Meine ehrwürige Microsoft-Maus hat es hinter sich. Nach Jahren der guten Dienste – sie ist das einzige Accesoire, das mehrere PC-Wechsel überstand – werkt in meiner Hand nun die Saitek Cyborg. Das ist in so vielerlei Hinsicht ein Stilbruch, dass man manchmal vergisst, dass die beiden Geräte im grundlegendsten Inneren dasselbe tun.
Ganz offensichtlich ist der Wandel schon am ersten Blick. Die unauffällige MS-Maus weicht einem Gerät, das ein 13-jähriger Möchtegern-Hacker designed haben dürfte. Es ist schwarz, leuchtet rot, hat Ecken wo keine sein müssten und anstatt kompakt zu sein, ist die Cyborg größenverstellbar.
Das ist ein wichtiges Feature, immerhin verändert sich die Größe einer Hand ja auch permanent. Und weil das wirklich die ganze Zeit der Fall ist und es kaum zumutbar wäre, dass man dafür mehr als nur einen Finger rührt (immerhin ist es eine Maus), verändert man die Größe der Maus über eine Software, die den integrierten Motor steuert. Kein Witz. Dies ist eine per Motor größenverstellbare Gamingmaus.
Der Knackpunkt daran: Nirgendwo wird erklärt, was nun die richtige Größe ist. Also stellte ich die Cyborg zu Beginn klein ein – ich habe ja keine besoners großen Pratzen. Das fühlte sich gut und richtig an. Nach einigen Tagen begann meine Hand aber zu schmerzen und am Ballen entwickelte sich ein kleiner blauer Fleck. Das kann nicht gut sein, dachte ich, und klickte die Größe gleich mal ordentlich rauf. Der Motor schnurrte und seither sitzt das Gerät gut. Was im Betrieb nicht stört, aber doch bemerkenswert ist: Das hintere Teil der weiter ausgefahrenen Maus wackelt.
Sinnvoller sind andere Features. Der Laser-Sensor schafft je nach Wunsch zwischen 400 und 3200dpi an Auflösung und ist auch bei ruckartigen Bewegungen präzise (soweit ein Nicht-eSportler wie ich das beurteilen kann). An der Unterseite befinden sich insgesamt sieben beschichtete Füßchen, die ein widerstandsfreies Gleiten ermöglichen. Auch an ihnen fällt mir prinzipiell kein Makel auf. Auffällig ist aber ein dezenter Verarbeitungsfehler des Testmusters. Eine Stelle ohne Beschichtung weist Kratzer und Staubreste auf – kommt also mit dem Untergrund in Berührung.
Die Maus hat insgesamt zehn Knöpfe: Die herkömmlichen beiden Maustasten und ein klickbares Mausrad (dessen Widerstand sich regulieren lässt); an der Daumenablage ist ein Button am Boden, zwei befinden sich an der Oberkante und an der Seitenwand gibt es ein kleines Zwei-Wege-Pad (also weiteren vier Knöpfen). Außerdem kann man dem Gerät noch drei Betriebsmodi beibringen, die sich über einen weiteren Knopf on the fly verändern lassen. Macht insgesamt bis zu 27 speicher- und schnell abrufbare Funktionen.
Die Konfiguration dieser Modi bzw. Knöpfe passiert über eine 250 Megabyte große Software (die auch mit anderen Saitek-Geräten funktioniert). Die ermöglicht mächtige Vereinfachungen von Interfaces, benötigt aber doch etwas Einarbeitungszeit – auch weil das digitale Handbuch sehr spartanisch mit Tipps und Hinweisen umgeht. Auf der Webseite werden keine vorgefertigen Spieleprofile für die Maus angeboten.
Alles in allem ist die Saitek Cyborg (mit rund 40€ im mittleren Preissegment) eine gute Gaming-Maus im geschmacksfraglichen Design.
Sie ist besonders für Tüftler empfehlenswert, die viel mit Shortcuts arbeiten. Für geneigte Gelegenheits- und Spaßspieler, die bisher mit einer über zehn Jahre alten Microsoft-Intellimouse gut gefahren sind, hält sich der Nutzen in Grenzen. Aber ich bin immer noch am Tüfteln, welche Tastenkombinationen für mich außerhalb von Spielen nützlich sein könnten.