HideIPVPN: Der VPN-Dienst im Test

Erst die ganze Überwachungs-Snowden-Sache, die doch ein Umdenken in Sachen Internetsicherheit provozieren sollte. Und dann startete vor einigen Wochen mit Netflix ein neuer Streamingdienst in Österreich, der für Nutzer von VPN- und SmartDNS-Lösungen einiges mehr bietet, als für die lokal eingeschränkte Userschaft. Da passte es gut, dass uns HideIPVPN kürzlich anschrieb, ob wir nicht ihre VPN-Dienste antesten möchten. Wir haben für euch noch ein Gewinnspiel rausgeschlagen und uns an die Arbeit gemacht.

Allgemeines vorab

Was ist ein VPN-Dienst? Im Prinzip wird eine verschlüsselte Leitung zwischen einem Computer und einem Server hergestellt. Dieser Server tritt dann nach außen als Gerät des Users auf. Gegenüber den Webseiten, die man ansteuert, wird auf diese Weise die tatsächliche IP-Adresse verschleiert. So kann man sich beim Internetsurfen zum Beispiel virtuell in den USA aufhalten und auch Content freischalten, der nur dort angeboten wird. Zudem kann der lokale Internetanbieter den Internetgebrauch nun nicht mehr im Detail überwachen und protokollieren, er sieht nur den verschlüsselten Datenstrom.

Die rechtliche Lage: Bedenkt, dass wir keine Rechtsexperten sind und auf unsere Angaben keine Gewähr geben können, aber folgendes haben wir uns auf deutschen und österreichischen Medien zusammenrecherchiert und verlassen uns darauf. Prinzipiell ist es legal, sich anonymisiert Zugang zum Internet zu verschaffen. Was ihr dabei treibt, ist aber natürlich nicht egal. Urheberrechtlich geschütztes Material bleibt beispielsweise auch dann urheberrechtlich geschützt. Im Falle von Streamingdiensten wie Netflix ist das kein Problem, solange der Dienst die VPN-Anfragen akzeptiert und zulasst. Netflix tut das bisher und hat selbst wohl wenig Interesse das zu ändern, stellt es doch einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz dar. Die Rechteinhaber (die ihren Stoff ja an Netflix verkaufen), machen aber Druck.

HideIPVPN

In unserem ersten Test setzen wir uns mit dem VPN-Premiumdienst von HideIPVPN auseinander. Der beinhaltet Tunneling über Server in den USA und Niederlanden, im UK und in Deutschland. Als Protokolle werden PPTP, LT2P, Open VPN und SSTP angeboten. Mit im teuersten Paket sind im Moment auch SmartDNS und Proxy-Server, die wir nächste Woche in einem separaten Text (mit Gewinnspiel) kurz besprechen werden. Wer weniger braucht (etwa nur einen US- UK- oder Kanada-Server), kann sich auch die etwas günstigeren Pakete ansehen. HideIPVPN bietet eine 24-Stunden-Testperiode und eine „3-Tage-Geld-Zurück“-Garantie, falls der Service nicht funktioniert. Bei uns funktionierte alles sehr gut mit schnellen Verbindungen, die Testperiode solltet ihr aber nutzen, um eure erwünschten Dienste auszuprobieren.

Die Preise bei HideIPVPN liegen ziemlich im Normalbereich. Das Premiumpaket kostet derzeit etwa 8 Euro im Monat (9,99$) oder 66 Euro im Jahr. Abgespeckte Pakete wie ein auf P2P spezialisertes Paket gibt es ab 5,5 Euro im Monat (45 Euro/Jahr) und einzelne Länderpakete (nur Kanada, Niederlande, UK oder US) gibt es um 4,7 Euro im Monat bzw. 40 Euro im Jahr. Beim Vollpaket sowie dem UK und US-Angebot sind SmartDNS und Proxy dabei, beim P2P- und Kanada-Angebot nur Proxy. Zahlbar ist alles über PayPal, Kraditkarte, PayPro, Bitcoin und Google Wallet.

