Zeno Clash (vom ACE Team) ist ein besonderes Spiel. Es wirft mich mir nichts dir nichts in eine bizarre, eigentümlich schöne Fantasiewelt mit Steampunk-Anhauch und verdammt mich dazu, mich dauernd zu prügeln. Wenn ich den Großteil der mir sehr unfreundlich gesinnten Figuren dann auch noch zum engen Verwandtenkreis zählen darf, frag ich mich erst einmal was los ist. Das Spiel erzählt mir eine Geschichte, die mich bis zuletzt verwirrt und trotzdem gefesselt hat.
Was sehr verworren in einem skurrilen Dorf beginnt, endet auch in dem selben und entpuppt sich als Familiendrama der besonderen Sorte. Warum meine Geschwister mir nach dem Leben trachten lässt sich einfach erklären, denn anscheinend habe ich „Father-Mother“ umgebracht. Wies es dazu kam, werde ich an dieser Stelle freilich nicht spoilern.
Zeno Clash ist kein Ego-Shooter, auch wenn es ein paar Waffen gibt. Ähnlich wie Chronicles of Riddick setzt es auf händische Konfrontation und hat mir damit kurzfristig jeden sportsmännischen Gedanken an Fairness ausgetrieben. Wie Rocky Balboa weiche ich aus, pariere Schläge, setze leichte und harte Treffer, und ab und an darfs auch einmal der Ellenbogen sein. Geht ein Gegner zu Boden würde ich ja in der Regel zurückweichen, und ihn aufstehen lassen. Doch nicht so hier: Nach einer Viertelstunde in der Welt von Zeno Clash hatte ich meine Moral temporär über Bord geworfen und munter auf meine Kontrahenten in der Horizontale eingetreten.
Warum auch nicht? Die machens nicht anders, greifen aber gerne in Gruppen an. Hat man die einfache und effiziente Steuerung des Melee Combat einmal drauf, stellt sich schnell Bud Spencer-Feeling ein. Take this!
Die interessant erzählte Geschichte wie wohl auch die Lust auf den nächsten Kampf haben mich letztlich davon abgehalten da Spiel ob seiner Linearität zu verdammen. Das mein Alter Ego, dass sich erfolgreich durch seine schier unendliche Geschwisterschaft prügelt, gehsteighohe Steinkanten oder lächerliche Zäune nicht überwinden kann, ist auch in einem derart abgefahrenen Szenario fragwürdig.
Doch sei’s drum, ich habe den Ausblick auf diese mal bunte und mal düstere Welt – inklusive Bootsfahrt – durchaus genossen, obwohl er nach gut sieben Stunden schon zu Ende war.