Razer hat seine Spartenmaus „Naga“ neu aufgelegt. Spartenmaus? Jawohl, der auf die Bedürfnisse von MMO-Spielern zugeschnittene Nager wurde als „Epic“ und „Molten Special Edition“ wieder in die Schlacht geworfen. Ich habe mir zweiteres Exemplar einmal näher angesehen.
Der Hauptunterschied zwischen der Epischen und der Geschmolzenen besteht in der Verkabelung. Die Molten SE kommt mit einer angenehm leichten, langen und flexiblen Verbindung daher, die Epic verzichtet gänzlich darauf und bringt eine Ladestation mit. Vor-/und Nachteil liegen wie üblich auf der Hand. Mehr Bewegungsfreiheit vs. Nicht-Aufladen-Müssen.
Glühendes Tastenwunder
Als Special Edition weicht die angebundene Naga auch optisch ab: dem pulsierenden Razer-Emblem auf der Rückseite wurden auslaufende Bruchstellen angefügt, somit erweckt das Hinterteil der Maus den Eindruck eines bald eruptierenden Vulkans. Ein orange glühender Hingucker am Schreibtisch, jedoch irrelevant, wenn erstmal die Hand draufliegt. Wichtiger ist, dass auch die 12 Seitentasten beleuchtet sind. Die sitzen auf einer leichten Ausbuchtung auf der linken Seite des Spielgeräts (die Naga ist also definitiv nicht linkshändergeeignet) und wer will, kann damit auch Zahlen in Tabellenkalkulationen eingeben.
Sinnvoller ist freilich die Nutzung als Hotkey in Online-Rollenspielen. Statt umständlich über die Tastatur zu greifen oder im Spielfenster herumzuklicken, kann man nun Spezialattacke, Buff oder Heiltrank gemütlich mit dem Daumen nutzen. Vorausgesetzt, man trifft die richtige Zahl. Die Nummerntasten sind zwar logisch auf der Maus angeordnet, aber relativ klein und trotz des fühlbaren Abstands zueinander nicht so leicht unterscheidbar. Dazu sind die Zahlen selbst nicht als Relief angebracht und lassen sich nicht erfühlen. Wer noch nie mit einer Naga gespielt hat, wird also eine Weile zur Eingewöhnung brauchen.
Nichts für Shooterfreunde
Danach zahlt sich das Dutzend Seitentasten aus und bringt deutliche Vorteile im Spiel. Da die Knöpfe schon unter Windows ganz normal als Nummerntasten (per Schieberegler auch auf NumPad umstellbar) erkannt werden, ist die Naga zu so ziemlich jedem erdenklichen (Online-)Game kompatibel. Aber macht sie auch für jedes Spiel Sinn?
Wie erwähnt handelt es sich um eine Special Issue Maus für MMO-Freunde. Dementsprechend verzichtet sie auf Schnickschnack, den andere Gamingmäuse gerne mitbringen. Etwa Gewichte, on-the-fly verstellbare DPI-Profile (Abtastrate) oder Sachen wie einen „Super-Aim-Button“. Das macht sie für Egoshooter ungeeignet, da gibt es auch für Gelegenheitszocker besser geeignetere und günstigere Spielermäuse. Sinnvoll anwenden lässt sich der integrierte Tastenblock dafür in Strategiespiel, wo man ihn etwa zum schnellen Hin- und Herschalten zwischen Einheitengruppen verwenden kann. In allen anderen Genres gibt es wenig bis keine Gründe, warum man dieser Maus den Vorzug gegenüber einem herkömmlichen Design geben sollte.
Solide und leicht
Erstaunlich ist, dass die Naga Molten SE trotz ihrer Ausbuchtung sehr ergonomisch in meiner Hand liegt. Generell sollte jeder, der nicht gerade über extrem große Monsterpranken verfügt, das Kabeltierchen problemfrei über den Tisch oder das Mauspad bewegen können. Weniger ergonomisch ist jedoch die Platzierung der Seitentasten, die auf eine Schräge unmittelbar neben der linken Maustaste ausgelagert wurden. Dort sind sie nur durch etwas ungewöhnliche Akrobatik mit dem Zeigefinger zu erwischen. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt in Sachen Ergonomie.
Ein langfristiges Problem könnte der Fuß der Maus darstellen. Statt mehrere, kleine Teflonpads an verschiedenen Stellen anzubringen, hat sich Razer für einen großen entschieden, welche die Unterseite der Naga umrandet. Ein Ersatz dafür ist nicht dabei, und ob sich dieser so einfach austauschen lässt, darf bezweifelt werden. Normalerweise haltet sowas aber ohnehin viele Jahre, daher ist nicht mit Problemen zu rechnen.
Die Maus ist gut verarbeitet und macht trotz ihres eher leichten Gewichtes einen stabilen Eindruck. Geliefert wird sie in einer Razer-typischen, eleganten Verpackung und kommt mit Anleitung, Stickern einem „Certificate of Authenticity2 – aber ohne Treiber-CD. Wer also die vier regulären Tasten und das Mausrad umkonfigurieren, Makros erstellen oder von Razer vorgefertigte Spieleprofile verwenden will, muss sich die ca. 30 mb schwere Software erst herunterladen. Ein Minuspunkt im Bereich Convenience.
Fazit
Die Naga Molten SE führt konsequent weiter, was mit der Naga begonnen wurde. Dabei sieht sie besser aus und bringt alle Qualitäten aber auch Nachteile mit, die das Konzept eben hat. Shooterfreunde, Casualisten und Hobbygamer werden mit dieser Maus nicht viel anzufangen wissen und sind in jedem Fall mit einem anderen Modell (etwa der Razer Imperator oder der A4Tech XL-747H) besser beraten.
Echtzeitstrategen und MMO-Zocker hingegen werden an ihr viel Freude haben, da sie genau auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist. Für diese zwei Spielergruppen rechtfertigt sich der Preis von rund 70 bzw. 100 Euro bei Amazon auf jeden Fall.