Ewig – oder zumindest fast so lange – haben Fans von <I>Valve</I>’s Shooter Überraschung Half-Life aus dem Jahre 1998 auf das Sequel zu Gordon Freeman’s Abenteuer in der Forschungsstation von Black Mesa gewartet. Vor wenigen Tagen platzte dann die Bombe: Half-Life 2 wird kommen. Wir haben uns durch die Wirren der letzten Tage geackert und alle Informationen zum Spiel zusammengetragen. Sämtliche bekannten Details kompakt in einem Artikel, das ist unsere Facts-Preview…
„Wir wollten sämtliche ‚When it’s done’-Angelegenheiten schon vor der offiziellen Ankündigung erledigen“ – einen kleinen Seitenhieb auf die Konkurrenz kann sich Valve-Boss Gabe Newell bei der Erklärung für die lange Geheimhaltung der Entwicklung von Half-Life 2 nicht verkneifen. Der gute Mann spuckt große Töne und dazu hat er wohl auch einen Grund. Mehr als acht Millionen verkaufte Exemplare der PC-Version von HL sprechen Bände. Die Modification Counter-Strike ist noch heute das mit Abstand meistgespielte Onlinespiel der Welt und neben offiziellen Addons wie Opposing Force und Blue Shift erschienen auch Stand Alone-Versionen zu Counter-Strike, Day of Defeat und der Total Conversion Gunman die allesamt Top-Verkaufszahlen erreichten (bzw. bei DoD darf man sich gute Zahlen erwarten).
Jeder Dollar den Valve aus dem fünf Jahre alten Shooter gewonnen hat wurde in das Sequel gesteckt. Mit einer nagelneuen Grafikengine will man dem Rest der Spielewelt das Fürchten lehren. Wenn man sich die ersten Bilder aus dem Spiel ansieht scheint das problemlos zu gelingen. Models die wie frisch gerendert aussehen, Texturen die dem Foto eines Materials in nichts nachstehen, Partikeleffekte die dynamischen Rauch und andere Goodies ermöglichen, hochdetaillierte Schatten, riesengroße Gegner und weiträumige Levels lassen die Mäuler der Spieler nach unten klappen. Dazu kommen noch Wassereffekte die die Unterscheidung eines Screenshots von einem Foto nahezu unmöglich machen. Wie das in Bewegung aussieht lässt sich natürlich noch nicht sagen, man muss allerdings kein Prophet sein um zu wissen, dass die Hardwareanforderungen des Spiels zumindest für die volle Darstellung der Pracht enorm sein werden. Valve behauptet ein Pentium 700 und eine Grafikkarte die DirectX 6-Standards (TNT) beherrscht wird ausreichen. Eine GeForce 4 und ein System an der 2GHz Grenze ist das angestrebte Optimum.
Aber auch zukünftige Technologien die noch nirgendwo unterstützt werden sollen bereits im Code enthalten sein. Sehen wir das erste Spiel das ein Jahr nach dem Release besser aussieht als zur Veröffentlichung?
Storymäßig wird Half-Life 2 natürlich nach den Ereignissen von Black Mesa angesiedelt sein. Als Vorlage für das Spiel wurde das Ende gewählt, in dem Gordon Freeman dem Angebot des Regierungsbeamten (redaktionsintern „Suitcaseman“ – „Koffermann“ getauft) annimmt. Der Suitcaseman ist nun euer Boss. Das andere Ende hätte laut Storywriter Mark Laidlaw nicht genug hergegeben um ein anspruchsvolles Sequel zu gestalten. Wieder schlüpft man also in die Haut des Wissenschaftlers Freeman. Den wird man übrigens wieder nur in der First Person-Perspektive präsentiert bekommen. Eine Sequenz in der man Gordon von außen zu sehen bekommt ist nicht geplant. Auch Missionsbriefings oder ähnliches sind nicht zu erwarten, was darauf schließen lässt, dass Half-Life 2 wieder eine geschlossene Story ohne große Unterbrechungen bieten wird. Gerade das hatte den Vorgänger ja dermaßen beliebt und erfolgreich gemacht.
Die Geschichte wird großteils auf dem „Alten Kontinent“ – sprich: Europa, genauer gesagt Osteuropa – spielen. Gordon und ein Team von anderen Wissenschaftlern sind in der fiktiven Stadt „City 17“ – Warum? Das erfahren wir alle erst beim Spielen. Fest steht, dass Valve viel mehr Charaktere einbauen wird. Im ersten Teil traf man auf einige wenige Personen, die noch dazu vollkommen anonym waren. Das änderte sich erst in den Addons, wo man die Rolle eines Wachmanns und eines Soldatens übernehmen durfte.
In Half-Life 2 trifft man wieder auf eine Vielzahl von unwichtigen Charakteren, aber auch storyprägende Personen werden dabei sein. Eine davon ist Alyx. Sie ist die Tocher von Eli Vance – einem der Wissenschaftler aus Black Mesa. Sie soll eine sehr wichtige Aufgabe in der (in zwölf Kapitel aufgeteilten) Geschichte von HL 2 haben.
