Garshasp – Er wär so gern ein God of War

Garshasp

Ein schwer bewaffneter Kämpfer in einem antiken, mythologischen Setting. Scharenweise Monster, die mit imer neuen Kombos darniedergemetzelt werden. Und hin und wieder ein paar Geschicklichkeits- und Rätseleinlagen. Was God of War auf der PlayStation in höchster Qualität lieferte, versucht Garshasp nun am PC.

Das Spielprinzip an sich ist simpel. Was God of War jedoch stets heraushob, war die dazu gelieferte technische Perfektion nebst großartiger Atmosphäre und gekonntem Scripting. Tragischerweise ließ Kratos nie am Computer seine Klingen tanzen, stattdessen versuchten sich Titel wie Beowulf eher schlecht als recht in seinen Spuren zu wandeln. Und leider muss ich vorweg nehmen: Auch zwischen Garshasp (entwickelt von den Dead Mage Studios, gepublished von Just A Game) und seinem Vorbild liegen einige Schuhgrößen.

Des Bruders Rachefeldzug
Doch nun zum Spiel: Garshasp ist ein persischer Krieger. Und ein ziemlicher Brocken noch dazu. Darüber hinaus besitzt er leicht alienartige Gesichtszüge, was ihn zu einer insgesamt leicht erschreckenden Erscheinung macht. Wenig überraschend, und begleitet von einer angenehmen Erzählerstimme, bricht Unheil über seine Lande herein. Sein Dorf Siavoshgard wird überrannt, und Garshasps Bruder Oroxia geht bei der Verteidigung selbigen den Weg alles Irdischen. Woraufhin sich sein höchst erzürnter Bruder auf den Weg macht, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.

Wie Kratos wird der Held nun von der Erzählung von Gemetzel zu Gemetzel geleitet. Was lobenswert wäre, wenn die Hintergrundgeschichte mit ihren zahlreichen komplizierten Namen und der ausbleibenden Erklärung der Hintergründe des Unheils, nicht mehr verwirren als aufklären würde. So bleib als roter Faden nur die Erkenntnis, dass man mit jeder gewonnen Auseinandersetzung dem Oberbösewicht ein Stück näher an die Pelle gerückt ist.

Eine Bootsfahrt, die ist…
Zumindest ist das Verdreschen von Monstern zu Beginn ja noch ganz lustig, denn die Anzahl der Unholde ist überschaubar. Spätestens wenn nach der ersten Viertelstunde aber deutlich mehr und stärkere Gegner auftauchen, erweist sich die ungenaue Steuerung (mit Maus + Tastatur) und Kollisionsabfrage als schwer problematisch. Im Verlauf des Spiels erlernt Garshasp immer verheerendere Kombo-Attacken, deren gezielte Anwendung aber oft kaum möglich ist.

Viel tückischer ist die mangelnde Präzision bei der Bewegung des Prügel-Persers aber bei den Jump & Run-Einlagen. Nicht nur einmal gilt es nacheinander auf kleine Plattformen zu springen um heil von A nach B zu gelangen. Und circa eben so oft möchte man vor lauter Frust sein Keyboard gegen die Wand werfen. Leider sorgen auch andere Zwischeneinlagen für dezente Schreianfälle – da wäre etwa die nervigste Bootsfahrt der Welt.

…schrecklich
So gilt es in einem an sich nett gestalteten Sumpfgebiet ein Gewässer zu überqueren.  Dazu steht jedoch nur ein großes Floss zur Verfügung, das man mit Fug und Recht als obskure, unglaubwürdige Fehlkonstruktion epischen Ausmaßes bezeichnen darf. Um in lächerlichen Meter-Schritten vorwärts zu kommen, gilt es einen großen Hebel wiederholt zu bedienen. Tut man dies nicht, so geht es nicht nur nicht weiter, nein, das bizarre Transportmittel beginnt dann auch langsam zu sinken. Und mit dem Schwimmen hats unser schwertschwingender Rabauke nicht so.

Um von dieser offensichtlich dämlichen Monotonie abzulenken, wirft das Spiel denn auch mehrfach Gegner an Bord. Hat man diese Passage des blanken Irrsinns dann nach vielen Anläufen einmal überwunden, legt Garshasp eine quasi unlösbare Hüpfeinlage nach. Das war der Punkt, an dem ich das Spiel endgültig abgedreht habe.

We still need another Kratos
Dabei muss gesagt werden: Garshasp hat auch seine  Stärken, und zwar insbesondere im grafischen Bereich. Die Level, durch die fixe Kamerapfade führen, sind zumeist nett gestaltet. Der Lauf über die Aussenstiegen von Türmen oder lange Baumstämme lassen ein beeindruckendes Gefühl für die Größe der Szenerie aufkommen, auch wenn man selbst oft in all zu enge Pfade gesperrt wird. Der Soundtrack sorgt für angemessene Untermalung. Doch lange vermögen diese Vorzüge eben nicht über die grundlegenden Schwächen des Spiels mit dem bärenstarken Krieger zu täuschen.

Was schade ist, denn nach wie vor fehlt am PC ein würdiges Gegenstück zu Kratos und dem „God of War“-Franchise.

Garshasp ist auf Amazon.de für rund 20 Euro zu haben, das Spiel ist auch via Steam verfügbar und kostet dort derzeit nur 10 Euro.

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