Arcania-Tagebuch #2 – Nach dem Patch ist vor dem Patch


Arcania - Gothic 4

Eins will ich gleich vorweg schicken: Spellbound hat mit dem Hotfix gute Arbeit geleistet. Er tut was er soll, nämlich die Performance verbessern. Gestern zuckelte ich noch auf niedrigen Einstellungen durch Feshyr, heute konnte ich mich mit hohen Einstellungen fast flüssig durch den Süden Argaans bewegen. Einer von mehreren Fortschritten.

Ein sanfter Hauch von Gothic

Da war ich also nun: Erlöst von der Seifenoper auf Feshyr, ausgesetzt auf einer Insel auf der Krieg tobt. Von dem man allerdings nicht viel mitbekam. Das größte Problem der Gegend, in der mich die Story das Spiel beginnen lässt, sind ein paar Fischer ohne Boote, eine Taverne ohne Met und eine Horde Banditen, die die Lieferung Letzteren verhindern. Die Auslöschung selbiger ist also das erste große Ziel.

Weil einen ja noch niemand kennt, sind also die meisten Charaktere nicht besonders auskunftsfreudig. Der eine oder andere hat einen Plan ausgeheckt, wie man der Räuberplage Herr werden könnte, jeder verlangt aber eine Gegenleistung für die Einweihung.

Da laufe ich nun in der Gegend herum, auf der Suche nach einem Holzbein, einem Destilierkolben und Gold. In einem wesentlich glaubwürdigeren Setting als auf der Startinsel. Statt Kitsch begrüsst mich eine deutlich rauhere und misstrauische Welt, der es aber bislang an Feinschliff mangelt. Doch sich nicht mehr allenthalben an den Kopf greifen und selbigen aufgrund haarsträubender Geschichtsschreibung sanft gegen die Tischkante klopfen zu wollen, ja, das sind gleich mehrere Schritte nach vorne. Tatsächlich weht im rauhen Wind von Argaan auch ein sanfter Hauch von Gothic mit.

Keine Gefahr

Womit ich einen Sprung zur Technik machen will. Ja, grafisch ist Arcania soweit gelungen. Kleinere Schnitzer wie flimmerndes Gras oder  Clippingfehler sind verzeihbar. Nicht verzeihbar ist hingegen, dass man den Schwierigkeitsgrad auf die höchste Stufe („Gothic“) drehen muss, um in Gegnern eine Herausfordernug zu finden. Was ich an Gothic kannte und liebte war das Feeling, beim Erkunden der Wildnis abseits der Wege in steter Gefahr zu schweben. Und selbst die Gegner zu Beginn des Spieles waren, wenn nicht alleine unterwegs, beizeiten eine echte Bedrohung.

Spiele ich Arcania im herausfordernsten Schwierigkeitsgrad, dann werde ich früher attackiert und die Gegner verhalten sich im Kampf aktiver. Aber nicht in einem Ausmaß, das ich mir wünschen würde. Zwei Wegelagerer? Lächerlich. Vier Blutfliegen auf einmal? Easy. Sechs Molerats im Rudel? Kein Problem. „Gotthard, der Verdammte“, der erste Skelettgegner des Spiels? Klick, Klick, Klick, Ausweichen, Klick, Tot.

Jetzt wäre „Gotthard, der Verdammte“ ein für den Anfang sehr mächtiger Gegner. Als er mich einmal mit seinem Power-Schlag traf – auch nur, weil ich mich verklickte – reduzierte sich mein Lebensbalken um zwei Drittel. Folgerichtig würden auch wenige normale Treffer ausreichen, um meinem Heldenneuling den Gar aus zu machen. Solange wüste Klickorgien und ein bisschen Timing aber selbst für eine mehrköpfige Gegneransammlung ausreichen, bleibt diese Gefahr eine theoretische.

Überhaupt versuchen die Gegner sich mehr an extra starken Schlägen, denen man einfach viel zu einfach ausweichen kann, als an „normalem“ Kampf. Und darum hat die Simplizität des Kampfsystems auch so verheerende Auswirkungen. Es funktioniert nicht wesentlich anders, wie jenes von Gothic 3 vor dem Communitypatch. Man kann nur hoffen, dass sich das im Laufe des Spieles legt – sonst sollte Spellbound dringend nachbessern.

Wenig gebrechlich

Immerhin, von schweren Bugs scheint Arcania soweit befreit. Das schlimmste was mir bislang passiert ist, war ein Gespräch, das hängenblieb. Kaputte Quests oder dergleichen sind bis dato nicht aufgetaucht. Zwecks Atmosphäre gäbe es aber noch ein paar Ecken zu schleifen, besonders hinsichtlich des Sounds.

Manche Anreden von NPCs, wenn man sich ihnen nähert, brechen einfach ab. Und desöfteren laufen Sprachanimation und Gesagtes alles andere als synchron. Zudem setzt Regen grafisch und akustisch viel zu rasant ein – jedenfalls wenn man bedenkt, dass Arcania nicht in monsunanfälligen Breitengraden spielt.

Nach dem Patch ist vor dem Patch. und darum war der Hotfix sicher nicht der Letzte. Eine Tortur wie bei Gothic 3 dürfte uns aber erspart bleiben.

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