Dass bei der Tour de France noch Rad gefahren wird, merkt man eigentlich kaum noch. Die Berichte lesen sich eher wie Texte über die letzte Rave-Partie, so viele Pillen wie da im Spiel sind. Zwischendurch sprengen ETA-Terroristen dann auch noch ein paar Bomberln am Streckenrand – der Sport verkommt zur Nebensache. Im Radsport Manager Pro 207 können sich Fans noch sicher sein, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Eine Chance für den e-Sport?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, sollten wir uns das Spiel ansehen, nicht wahr? Das ist, wie schon seine Vorgänger grundsätzliches gutes Machwerk mit den üblichen Detailverbesserungen. Manager hieven ihr Team mit Finanzmanagment, Transfers, Trainings und Taktik durch ganze Saisonen. Renn-Puristen pupsen auf das Drumherum und stürzen sich in die Etappen. Da ich mich persönlich zwar für packende Rennen, aber nicht für die Kleinigkeiten drumherum begeistern kann, ist die zweite Variante die richtige für mich. Nicht groß herumblödeln, sondern Team Geroldsteiner auswählen und bei der Grande Tour oder der Vuelta loslegen, lautet die Devise.
Gut daran: Viele Lizenzen sind vorhanden. Bei den Fahrern, wo man den Originalnamen nicht verwenden kann, bietet es sich an, das per Hand im Editor (oder per Fan-Update) zu ändern – die ähnlich klingenden Abweichungen sind aber auch in Ordnung. Schlecht: Die ganzen Lizenzen sind zum vergessen. Zum Einen fehlen fast alle großen Namen der letzten Jahre, weil sie zu Dopingscheissern passen, zum anderen sind die meisten übrigbleibenden Größen in der Zwischenzeit auch zu Dopingscheissern mutiert. Da sie aber im Spiel sind, kann man mit den lediglich guten und vermeintlich sauberen Außenseitern auch nichts gewinnen. Wenn man mit B. Kohl mühsam als Führender einen Berg hochkämpft kommt irgendwann der blöde Rasmussen angedampft. Ständige Datenbankpflege ist jemandem wie mir dann doch zu blöd.
Cyanide sollte vom Lizenzgeber Geld zurückfordern, denn der Wert der Nutzungserlaubnis sinkt für mich als interessierten Radsport-Freund ins bodenlose gesunken. Der reale Sumpf lässt leider auch das Spiel ein wenig versinken. Die verdammt vielen, peinlichen Bugs, die die Verkaufsversion in sich trägt, und die nur teilweise durch bisherige Patches ausgebessert wurden helfen da auch nichts. Bis heute stürzt mir das Spiel beim Start der vereinfachten Zeitfahr-Rennen noch ab, anfangs lies es sich ohne Deinstallation, Entfernung aller Registry-Einträge und Neuinstallation gar nicht mehr starten. Nervig. Auch, dass das nicht gerade hübsche, aber doch zweckmäßig aussehende Spiel mit heruntergeschraubten Details nicht wirklich besser als die Ausgabe vor drei Jahren aussieht, aber trotzdem unheimlich viel langsamer performt macht den Spaß nicht größer.
Ohne diese ärgerlichen zum Teil unnötig selbst-, zum Teil fremdverschuldeten Fehler wäre Radsport Manager Pro 2007 dank der vielen kleinen Detailneuerungen ein feines Spiel. So bleibts nur im trüben Mittelmaß. Vielleicht spart man sich nächstes Jahr die unnötige Lizenz und steckt stattdessen ein paar notwendige Euro in die Optimierung der Engine. Gut wärs.