Fone, Phoney und Smiley Bone haben ein Problem: Sie wurden aus ihrer Heimatstadt gejagt und haben sich nun in der Wüste verlaufen. Aber weil es immer noch schlimmer kommen kann, als es schon ist, jagt sie ein Schwarm bösartiger Insekten auch noch und trennt die kleine Truppe auf. Nach der Flucht finden sie sich in einem unbekannten Tal wieder – dies ist der Anfang von Bone. Für Adventure-Freunde gilt es weiter zu lesen!
Ihr übernehmt zu Beginn von Bone: Out from Boneville die Rolle von Fone Bone. Er ist der ruhige und pragmatische Kerl in der Dreier-Männerrunde. Seine Cousins Phoney (ein notorischer Grantscherben) und Smiley (ein äußerst entspannter Zeitgenosse) teilen mit ihm nicht viel, außer Ähnlichkeiten in der DNS und eine weiße Knubbelnase. Auf jeden Fall seid ihr wie gesagt getrennt, sodass ihr euch im Körper von Fone auf die Suche nach seiner Verwandschaft macht. Dabei trefft ihr auf schräge Charaktere wie das aufgedrehte Blatt… äh, den abgedrehten Käfer Ted und seinen etwas dämlichen und leicht reizbaren großen Bruder. Die beiden erinnern etwas an eine kleine Komödien-Gang, sind aber sehr hilfsbereit und freundlich – zumindest wenn man auch nett zu ihnen ist.
Bone basiert auf einem Comic von Jeff Smith – das merkt man. Die Dialoge sind die große Stärke des Spiels. Sowohl im Körper von Fone, als auch später in dem von Phoney (Smiley steuert ihr nicht), kommt es zu einigen echten Lachern und Schmunzlern. Dabei haben wir es nicht mit Slapstick oder zwanghaftem Brachialhumor zu tun. Dezente Seitenhiebe, Situationskomik und spontane, unerwartete Knaller überraschen den Spieler.
Gekoppelt mit den liebevoll entworfenen Gesprächspartnern machen die Konversationen Telltale’s Adventure-Erstling zu einem Highlight des Genres. Aber auch die Story tut ihren Teil dazu. Obwohl Bone auf Screenshots und auch im Spiel niedlich knuddelig aussieht und auch durchaus einem familienfreundlichen Touch hat, steckt eine ernste Geschichte dahinter, die sich in dieser ersten Episode aber erst zu entfalten beginnt.
Erste Episode? Jawohl. Bone nutzt ein altbekanntes Verkaufsmodell (Shareware – eine 55 Megabyte Demo downloaden und zur Vollversion upgraden lassen) und kombiniert es mit einem neuartigen. Das über das Internet vertriebene Spiel erscheint nicht als komplettes Produkt, sondern in mehreren billigen Kapiteln. Die Kaufabwicklung funktioniert innerhalb von Minuten und macht anders als bei anderen Online-Vertribsplattformen weder großen Aufwand aus, noch gibt es irgendwelche fragwürdigen Vorgänge. Grafisch wirkt sich die kleine Downloadgröße natürlich geringfügig aus. Bone sieht zwar gut aus, ist aber kein technisches Wunderwerk. Besonders die Comic-Elemente haben es uns im Test angetan: Fones Mimik wird eigentlich hauptsächlich über aufpoppende Augenbrauen bestimmt, in manchen Situationen erscheinen Emotionsobjekte über den Köpfen der Charaktere. Das funktioniert fabelhaft und wirkt stets passend.
Die Zielgruppe dürfte das kleine grafische Manko, es gibt nur eine geringe Auflösung (800×600), kaum kümmern. Die setzt sich eindeutig aus Spielern und Liebhabern von alten LucasArts-Adventures zusammen. Bone ist, trotz sinnvoll eingebauter Minigames, ein echtes Point & Click-Adventure, das sehr stark auf die Story und Erlebnisfreudigkeit der Spieler setzt. Auf herkömmliche Rätsel hat man aber Großteils verzichtet. Telltale will eine Geschichte erzählen.
An Musik, englischer Sprachausgabe und auch Steuerung gibt es nichts bis wenig zu meckern. Nur eine Lauffunktion würde der zweiten Episode sicher nicht schaden. Wem nicht klar ist was er zu tun hat, erleichtert eine Hilfe-Funktion das Leben. Klickt man auf ein kleines Fragezeichen am unteren Bildschirmrand, erscheinen Tipps zu aktuellen Aufgaben. Anfangs sind das nur vage Hinweise, wer dadurch immer noch nicht erleuchtet wird, wird mit weiteren Hinweisen näher herangeführt.
Ich mag Bone. Nach den ersten Screenshots war ich skeptisch. "Das ist doch für Kinder!", dachte ich mir – und wurde mit der fertigen Version eines besseren belehrt. Und dann aber auch doch wieder nicht. Für mich ist die Umsetzung von Jeff Smith’s Comic durchaus mit einem Pixar-Film zu vergleichen: die Kleinen werdens mögen, und die Großen auch herzhaft lachen. Leider ist der ganze Spaß nach zwei bis drei Stunden vorbei – was angesichts des Preises aber relativ angemessen erscheint. Bei gleichbleibender Länge, werden wir nach drei Episoden wohl bei 8 bis 10 Spielstunden und 45€ an Kosten stehen. Das ist gängige Preispolitik in der Branche. Ich bin jedenfalls auf die nächsten Kapitel gespannt, hoffe, dass der Schwierigkeitsgrad dann vielleicht noch etwas anzieht und lege Bone: Out from Boneville bis dahin jedem Adventurefan ans Herz. Für Eltern gibt es kaum ein besseres Spiel, das man sich und seinen Kindern gemeinsam zu Weihnachten (oder als kleinen Luxus zwischendurch ;)) schenken könnte.
Selten habe ich mich in ein Spiel auf den zweiten Blick so verliebt, wie hier. Ein schönes Gefühl, zu wissen, dass die Sam & Max-Lizenz in guten Handen ist.