Freeport 7 wird angegriffen, ich bin Trent – einer der wenigen Überlebenden – ich werde auf Manhatten gebracht, einen größeren Planet im New York System. Mein Schiff ist zerstört, ein guter Freund liegt im Krankenhaus – wohl oder übel werde ich eine Weile auf dem Planten bleiben – klingt jetzt vielleicht spannend, ist es aber nicht. Ich habe besseres vor – gesagt getan, ich schwinge also meinen Hintern in die nächste Bar um dort einen Job oder vielmehr einen flugtauglichen Untersatz zu finden. Juni ist so nett und stellt mir einen zur Verfügung – die Bedingung ist, dass ich einen kleinen Auftrag für sie erledige – 2000 Kröten bringt dieser ein. Wenn man bedenkt, dass ich gerade mal 500 Credits in der Tasche habe und das billigste Schiff auf dem Planeten ab 7000 zu haben ist – Tellerschrubben ist auch nicht so meine Sache.
Also nehme ich den Auftrag an – über Kurztipps und mein Logbuch erhalte ich laufend Infos zum Game und zur Steuerung. Intuitiv gehts dann gleich zu Begin in die erste kleinere Schlacht. Vom ersten Schock erholt, schließe ich mich meiner zugewiesenen Formation an und begleite die Jungs und Mädels um ein Frachschiff sicher zu seinem Bestimmungsort zu bringen. Danach wird noch ein bißchen Diebesgesindel geschrottet – ab hier bin ich auf mich allein gestellt. Nach dieser Tutorial Phase stehen alle Möglichkeiten offen – die Steuerung sollte klar sein und alle nötigen Funktionen sind freigeschaltet und stehen bereit.
Die Verbindung zwischen den einzelen Planten und äußeren Stationen läuft über sogenannte Trade Lanes – das sind mehr oder weniger interstellare Beschleunigugsstreifen – um von einer Seite zur andere des Systems zu fliegen bräuchte man sonst sicher sehr sehr lang. Die Sonnensysteme untereinander sind mit Hotspots verbunden – diese finden sich entweder irgendwo nicht verzeichnet im Niemandsland als blanke Wurmlöcher oder sie sind ans Trade Lane Netzwerk angeschlossen und mit einem Management System ausgestattet, um deren illegale Nutzung zu unterbinden – zweitere nennen sich Jump Gates.
Schnell gelange ich über die Trade Lanes überall und nirgendwo hin. Auf einem meiner Abstecher kommt mir ein Schlachtschiff, die Missouri, in die Quere. Dem wird natürlich sofort der bedingungslose Krieg erklärt … schlechte Idee! Schnell komme ich zu dem Schluss, dass Freelancer nicht viel mit anderen Spaceshootern gemeinsam hat – in Wing Commander war es ein Leichtes, mit einem Jäger und einer passend großen Rakete / Torpedo einem 10 km langen Schiff den gar auszumachen. Das war ‚damals in der Zunkuft‘ so. Aber heute ist das anders – Schlachtschiffe sind prinzipiell besser gepanzert, bewaffnet und ausgerüstet, als ein herkömmlicher Jäger mit zwei primitiven Energiewaffen. Langsam meldet mein Gehirn den Fingern: "Hey, ich glaube du hast’s dir gerade mit dem halben Sonnensystem verscherzt …" – Die Finger empfangen diesen Befehl und aktivieren die Cruise-Engines, eine Art Super-Nachbrenner. Vorteil: 3.5-fache Geschwindigkeit – der Haken: die Waffen werden deaktiviert.
Nun, da ich außerhalb der Gefahrenzone bin – in Regionen, in denen wohl noch keiner mitbekommen hat, dass ich der Liberty Navy gerade den Krieg erklärt habe – kann ich mich anderen Dingen widmen.
