Wer hat denn nicht schon einmal davon geträumt, Busfahrer zu sein? Wer wollte nicht schon immer entweder gestresste Berufsmenschen, laute Kinder oder angetrunkene Senioren durch die Gegend kutschen? Um genau zu sein, Busfahrer will eigentlich niemand werden. Zumindest niemand, der über ein intaktes Privatleben, etwas Selbstbewusstsein und ein einigermaßen adequates Äußeres verfügt, ist wirklich traurig darüber, nicht zur Porno-Sonnenbrille-mit-Rotsbremser-Fraktion zu gehören, die täglich hunderte Menschen von A nach B bringen.
Bus Driver jedoch gibt euch genau die Möglichkeit, diesen (Alb-)Traum nun doch zu verwirklichen. Nur auf quängelnde, hysterische Fahrgäste wurden größtenteils verzichtet, eine anonyme Zahl am Bildschirmrand zeigt euch an, wie viele Passagiere ihr gerade befördert, ansonsten machen sich eure Fahrgäste eher weniger bemerkbar. Zumindest solange, wie ihr strikt nach den Verkehrsregeln fahrt und euch auch sonst keinerlei Patzer leistet. Wer zum Beispiel zu hart bremst, oder über eine rote Ampel fährt muss mit Strafpunkten rechnen. Auch sonst gestaltet sich das Leben als Busfahrer nicht besonders einfach: sicheres Fahren ist immer gefordert, dabei sollen eure Fahrgäste aber auch pünktlich an ihr Ziel kommen. Spätestens wenn ihr jedoch an der zweiten roten Ampel in Folge steht und euer Zeitlimit euch gerade gepflegt zu verstehen gibt, dass ihr eigentlich schon längt am Ziel sein müsstet, kommt dann soetwas wie Verständnis für Porno-Kalle und Kinderschreck-Klaus auf.
Bus Driver ist bei weitem kein erstklassiger Titel. Die Steuerung der Busse ist etwas zu schwammig, die Kamera meist zu nah dran, so dass man rote Ampel oder vorherfahrende Autos übersieht, und auch die Grafik ist eher zweckmäßig, denn ein Augenschmauß. Trotzdem schafft es Bus Driver geschickt innerhalb seiner fünf Spielabschnitte zu je 6 Missionen, das eigenen Weltbild vom fiesen Busfahrer gehörig durcheinander zu wirbeln.
Zu guter letzt bekommt man sogar Mitleid mit dieser Art von Dienstleistungsmensch, der viel Stress und wenig Freude und selten soetwas wie Dank für seine Arbeit bekommt. Schließlich sind ja alle Busse eh immer zu spät und der Fahrer ist an allem Schuld. Das aber auch der Verkehr, die schlechte Verkehrsplanung oder der verdammte Taxifahrer auf der Busspur Schuld haben könnten, kommt einem erst nach einer gehörigen Portion Bus Driver in den Sinn.
So stellt Bus Driver dann auch ein Antispiel im positiven Sinne dar: zu realitätsnah um wirklich dauerhaft unterhaltend zu sein, aber dennoch genau dieser Grad an Realismus sorg dafür, dass man vielleicht die ein oder andere Lebenserkenntnis bekommt, und das nächste mal dem Busfahrer doch ein kleines, anerkennendes Lächeln schenkt. Denkt drüber nach…
Eine kostenlose Demoversion findet ihr unter <a href="http://www.busdrivergame.com/" target="_blank">Busdrivergame.com</a>. Die Vollversion kann entweder dirkt beim Entwickler für knapp 30 USD erworben werden, oder ist über EMME in Deutschland erhältlich und kostet knapp 25 Euro.