Die Buchstabenfülle bei den Protokollen soll euch nicht abschrecken. Sie beschreibt im Prinzip nur unterschiedliche Stufen der Sicherheit, deren genauer Aufbau aber wohl nur für fortgeschrittenere Nutzer interessant ist. Hier ein paar Daten dazu:

PPTP: Das ist das älteste Protokoll und bietet im Prinzip die schwächste Verschlüsselung (128bit, MPP RC4). Ist dafür aber auch das Schnellste. Sofern keine hochsensiblen Daten geschickt werden wohl ausreichend. Sämtliche Streams, die wir in der Testwoche damit ausprobiert haben, liefen ruckelfrei.

L2TP: Grob gesagt eine Weiterentwicklung von PPTP die besonders in Zusammenarbeit mit IPsec (wie HideIPVPN es nutzt) mehr Sicherheit bietet (verschlüsselt bis 256bit (3DES/AES)) und dafür einen Tick langsamer ist. Streams funktionierten bei uns ebenfalls noch recht gut, gelegentliche Stotterer gab es aber.

SSTP: Ist die dritte Steigerungsform – sowohl in Fragen der Bandbreitenausnutzung als auch in jenen der Sicherheit. Verschlusselt mit einem Zertifikat (2048bit (SSL/AES)) und 256bit-Schlüssel. SSTP-Verbindungen haben bei uns im Test leider bisher nicht funktioniert. Der englischsprachige Support meldete sich immer binnen weniger Minuten mit einem neuen Lösungsvorschlag. Ob es geholfen hätte, wissen wir aber nicht. Bei Tipp 6 wollten wir nicht mehr mitmachen: „Bitte installieren Sie nach Möglichkeit ihr Betriebssystem neu“. Das Problem lag anscheinend in unserem Einflussbereich.

OpenVPN: Eine sehr sichere Open Source-Lösung, die sich bei uns im Test allerdings als extrem langsam erwies. Sogar Skype hielt sich für vom Internet getrennt. Die Installation eines eigenen Clients war ebenso nötig wie einfach möglich. Es nutzt eine eigene OpenSSL zur Verschlüsselung. Bietet Alogorithmen wie AES, RC5, Blowfish, 3DES und IPsec.

Am PC (und Mac) lässt sich HideIPVPN besonders einfach nutzen. Eine kleine Software verwaltet das Ein- und Ausschalten der VPN-Verbindung über die gewünschte Location mit wenigen Klicks. Außerdem gibt es einen App-Killer, der Anwendungen sofort schließt, wenn die Verbindung zum Server abreißt und ihr dadurch praktisch wieder unverschlüsselt surft. Bis zu drei Geräte gleichzeitig dürfen verbunden sein, allerdings müssen sie jeweils andere Server ansteuern (für jede Location sind 9 Server verfügbar). Auch am iPhone und iPad war die Einrichtung kein Problem, Android sieht ähnlich einfach aus. Anleitungen findet man auf der Webseite. Falls ihr einen Router, SmartTV oder eine Settop-Box nutzen wollt, informiert euch besser vorher, ob das Gerät eine VPN-Verbindung herstellen kann. In vielen Fällen wird nur ein SmartDNS problemlos möglich sein.

„Aufgrund von Vereinbahrungen mit den Serveranbietern“ ist laut HideIPVPN die Nutzung von P2P-Diensten wie BitTorrent nur über die niederländischen und deutschen Server erlaubt. Solche über die UK- oder US-Server zu nutzen, kann wie andere Verstöße gegen die Dienstbedingungen zur Kündigung des Dienstes führen. HideIPVPN speichert laut eigenen Angaben für drei Tage, zu welchem Server euer Account sich verbunden hat. Diese Speicherung geschehe aus Servicegründen und um die Geld-zurück-Garantie geltend machen zu können, gibt das Unternehmen an. Eure IP-Adresse wird dabei nicht gespeichert und soll für den Anbieter nicht identifizierbar sein. Die Aktivitäten, die ihr über den Server durchführt, zeichne man ebenfalls nicht auf. Da der Server geteilt benutzt wird, sei nachträglich nicht feststellbar, welcher User was getan hat. Wie man dann die Einhaltung der Dienstbedingungen überprüft, darüber wollte ein Unternehmenssprecher nicht ins Detail gehen. Man wolle es niemandem leichter machen, diese Bedingungen zu umgehen.

Falls jemand weitere Fragen hat, beantworten wir sie nach Möglichkeit gerne in den Kommentaren.

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