Kurzum, ich werde Händler – d.h. ich werden mehr oder weniger ‚indirekter Händler‘. Die Vorgehensweise beim indirekten Handeln ist ganz einfach: man sucht sich ein möglichst großes Schiff mit möglichst wenig Bewaffnung, möglichst großer, wertvoller Ladung und möglichst kleinem Begleitschutz – dazu sollte man vorher seinen Scanner aktivieren – dieser gibt Auskunft über Ladung, Bewaffung und Equipment des Zielobjekts – des weiteren wird ein kleiner Funkspruch zum potentiellen Opfer abgesetzt – die meisten Piloten verraten bereitwillig ihr Ziel – wenn das Ziel nur weit außerhalb bekannter Handelswege liegt und möglichst noch durch ein unkontrolliertes, illegales Wurmloch führt, fragt man freundlich nach, ob man den Frachter nicht etwas begleiten darf. […] (dieser Teil wird aus ethischen Gründen nicht erwähnt, sonst heißt es noch, Rebell.at stachelt zu Raubüberfällen an) – Jetzt wird erstmal der Laderaum befüllt – hierbei kommt der Traktorstrahl zum Einsatz – ein äußerst vielseitiges Gerät, wie ich meine. Ursprünglich dafür gedacht, Fluchtkapseln von abgeschossenen Piloten oder Mineralien und Metalle aus Trümmerfeldern einzusammeln, lässt er sich natürlich auch dafür verwenden, die Ladung von zerstörten Schiffen zu bergen.
Mit guten Verbinunden zum hiesigen Untergrund kann man die Handelswaren sehr gut absetzen. Dabei ist allerdings vorsicht geboten – Polizeischiffe haben auch einen Targetscanner, sollte die Jungs dahinter kommen, dass man ein kleiner, hinterhältiger Dieb ist, kann das schlimm enden. Jedem bleibt selbst überlassen, welcher Fraktion er sich zuwendet – und davon stehen einige zur Auswahl – allein die Liste in der Demo zählt an die 20 – angefangen von Diebesgilden, über Freibeuter, Handelskonzerne bishin zur Exekutive und Militär steht alles zur Auswahl. Je nachdem für wen man Aufträge erledigt, steigt das Ansehen bei dieser Gruppierung – im Gegenzug macht man sich natürlich unbeliebter bei den Konkurrenten. Das System erinnert an jenes von GTA 2 – es ist allerdings viel komplexer – die Übergänge sind fließend.
Mittlerweile hat sich auch die Gesinnung der Navy mir gegenüber ein bißchen geändert – die Missouri ist jetzt weder Feind noch Freund. Ein weißer Schriftzug im Zielfenster liest sich gleich viel entspannter als ein roter. Apropos weiss – die Sonne im New York System ist ein mittelgroßer, weißer Stern. Um euch gleich davon abzubringen – man kann nicht auf der Sonne landen – ich hab’s versucht … Die freundliche Frauenstimme meinens Schiffscomputers meint dazu folgendes: "Danger, entering sun-corona …" – blöderweise war gerade der Autopilot aktiv und ich war zurückgelehnt im "Cockpit" … bevor ich reagieren konnte, befand ich mich schon im Jenseits. – Neuer Eintrag im Anmerkheft: "Nicht in die Sonne fliegen!" – kommt übrigens gleich nach "Nicht in ein Minenfeld fliegen!" und "Nicht unkontrolliert in die Atmosphäre eines Planeten fliegen!" – für Letzteres gibt’s übrigens sogenannte Docking Rings – diese sind dafür da, dass auch ein Idiot auf einem Planeten landen kann, ohne gleich zu verglühen. Einfach das Docking-System ins Visir nehmen, F3 drücken – fertig. Die Zeiten von Falcon 4.0 sind vorbei, ein 450 Seitiges Handbuch auswendig zu lernen um starten zu können gibts auch nicht.
Weiter im Text, ein paar harte Fakten für den 2. Teil:
Freelancer ist eines der Spiele, die zeitweise irgendwo in der Versenkung verschwanden – so ähnlich wie Duke Nukem Forever. Ursprünglich wurde es vor ca. 5 Jahren angekündigt – ab und zu gab’s dann ein paar Infos – zwischendurch ein Game im selben Genre – Freespace 2, StarLancer – um nur ein paar zu nennen – alle waren nicht so wirklich das Non-Plus-Ultra. Irgendetwas ist schief gelaufen – der Releasetermin kam und kam nicht, aber Freelancer blieb immer das Must-Have-Game, obwohl keiner so genau wusste, ob man die Entwicklung überhaupt noch vorantreibt.
Die Qualität des Spiels scheint vor allem durch die Möglichkeiten geprägt zu sein – die Illusion, man bewege sich durch ein fühlendes, atmendes Universum. Auf dem Weg durch die Sonnensysteme und Galaxien kann man mit so ziemlich jedem Sprechen – unterschiedliche Fraktionen, Personen und Gebräuche. Ein kurzer Abstecher in eine Bar bringt zo manche Auskunft über die aktuellen Geschehnisse im Universum. Ob man jetzt den Barmann befragt oder seine persönlichen Informanten abklappert, bleibt jedem selbst überlassen.
