Es gibt Spiele, die machen süchtig. Tony Hawk’s Pro Skater 4 ist eines davon. Während man auf der Suche nach dem ultimativen Highscore ist, scheint die Zeit still zu stehen. Erst wenn man sein virtuelles Board wieder an den Nagel hängt, bekommt man mit, dass man mal eben locker fünf Stunden gespielt hat – und das nicht ohne Grund…
Same production as last year?
Fortsetzungen erfolgreicher Titel leiden meist unter Innovationsarmut, <B>Tony Hawks Pro Skater 4 macht da zum Glück eine Ausnahme. So wurde das Gameplay an manchen Stellen stark verbessert: Das nervige Zeitlimit wurde nur noch auf die einzelnen Mission begrenzt, von denen es pro Level 16 Stück gibt. Manche sind von Anfang an verfügbar, andere erst nach Absolvierung gewisser Levels. So könnt ihr euch erstmal in aller Ruhe durch die einzelnen Levels bewegen um diese zu erkunden.
Das ist auch bitter nötig, da sich jedes der liebevoll gestalteten Levels anders als das vorherige aufbaut und sich deshalb auch verschieden fährt. Eine weitere Neuerung sind zudem die Spinetransfers, mit denen ihr euch von einer Pipe in die nächste begeben könnt, ohne das eure Combo unterbrochen wird, somit lassen sich noch höhere Punktzahlen erreichen.
Lets go!
Am Anfang wählt ihr einen von 19 Skatern aus – 15 davon frei wählbar, 4 versteckt – unter ihnen neben dem namensgebenden Tony Hawk auch solche Größen wie Bob Burnquist ,Rune Glifbery und den aus MTVs <B>Jackass bekannten <I>Bam Magera,
Danach steht euch zuerst nur ein kleines verpenntes Nest bzw. dessen Marktplatz zum Skaten zur Verfügung. Nachdem ihr die geforderte Zahl an Pro-Points, welche je bestandener Mission vergeben werden, gesammelt habt, wird ein weiteres Level freigeschaltet, so warten auf euch u.a. Alcatraz, ein Hafen und London als geeignete Örtlichkeit, um euren Skatekünsten freien Lauf zu lassen. In den Levels müsst ihr nun die verschiedensten Missionen meistern, welche von dem üblichen Aufsammeln der Buchstaben S-K-A-T-E über verschiedenste, zu stehende Trickkombinationen bis hin zu solch illustren Aufgaben, wie das Fahren in einem Einkaufswagen gehen. Dabei bieten die Missionen aufgrund ihrer lustigen Hintergrundgeschichte und den vielseitigen Ideen eine hohe Wiederspielbarkeit und werden nicht so schnell langweilig. Leider sind einige Missionen, wegen ihres niedrigen Zeitlimits oder den hohen Ansprüche an eure Skaterfähigkeiten, selbst mit 20 Anläufen nur mit äußert viel Glück zu meistern.
Natürlich bleiben eure Mühen nicht unbelohnt, neben Geldbeträgen gibt es für vereinzelte Missionen auch die wichtigen Statuspunkte, die ihr dafür verwendet, euren Skater in den verschiedensten Attributen wie Lip-, Rail-, oder Manualbalance zu verbessern. Für die ersten drei Plätze bei den Wettbewerben (hier gilt es bessere Noten von der Jury einzufahren als die Computergegner) winken wieder Medallien. Anders als bei den beiden Vorgängern schaltet ihr zusätzliche Kostüme, Skater und Parks nicht mehr frei, sondern könnt diese gegen einen kleinen Unkostenbeitrag beim Shop eures Vertrauens kaufen. Neben der Fülle an Extragegenständen, besticht Tony Hawk’s Pro Skater 4 vor allem dank der hohen Anzahl an Missionen und dem sehr hohen Schwierigkeitsgrad durch einen enormen Tiefgang. Bis ihr schließlich den Pro-Modus erreicht habt, sind meistens schon locker 20 Stunden an Spielzeit verstrichen.
Gameplay hui, Grafik pfui!
Das Gameplay wurde als dezent verbessert und sinnvoll ergänzt, leider vergaßen die Entwickler dabei wohl die Grafik: Zwar sind die Skater nach wie vor exzellent animiert und haben einen Bewegungsradius um den ihr reales Vorbild Tony Hawk sie sicherlich beneiden würde, doch wurde bei der Umgebungsgrafik seit Teil drei keine Verbesserung vorgenommen. So wirken die Texturen leider etwas blass und detailarm und von grafischen Spielereien wie Vertex- und Pixelshader, Bump Mapping oder Environmental Bump Mapping kann der Spieler nur träumen.
Spätestens, wenn man die Option „Enable Distance Fog“ eingeschaltet hat, dürften sich die Besitzer eines N64 unter euch an die Rauchschwaden erinnern, die dieser Nebelwerfer (64) damals regelmäßig präsentierte. Letzteres gibt zwar keinen Retro-Bonus, dafür läuft das Spiel aber auch auf schwächeren Rechnern noch ausreichend flüssig.
Im Gegenteil zur Grafik bewegt sich die akustische Gestaltung auf gewohntem Höchstniveau. Sowohl die Effekte als auch die Sprachausgabe sind atmosphärisch und hören sich im Falle von Stürzen richtig fies real an.
Ein richtiges Highlight stellt aber mal wieder der Soundtrack dar. Hier wird von Rock, über HipHop bis hin zu Punk alles geboten, was das Skaterherz erfreut. Neben solchen Größen wie AC/DC und System of a Down sind auch noch viel kleinere bzw. unbekannte Bands mit von der Partie.
Konsolenkrankheiten
Eine der größten Schwächen von Tony Hawk’s Pro Skater 4 ist seine Konsolenvergangenheit, die auch der vierte Teil nur schwer verleugnen kann.
Zwar wurde auf grobe Schnitzer "verzichtet", aber neben der Grafik ist vor allem die Steuerung am PC ohne ein Extra-Gamepad mit mindestens zwölf Knöpfen und am besten einem Analogstick nur schwer zu meistern. Zudem wurde einige Tastenbezeichnungen recht unglücklich gewählt, so steht der Buchstabe „G“ nicht etwa für Grind sondern für Grab. Diese verwirrende Tatsache behindert vor allem dann, wenn man in einer Mission verschiedene vorher angezeigte Spezialtricks gekonnt meistern soll.
Tony Hawk’s Pro Skater 4 zeigt, wie man auch ein altehrwürdiges Spielkonzept sinnvoll erweitern und verbessern kann. Die Idee mit den nun ohne jedes Zeitlimit befahrbaren Parks finde ich schlichtweg genial. Auch die einzelnen, sehr abwechslungsreichen Missionen sorgen für beste Unterhaltung.
Dennoch könnte ich die Entwickler für die ein oder andere Mission und die sehr komplexe Steuerung lynchen. Zudem sollte die sehr altbackene Grafik endlich mal generalüberholt werden, am Soundtrack und dem eigentlichen Gameplay müssen die Entwickler hingegen kaum feilen. Mich würde es nur mal interessieren, welcher Skater denn bitteschön einen 720 Indy & 360 Benihana steht…