine Fülle an Nebenquests an. Die Hauptstory wird generell ein wenig vernachlässigt und ist ohnehin nicht von großer Relevanz im Spiel.
Dafür vertreiben wir fleischfressende Pflanzen vom Hof eines Bauern oder bringen aufmüpfigen Trollen im Dorf Manieren bei. Auf die Dauer werden diese Nebenquests etwas eintönig. Nachbars Rüben sind nicht unbedingt das, wofür es sich wirklich zu kämpfen lohnt.
Wo wir beim Stichwort sind: Kämpfe! Damit verbringen wir die meiste Zeit im Spiel. Sobald wir auf einen feindlichen Trupp oder Boss treffen, wechselt das Spiel für rundenbasierte Scharmützel in die Hexagon-Ansicht. Ähnlich wie in Heroes of Might & Magic spielt dabei unser Held eine untergeordnete Rolle. Er kann lediglich schwache Schadens- oder Schutzzauber wirken. Die Drecksarbeit erledigen unsere Truppen, die wir in den zahlreichen Städten- oder an speziellen Punkten der Spielwelt kaufen können.
Genrebekannt haben die Einheiten pro Runde spezifische Aktionspunkte, die sie verbrauchen können. Darunter fallen Angriffe und gelaufene Meter. Nach Ablauf des Kampfs erhalten wir Erfahrung, Gold und im Glücksfall ein Ausrüstungsteil, mit dem wir unseren Helden verbessern können. Anders als sein Genrekonkurrent verzichtet King´s Bounty: The Legend übrigens gänzlich auf die Kontrolle von eigenen Städten. Dafür dürfen wir uns im Spielverlauf eine Frau anlachen, die uns einige nützliche Boni- und ein Kind bescheren kann.
Sehr ärgerlich und unbegreiflich ist , dass es keinen Mehrspieler-Part gibt. Die spannendsten Stunden bei den Heroes of Might & Magic erlebte ich schließlich mit Freunden an meinem Computer. Somit hält sich der Wiederspielwert natürlich auf überschaubarem Niveau. Insgesamt gibt King´s Bounty: The Legend trotzdem einen sehr ordentlichen Vertreter des momentan recht stiefmütterlich behandelten Rundenstrategie-Genres ab. Es bietet viel altbekanntes auf hohem Niveau. Singleplayer-Fans der altehrwürdigen Heroes of Might & Magic-Serie werden auf ihre Kosten kommen.