Ein anderes Feature ist das Universum selbst – ein lebender Organismus. Es wirkt lebendig – Handelsschiffe, Piraten, Freibeuter – alles tummelt sich um die Knotenpunkte – der Funkverkehr ergibt Sinn – durch gezieltes Abhören kann man natürlich auch Vorteile daraus schlagen.
Jenachdem mit wem man verkehrt, welche Missionen man ausführt oder schlichtweg wen man auf die Zehen (oder eben nicht) tritt, verändern sich die Beziehungen zu den unterschiedlichen Fraktionen. Wenn man an einer Mission beteiligt ist, die als Hauptziel die Vernichtung eines Schiffes einer bestimmten Gruppierung hat, wird man sich sicher keinen guten Namen in den Kreisen der Ex-Besitzer machen. Dabei geht es freilich nicht nur nach dem Motto: "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" – vor jedem Einsatz vielleicht einen kleinen Blick auf den Auftraggeber werfen … der Tag könnte damit gerettet sein.
Es gibt zwar eine Storyline, die diese Beziehungen übergeht, aber wie heißt es so schön: "Viele Wege führen nach Rom". Die Story wird im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller – somit kommt man nicht darum herum kleinere Aufträge, Handelsgeschäfte oder Überfälle zu unternehmen – irgendwie muss man ja auch sein Schiff auf dem neuesten Stand halten – davon stehen immerhin über 50 verschiedene zur Auswahl. Es wird einem einfach die Freiheit überlassen, das Spiel so zu spielen wie man es für richtig hält. Freelancer ist somit nicht nur eine Simulation oder ein Space Shooter – vielmehr ist es ein komplexes Rollenspiel, bei dem die Verteilung zwischen Gut und Böse nicht vorher festgelegt wird, wie etwa bei einem herkömmlichen RPG.
Eine Unzahl an Upgrades und Waffen stehen bereit – viele davon sind nur an bestimmten Orten zu bekommen. Wenn das eigene Equipment einmal im teueren Bereich angelangt ist, ist es ein Leichtes durch die wogenden Wellen des Alls zu schweben, zu handeln und zu kämpfen – und es kommt überaschend oft zu diversen kleinen Konflikten.
Grafisch ist das Spiel auf jeden Fall sehr eindrucksvoll – besonders, wenn man bedenkt, dass die Entwicklung schon so lange andauert. Zwar sind die vordergründigen Details technisch eher etwas veraltet – aber auf modernen Rechnern mit höheren Auflösungen fällt das nicht mehr ins Gewicht – der Hintergrund ist außerdem ohne Zweifel bombastisch. Keine Spur von einem tiefschwarzen, leeren All.
Falls ihr euch bisher gescheut habt, die Demo zu saugen, weil ihr eine unübersichtliche Steuerung befürchtet habt – ich kann euch beruhigen – in ca. fünf bis zehn Minuten sind die Grundfunktionen dank Tutorial-Mission am Anfang erklärt.
Alles in allem erwarte ich ein großartiges Spiel. In der Demo hab‘ ich zwar fast nichts von der Hauptstory mitbekommen, aber das wird sich denke ich im richtigen Spiel ändern.
Zu bemängeln gibt’s eigentlich nur zwei Dinge: teilweise fehlen Soundeffekte – ohne irgend einen erklärbaren Grund (auf jedem meiner Rechner) – möglicherweise liegt das an der Demo – nach mehrmaligem Neustarten der Demo sind alle Dialoge und Effekte vollständig zu hören.
Das Zweite sind die verstümmelten Einstellungen im Menu – es ist z.B. nicht möglich den 3D Sound abzuschalten, zudem funktioniert die Cockpit-Ansicht nicht, man ist also gezungen in der 3rd-Person-Perspektive zu fliegen – und eben die Sonderfunktionen für Waffengruppierung und so weiter – diese beiden "Mankos" werden aber hoffentlich in der Vollversion behoben sein.
Was ich vielleicht noch als Rückschritt ansehe, sind die fehlenden Videos, wie man sie aus Wing Commander 3-5 und Privateer 2 kennt. Trotzdem sind die Zwischensequenzen gut vertont und druchaus ansehnlich.
Spielerisch ist "DER" Suchtfaktor auf jeden Fall vorhanden – nachdem ich die Demo auf dem Rechner hatte, hab ich ohne Pause ca. fünf Stunden am Stück gespielt …