Was für ein vollmundiger Name! Prime Time verspricht schon durch seinen Titel einen etwas anderes Spielkonzept, dass wir zu letzt bestenfalls beim Klassiker Mad TV bewundern durften. Und vielleicht trifft das ja genau den Zahn der Zeit. In Tagen von vielen schlechten Soaps, Big Brother und noch mehr Casting-Shows darf man in Prime Time selbst auf den Regiestuhl und eine führende Position beim fiktiven Tv-Sender "Entertain TV" übernehmen. Für die Zeit von 18-24 Uhr will ein spannendes und abwechslungsreiches Programm erstellt werden, Woche für Woche. Das eigentliche Spielkonzept und Ziel ist schnell erklärt: Innerhalb von vier virtuellen Jahren sollst du den Sender vom Nobody zum Star machen. Du planst also das Programm, handelst und kaufst an der Filmbörse, schließt hohe Werbeverträge ab und bestimmst die lukrativen Werbeplätze. Nebenbei sollte man noch das wachsende Sendergelände im Auge behalten, sich um die Verwaltung des Senders kümmern, Mitarbeiter zur Weiterbildung schicken, feuern oder neue Schauspieler und Moderatoren einstellen.
Es gibt also mehr zu tun, als angenommen. In der virtuellen Millionenstadt "Blickfeld" leben verschiedene Bevölkerungsgruppen. Von Yuppies über Kindern zu Alleinerziehenden ist alles vertreten. Ziel muss es natürlich sein, möglichst viele dieser Gruppen für deinen Sender zu gewinnen.
Dabei gilt es die verschiedenen Wünsche dieser Gruppen zu beachten – gar nicht so leicht, wie es sich vielleicht anhören mag. Die virtuelle Stadt macht optisch übrigens einen richtiig guten Eindruck. Abends gehen die Lichter an, morgens fahren Schulbusse durch die Straßen, und in der Dämmerung spiegelt sich die untergehende Sonne in den Fensterscheiben. Auch die Innenräume der Gebäude und die Angestellten selbst machen einen detaillierten Eindruck. Optisch geht der Titel also in jeden Fall in Ordnung. Anfangs wird es einem aber nicht leicht gemacht. Ohne Einweisung oder Tutorial wird man auf eine Menge Funktionen losgelassen – hier ist reines Try & Error angesagt. Selbst nach mehreren Stunden hatte ich einige fortgeschrittene Produktionswege oder Optionen bei Nachrichtenagenturen noch nicht raus.
Die wichtigste Aufgabe, die es zu erledigen gibt, ist das Zusammenstellen eines Programms. Diese zeitaufwendige Prozedur muss man natürlich nicht gänzlich alleine erledigen. Der Programmdirektor, sobald vorhanden, erstellt ein Programm nach unseren Wünschen. Nachbessern kann man selbstverständlich immer noch. Damit genügend Abwechslung und Spannung herrscht, ist es zum Einen möglich fertige Filme und Serien an der Filmbörse zu erstehen und zum Anderen auch eigene Sendungen drehen. Dieses Unterfangen ist anfangs noch recht sinnlos, denn Studio und Crew sind für einen Blockbuster noch nicht geeignet. Die Umbau- und Erweiterungsarbeiten sind sehr kostspielig und so empfiehlt sich für das erste Jahr der regelmäßige Gang an die Filmbörse. Die Werbeagentur ist ein zentraler Anlaufpunkt in der Stadt. Hier können lukrative Werbeverträge abgeschlossen werden, die meist an bestimmte Bedingungen gebunden sind. Bei der Erfüllung dieser Verträge winken, je nach höhe der Mindestquote, hohe Gewinne.
