„If you fail you will be punished with a bad test result followed by death„, das oder etwas Ähnliches tönt die vielleicht beste Stimme, die je in einem Computerspiel zu hören war, aus den Lautsprechern. Ihre mechanisch-emotionslose Art treibt mich durch ein skurriles Testlabor – den Schauplatz von Portal. Ich fühle mich wie ein Versuchskaninchen, erinnere mich an den Film Cube.
In die klinisch saubere, grau-weiße Umgebung setze ich mit meiner Kanone Portale, um an Schalter und Kisten zu gelangen und Rätsel zu lösen. Portale sind diese Dinger, die man aus Prey kennt. Man spaziert durch und schlüpft an einer anderen Stelle im Raum wieder heraus. In Echtzeit, ohne Ladebalken. Neu an Portal ist, dass man ihre Standpunkte frei wählen kann – fast zumindest. Es gibt Materialien, an denen sie nicht funktionieren. Das lässt Spielraum für viele schöne Puzzles und verlangt auch, ganz neu zu denken.
Zum Beispiel ist es manchmal unmöglich, springend eine höhere Plattform zu erreichen, und auch ein Durchgang lässt sich nicht so einfach darüber errichten. Also knalle ich ein Loch in den Boden und eines ganz oben an die gegenüberliegende Wand. Nun spaziere ich durch. Von oben fällt man mit vollem Schwung wieder in das Bodenloch – die Fallgeschwindigkeit wird diesmal für die Vorwärtsbewegung aus dem oberen Portal genutzt, und schon schleudere ich auf den begehrten Vorsprung. Die Physik ist ausgetrickst. Klingt kompliziert? Ist es nicht. In Portal ist sowas völlig selbstverständlich.
Derart gewieft müsst ihr euch im Spiel 19 Tests unterziehen, bevor das was hinter der gespenstischen Stimme steckt versucht, euch in einem ausführlichen Finale den Garaus zu machen. Niedlich sprechende Killerroboter wollen ausgeschaltet, unüberwindbare Hindernisse überwunden, Säurebecken vermieden und liebgewonnene Bauklötze vernichtet werden, während ihr auf den Spuren anderer Laborratten euer Leben zu retten versucht.
So ganz nebenbei spielt Portal mit euren Gedanken, erteilt euch philosophische Lektionen. Ganz ohne viele Worte, aber mit den richtigen an der entscheidenden Stelle. Der Puzzle-Shooter fordert den Kopf und erobert das Herz. Das sterile Spektakel dauert etwa drei bis vier entspannte und packende Stunden, je nachdem wie clever ihr seid. Am Ende wartet ein sehr cooler Abspann zur Belohnung.
Valve schafft es hier mit einfachsten Ideen zu begeistern. „Fragst du dich auch, was alle anderen Entwickler eigentlich die ganze Zeit tun, wenn du Portal spielst?„, fragte mich mein Freund und Kollege Robert Z. heute. Das triffts. Portal ist das beste Spiel seit Psychonauts. Wer zu blöd ist, es zu kaufen, sollte seinen PC konsequenterweise gleich entsorgen.
Portal kann man über Steam um 19,95$(~14€) kaufen. Für Valve-Fans ist es im Rahmen der Orange Box zusammen mit Team Fortress 2, Half-Life 2 und Episode 1 & 2 um 49,90$ (~37€) zu haben.