Seit zwei Monaten spielt auch Rebell Pro Evolution Soccer 2011. Und natürlich hätte sich das Spiel längst für ein Review angeboten. Aber weil wir gerne zwei Fliegen mit einer Klatsche erschlagen, bringen wir euch den Test von PES 2011 mit der neuesten Ausgabe des PESEdit-Patches.
Konami hat mich die letzten Jahre geärgert. Ich ließ PES 2008, 2009 und 2010 über mich ergehen und nahm kaum mehr als grafische Veränderungen war. Natürlich, Grafisch hat PES auf FIFA aufgeholt, in Sachen Animation liegt man sogar seit Jahren vorne Dafür setzen die Jungs von Electronic Arts weiterhin Stadionatmosphäre besser um. Und so duellieren sich die beiden einzigen Vertreter des Genres „Fussballsimulation“ auf hohem Niveau.
Eine Frage der Sichtweise
Ich schreibe diesen Text aus der Perspektive eines langjährigen FIFA-Zockers, der seit der 2003er Ausgabe mit dem Spiel nichts mehr anfangen konnte. Zu arcadelastig wurde die alterwürdige Reihe und mit PES 3, dem ersten auf PC erscheinenden Teil, war Hoffnung in Sicht. Und trotzdem machte es Konami mir nicht leicht. PES 3 war in technischer Hinsicht eine halbgare Konvertierung der Xbox-Ausgabe und brauchte mehrere Patches um seine Kinderkrankheiten zu überwinden. Fehlender LAN- und Onlinemodus waren ebenfalls keine Pluspunkte. Dafür aber das – im Vergleich zu FIFA – wesentlich näher am echten Fussball liegende Spielgefühl.
Und so war ich bis PES 6 (dieser Teil wird von vielen Pro Evo-Jüngern als der bislang beste Teil der Serie angesehen) recht zufrieden mit dem Gebotenen. Auch das Onlinespiel ist seinen holprigen Anfängen entwachsen und man hatte das Gefühl, dass die Crew rund um Shingo „Seabass“ Takatsuka beständig die Wurzeln des Spiels verbesserte. Dann kam PES 2008, und erstmals beschlich mich das Gefühl, dass die Serie in Richtung des Konkurrenten abdriftete. Pass-Pass-Flanke-Tor – dieses besonders aus FIFA 06 bekannte Konzept ging nun auch bei Pro Evolution Soccer unangenehm oft auf. das Spiel wurde zudem wesentlich schneller und geradliniger. Wodurch die stets erweitereten Taktikoptionen weniger bedeutsam wurden.
Back to the roots
Als das mit den Teilen 2009 und 2010 nicht wirklich besser wurde, verzichtete ich heuer schließlich auf eine Vorbestellung und wartete die Demo ab. Und siehe da: Man hat gelernt bei Konami. PES 2011 präsentiert sich nicht nur grafisch verbessert, sondern kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Das Spiel an sich ist etwas langsamer (aber adjustierbar). Passes und Schüsse funktionieren nun viel manueller. Soll heissen: Lauflage des Spielers, seine Stellung zum Ball und die Dosierung der Schusskraft sind wesentlich wichtiger geworden. Dazu ist auch die Ballkontrolle einen Tick schwerer und die Kicker können erstmals 360 Grad weit bewegt werden, statt wie bisher nur in 8 oder 16 Richtungen.
Das führt dazu, dass der Einstieg seit langem wieder deutlich schwerer geworden ist. Die Gegner-KI stellt sich im Mittelfeld und in der Defensive nun auch deutlich intelligenter an. Lediglich im Angriff ist eine gewisse Einfallslosigkeit bemerkbar, und auch von PES-typischen Abwehrschnitzern bleibt man manchmal nicht verschont.
Als Resultat mühte ich mich ordentlich ab, bis mir in der Demo ein erster Sieg mit dem FC Barcelona gegen die Münchner Bayern gelang. Stundenlang saß ich angespannt vor dem Rechner und löste mich nur schwer von alten Spielgewohnheiten. Man muss es nun dynamischer angehen, den Ball um den Strafraum rotieren, das Areal auch in seiner Breite nutzen.
Ich will mehr!
Und dann war ich auf einmal drin. Hielt schlußendlich PES2011 in meinen Händen und wollte mir die Master League ansehen.
Glücklicherweise gibt es die fleissigen Jungs von PES-Edit.com. Die basteln Jahr für Jahr Patches für Pro Evo, welche mit wenigen Klicks das Spiel um zahlreiche Original-Klubs und -namen ergänzen. Heute ist die erste finale Version, 1.0, des PESEdit Patches erschienen.
Mit dabei: die Bundesliga, die Premier League, die Serie A, die Primera Divison und viele andere. Zusätzlich finden sich für manche Topligen auch die zweiten Ligen als optionale Anhängsel zur Master League, etwa die „Zweite Liga“ aus Deutschland oder die englische Championship. Um auch Vollständigkeit in die internationalen Bewerbe zu kriegen, wurde das Feld auch um alle Teilnehmer aus anderen Ländern ergänzt. Österreichische PES-Zocker können sich also auch mit Red Bull Salzburg und Rapid Wien in internationale Schlachten stürzen.
Als wäre das noch nicht genug, gibt es dazu aktuelle Transfers und Trikots, diverse Bälle, Schuhe und zusätzliche Gesichter bekannter und weniger bekannter Athleten (etwa Rafinha oder Arnautovic).
Ich bin also zufrieden. Konami hat aus Pro Evolution Soccer endlich wieder eine ordentliche Fussballsimulation gemacht und dank dem PES-Edit-Patch steht man als Spieler der FIFA-Serie um kaum etwas nach.
Den etwa 430 mb großen PESEdit-Patch 1.0 gibt es bei PES-Edit.com und auch als Torrent.