Alle Models werden unter enormen Aufwand erstellt. Eine „Muskel“-Technik simuliert das An- und Abschwellen von Muskeln bei Bewegungen, die Gesichter werden durch eine ausgefeilte Mimik lebensechter und auch die Augen sind keine starren Punkte mehr. Dass sich die Polygonzahlen fünf Jahre nach Half-Life vervielfacht haben, ist wohl gar nicht erst erwähnenswert.
All das soll eine fesselnde Atmosphäre erzeugen, die Ihresgleichen gar nicht erst zu suchen braucht. Dazu ist es natürlich wichtig, dass auch die physikalischen Gesetze so genau wie möglich befolgt werden. Einer neuen Technologie (Gerüchte im Vorfeld besagten, dass wie in Deus Ex 2 die Havoc-Physikengine genutzt werden soll) ist es zu verdanken, dass alle Objekte unterschiedliche Eigenschaften besitzen und diese im Spiel auch sichtbar sein werden. Es ist davon auszugehen, dass die Technologie auch für Rätsel innerhalb des Spiels verwendet werden wird. Wer Half-Life gespielt hat weiß, dass Valve nicht auf geradlinige Shooterkost steht – hier war oftmals auch Hirn gefragt. Ein wenig Abwechslung wird auch von Nöten sein, denn wenn man den Aussagen der Entwickler glauben schenken darf, wird Half-Life 2 (es gibt übrigens keinen Untertitel) ein Minimum von 36 Spielstunden bieten. Das ist mehr als vier Mal so lange wie unser Negativbeispiel des Genres in diesem Aspekt – Unreal 2.
In dieser Zeit trifft man auf zahlreiche bekannte und viele neue Alienrassen. Die neuen Arten sollen organisierter sein und schlauer vorgehen als die ohnehin nicht gerade dummen Gegner aus Half-Life. Die bösartigen Aliens von Xen (HL) könnten dabei teilweise eure Verbündeten werden um gegen die neue Invasion zu kämpfen. Warum das so ist, das werden wir wohl auch erst während des Spiels erfahren. Lediglich in einer Szene wurde dieses Detail bereits demonstriert: Eine Alienrasse unterscheidet Freund und Feind nach dem Geruch – nachdem Gordon ein Parfum benutzt das ihn wie eines dieser Viecher riechen lässt, greifen die Aliens nicht mehr ihn sondern seine andersmüffelnden Widersacher an.
Während wir uns im Einzelspielerpart zu Tode fürchten sollen und schon einige Informationen dazu von Valve spendiert bekommen, tappt die ganze Welt über den Multiplayermodus von Half-Life 2 im Dunkeln. Mehr, als dass es einen solchen Teil geben wird, ist nicht bekannt. Spekulationen schießen uns als Freaks natürlich sofort in den Hinterkopf: Wurde Team Fortress 2 in HL 2 integriert? Sehr wahrscheinlich ist das natürlich nicht, aber bei der Geheimniskrämerei von Valve immerhin eine Möglichkeit.
Das was Half-Life noch heute so populär macht sind die unzähligen Mods die zum Spiel erschienen sind. Natürlich legt Valve großen Wert darauf trotz nagelneuer Engine auch hier wieder eine riesige Community zu erschaffen. Dazu wird es ohne Zweifel wieder ein SDK (Software Development Kit) geben. Fraglich ist, ob dieses eventuell schon vor dem Release veröffentlicht wird. Zahlreiche hilfreiche Tools wie z.B. eines zum Synchronisieren der Lippenbewegungen zu jeder beliebigen WAV-Datei werden die Modder anlocken.
Am 30. September wird Half-Life 2 released. Obwohl der Publisher noch nicht offiziell bekannt gegeben wurde, dürfte die Ehre (und angesichts der zu erwartenden Verkäufe auch die Freude) den wohl meistgewünschten Titel aller Zeiten zu veröffentlichen wahrscheinlich <I>Activision</I> zufallen. Das kürzlich bekannt gewordene Publishingabkommen zwischen Valve und dem Doom 3-Publisher tritt erstmals mit der Stand Alone-Version von Day of Defeat in Kraft und sollte im Normalfall auch Half-Life 2 betreffen. Übrigens: Das Spiel ist exklusiv PC-Spielern vorbehalten…
Was soll man da noch großartig sagen? Valve betont immer wieder, dass eigentlich noch gar nichts zu Half-Life 2 bekannt ist und trotzdem sind die bisher veröffentlichten Details so gigantisch, dass man Half-Life 2 wohl zum besten Shooter aller Zeiten küren wird müssen, auch wenn „nur“ diese Informationen zutreffen und die auch im Spiel funktionieren. Aber wir wollen jetzt erstmal nicht in verfrühte Euphorie verfallen… Hahaha – als wenn das nicht schon lange geschehen wäre. Im Normalfall bin ich ja eher skeptisch was die Ankündigung von angeblichen Revolutionen betrifft, aber hier ist einiges am Brodeln und wenn die Entwickler wieder eine ähnliche Perfektion abliefern wie mit dem Vorgänger, dann wage ich zu behaupten, dass mit Ausnahme von Deus Ex 2 kein derzeit angekündigtes Spiel auch nur annähernd an die Klasse von HL2 heranreichen wird. Die Zeit wird es zeigen, ich freu’ mich schon jetzt unheimlich…
Ersteindruck: Ausgezeichnet