Man kreuzt Diablo mit einem MMORPG und verpackt das Ganze in eine wunderschöne 3D-Welt mit vielen netten Ideen – heraus kommt Guild Wars, das nächste Online-Game von NCsoft. Wir haben in die Beta-Version gelugt um euch einen ersten Eindruck gewähren zu können.
Ein MMORPG ohne monatliche Gebühren? Abgesehen von einigen Freeshard-fähigen Spielen wie der Oldie Ultima Online gibt es sowas noch nicht. Genre-Gigant NCsoft (Lineage 2, City of Heroes, Tabula Rasa, …) will dies nun ändern. Ein Team von ehemaligen Blizzard-Mitarbeitern und anderen talentierten Entwicklern arbeitet derzeit unter dem Namen Arena.net an Guild Wars. Während der E3 gab es die Möglichkeit das Spiel ausführlich zu testen. Der Proband hat sich äußerst wacker geschlagen und so manchen der etwa 200.000 angelockten Zocker mal wieder in ein schlafloses Suchtwesen verwandelt.
Das Action-RPG bestach nicht nur durch die schöne und vor allem schnelle Grafikengine, sondern auch durch spielerische Werte. Nachdem wir uns einen Charakter zusammengestellt haben (wir wählten die Kombination Elementalist/Warrior um die Vorzüge von Magie und Nahkampf kombinieren zu können), begann das Spiel vor den Mauern einer Stadt. Sofort kam ein NPC auf uns zugerannt und bat uns um Mithilfe im Kampf gegen massenhaft unfreundliche Monster. Wir rannten mit ihm also los und nahmen an einer "ethnischen Säuberung" der unbedenklichen Art teil. Das machte zwar eine Zeit lang Spaß, aber es stellte sich natürlich die Frage, wofür man dazu einen Online-Anschluss brauchte.
Schnell also machten wir uns auf die Suche nach Mitspielern, um auch den Multiplayer-Part ordentlich auszunutzen. Nachdem wir einige Regionen (mit – trotz Streaming-Technologie – annehmbaren Ladezeiten und nur wenigen Lags) durchreist hatten, stießen wir endlich auf eine Gruppe williger Mitstreiter. PvP-Kämpfe (Player versus Player) waren angesagt und so stiegen wir in eine Extra-Map ein, wo es zur Schlacht zwischen jeweils vier menschlichen Recken kam. Langsam ging das Spielprinzip ins Blut über, und wir lernten die acht voreingestellten Zaubersprüche unseres Charakters kennen (während des E3-Stresstests waren alle Accounts auf Level 15 gelockt, damit keine unfairen Vorteile auftraten).
Nach vier Duellen verabschiedeten wir uns von den Kollegen und suchten nach den uns bereits zu Ohren gekommenen Cooperative-Missionen. Mit einer Gruppe von bis zu acht Personen sollte man die spielen können. Allerdings musste man sich dieses Szenarien erst nacheinander freischalten, da sie eine gewisse Storyline verfolgten.
In den ersten Missionen waren es aber erstmal wieder kleinere Gruppen von vier, die zusammen gegen das Böse kämpfen durften. Sinnloses Drauflosrennen führte dabei früher oder später unweigerlich zum Tod. Immer wieder verlangten größere Gegnerhorden und Bossgegner nach taktischen Vorgehensweisen. Über den Ingame-Chat funktionierte das zwar auch, wesentlich praktischer erwies sich aber das Benutzen des Voicechat-Programms Teamspeak.
Wer genug Erfahrung gesammelt hatte, konnte seine Skillpunkte in den Städten zur Aufbesserung bestimmter Fähigkeiten einsetzen, ansonsten gab es noch temporär einsetzbare Gems (eine Art Edelstein), die einem für einige Zeit zusätzliche Zaubersprüche bescherten.
Die größte Schwäche des Spiels lag zuweilen noch in den unspektakulären Ausrüstungsgegenständen. Gilden waren noch nicht integriert und die sollen ja später eine beträchtliche Rolle spielen. Dank einer Freundesliste konnte man aber dennoch problemlos mit allen Bekannten im Spiel kommunizieren. Schade, dass es keinen eingebauten Voice-Chat gibt, so muss man wieder einmal auf externe Tools zurückgreifen.
Wer mich kennt weiß, dass ich ein absoluter Online-Muffel bin. Nur wenige Spiele konnten mich zum Internet-Gaming bewegen, aber die E3-Beta von Guild Wars hat es geschafft. Natürlich ist auch das gebührenfreie Online-Spielen ein Grund um das NCsoft-Game im Auge zu behalten.
Wenn Arena-net bis zum Release in der zweiten Jahreshälfte noch an einigen Feinheiten schraubt, könnte Guild Wars das schaffen, was eigentlich World of WarCraft vorbehalten bleiben sollte: Uns nämlich ein unkompliziertes Massivley Multiplayer-Erlebnis zu bescheren, das Einsteigern und Profis gleichermaßen Spaß macht.