Neben der Regie gibt es aber noch andere wichtige Teile im Sendergebäude. Im Archiv kann man sich einen Überblick über seine Sammlung an Filmen verschaffen. Auch hier besteht die Möglichkeit einen Mitarbeiter, den Archivar einzustellen, um das Archiv zu automatisieren. Das Einstellen von Mitarbeitern wird entweder über unsere Sekretärin, oder direkt auf der Straße erledigt. Dort kann man sich die Werte der Fußgänger im Detail ansehen und entscheiden, ob man der Person ein Jobangebot schicken möchte. Jede Woche steht die Besprechung mit dem Chef an. Dieser gibt uns ein direktes Feedback über unsere Arbeit und ist bei gewissenhafter Erfüllung der Aufgaben auch bereit, das Senderbudget ein wenig aufzustocken. Im Laufe der Jahre kommen übrigens noch neue Anlaufpunkte in der Stadt hinzu. So darf man sich als ersten Neuling in Blickfeld auf die Drehbuchagentur freuen. Dieses ist der zentrale Ort für Drehbücher zu Serien und Filmen. Dann muss lediglich noch die Produktion im hauseigenen Studio übernommen werden.
Zwischendurch sollte man immer einen Blick in die Quotenstatistiken werfen. Hier wird aufgezeigt, wie sich die Zuschauerzahlen verändert haben und welche Shows oder Filme geliebt oder gehasst werden. Die Konkurrenz schläft schliesslich nie und davon gibt es in Prime Time gleich mehrere. Drei Konkurrenzsender buhlen um Zuschauer und Beliebtheit. Besonders gut, um die Konkurrenz abzuschütteln, machen sich da Besonderheiten im Programm. Alle paar Wochen passieren nämlich merkwürdige Dinge in Blickfeld. Sei es ein Unfall, ein sprechender Hund oder eine andere Sensation. Darüber lassen sich Sondersendungen produzieren, die noch am selben Tag ins Programm geschoben werden. Für Wachstum im und um den Sender sorgen Neubauten und Erweiterungen.
Dafür muss immer der umständliche Weg über den Bürgermeister gegangen werden, der einem die Grundstücke zu horrenden Preisen verkauft. So ist eine Sendewagengarage für Sonderberichte die Vorraussetzung und ohne einen Satellitenuplink bleibt die Nachrichtenagentur ohne Informationen auf dem Trockenen.
Mit diesem Uplink lassen sich jedoch auch herkömmliche Nachrichtensendungen drehen. Wie bei jeder anderen Art von Sendung in diesem Spiel, kann man zwischen drei verschiedenen Bauteilen wählen, die die Show ausmachen. Dabei sollten wir aber immer auch die Wünsche der Bevölkerung im Blick haben. Wenn es den Bewohnern von Blickfeld nach Komödie dürstet, kommen knallharte Actionstreifen meist nur sehr mäßig an.
Prime Time ist für mich eine positive Überraschung. Besonders gut gefiel mir der direkte und sichtbare Einfluss auf die Quoten. Bei genügend Werbung für die einzelnen Sendungen schalteten auch deutlich mehr Zuschauer ein. Außerdem präsentieren sich die Statistiken aufgeräumt und übersichtlich. Der Wiederspielwert ist auch nicht zu unterschätzen. Nach vier Jahren hat man zwar das Meiste gesehen, jedoch gibt es immer noch Möglichkeiten, das eigene Programm zu verbessern, neue Serien oder Filme zu drehen oder zu kaufen und bessere Mitarbeiter einzustellen. Trotzdem kommt das Spiel besonders im ersten Jahr nur langsam in die Gänge. Neben den Wochenaufgaben des Chefs gibt es meist, außer der Erfüllung der Werbeaufträge, recht wenig zu tun. Außerdem sind die Gebäudezusätze zumeist unnütz und halten den Spielverlauf nur unnötig auf. Weiterhin hätte ich mir die Möglichkeit der Erstellung eines eigenen Senders und ein kurzes knappes Tutorial gewünscht. Letztendlich bietet Prime Time also ein frisches und unverbrauchtes Spielprinzip mit tollen Ansätzen, allerdings auf Dauer zu wenig Abwechslung und hartem Einstieg.