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Die Ligen: Starke Basis für das Team oder U-20-Spielplatz?

Bei Frankreich ist die Lage klar: Eine der stärksten Ligen Europas, drei Vertreter in der Europacup-Gruppenphase – für die besten Französinnen besteht kaum ein Grund, die Liga zu verlassen. Wahrscheinlich spielt die komplette Startformation am 1. Dezember im Nations-League-Spiel gegen die ÖFB-Frauen in der „D1 Arkema“.

In Österreich ist die Lage auch klar: Es ist eine fast reine Ausbildungsliga. Jede, die halbwegs das Zeug dazu hat und es sich zutraut, flüchtet, so wie nun auch Eileen Campbell, die im Winter vom heimischen Tabellenzweiten Altach zum SC Freiburg wechselt. Wahrscheinlich wird keine der zehn Spielerinnen, die mit Campbell in Rennes einlaufen, in der „Admiral Frauen-Bundesliga“ spielen.

Und Norwegen, Österreichs Gegner am 5. Dezember in St. Pölten, wenn es womöglich noch um Platz 2 und den direkten Klassenerhalt geht? Nun, die Liga ist ein einer Zwischenstufe gefangen, die weder der „Toppserien“ noch dem Nationalteam zu helfen scheint.

Vergleichsmöglichkeit

Die Wechselwirkungen dieser drei Entwürfe sind in diesem Herbst besonders gut zu sehen. Schließlich spielen die drei Nationalteams in einer Nations-League-Gruppe gegeneinander, gleichzeitig sind die drei nationalen Meister in die selbe Champions-League-Gruppe gelost worden.

Vor allem die Dynamik zwischen Österreich und Norwegen ist hierbei interessant. Denn der Spielerpool ist im klassischen Frauenfußball-Land Norwegen viel, viel größer als in Österreich, und doch ist aktuell eine gewisse Augenhöhe zu erkennen.

In eigener Hand

Wie ist die Ausgangslage vor den letzten beiden Nations-League-Spielen? Norwegen muss beide Spiele gewinnen (gegen Portugal und in Österreich), um Zweiter zu werden und das Abstiegs-Playoff zu vermeiden, in das der Dritte muss.

Österreich wäre auf jeden Fall gerettet, wenn es in Frankreich einen Sieg gäbe; dann stünde sogar die Tür zum Final-Four und dem Olympia-Ticket offen. „Auch für Frankreich geht’s um viel“, sagt Verena Hanshaw, es ist nicht so, als hätten die keinen Druck. Der französische Herbst war keine Offenbarung, in Wien war die Leistung dünn, gegen Norwegen reichte es daheim nur zum 0:0. Aber, so realistisch muss man sein: Schon ein Punkt in Rennes wäre für Österreich eine Überraschung, ein Sieg wäre eine riesige Sensation.

Wenn sich Norwegen und Portugal unentschieden trennen, ist Platz zwei für Österreich fix. Gewinnt Portugal, wäre das so lange kein Problem für Österreich, solange Portugal dann nicht auch noch Frankreich besiegt. Sehr wahrscheinlich ist für die ÖFB-Frauen alles gut, wenn sie am 5. November gegen Norwegen nicht verlieren.

Frech nach Frankreich

Ist also so oder so das Heimspiel gegen Norwegen am 5. November wichtiger als das Match in Frankreich? Vermutlich ja, sagt Teamchefin Irene Fuhrmann. Also Kräfte einteilen, so wie vor der ähnlichen Situation in der EM-Quali vor exakt drei Jahren? „Nein, so denken wir nicht“, wehrt Fuhrmann ab: „Wir haben in Wien gesehen, dass wir Frankreich schon wehtun können.“ Umso größeren Spaß wurde das natürlich machen, weil der Roazhon Park mit über 25.000 Zusehern schon seit letzter Woche ausverkauft ist.

„Sowas liegt uns“, meint auch Hanshaw, die ankündigt, „Frankreich ärgern und Nadelstiche setzen“ zu wollen. Anders als es letzte Woche der SKN gemacht hat – natürlich wollte man das Europacup-Match beim achtfachen UWCL-Sieger in Lyon genießen, aber in erster Linie ging es darum, nicht so unter die Räder zu kommen wie Slavia Prag beim 0:9 in der Woche davor.

Starke Spitze in der D1F

Das gelang. Der SKN stellte sich sehr defensiv auf und hielt das Resultat mit 0:2 im äußerst erträglichen Rahmen, freilich ohne einmal selbst aufs gegnerische Tor geschossen zu haben. Lyon ist der Primus einer Liga, in der drei Teams deutlich über allen anderen stehen – neben Lyon noch PSG und Paris FC. Letzterer, eigentlich die klare Nummer drei, hat in der UWCL-Quali Vorjahrs-Finalist Wolfsburg und Vorjahres-Halbfinalist Arsenal eliminiert.

Bis auf wenige Ausnahmen bilden diese auch den Kader von Teamchef Hervé Renard. Mit dem Rest der Liga spielen sie sich zwar genauso wie der SKN in seiner Meisterschaft, aber natürlich auf wesentlich höherem Niveau: Weltklasse-Legionäre wie Lindsey Horan, Ada Hegerberg, Danielle van de Donk und Christiane Endler (Lyon) sowie Jackie Groenen, Lieke Martens, Tabitha Chawinga und Clare Hunt (PSG) fetten die französische Qualität zusätzlich auf.

Nachdem Sarah Puntigam einige Jahre bei Montpellier war, spielt nun wieder eine weitgehend unbekannte Österreicherin in der D1F – die Vorarlbergerin Sarah Klotz, außerhalb des ÖFB-Systems großgeworden und zuletzt einige Jahre in der Schweiz aktiv, kämpft bei Aufsteiger St.-Étienne um Einsatzminuten. Bei der WM im Sommer war die französische Liga jene mit den meisten Spielerabstellungen aller Ligen weltweit.

Eine frisierte U-20-Liga

Aus der österreichischen Liga war niemand bei der WM. Schon Dominik Thalhammer hat junge Spielerinnen aus der ÖFB-Akademie eindringlich dazu angehalten, ins Ausland zu gehen. Nicht immer waren diese Wechsel treffsicher (Klein, Großgasteiger, Weilharter, Triendl), es war aber immer klar: Wer im Fußball wirklich Karriere machen will, muss die heimische Ausbildungsliga verlassen.

Das funktioniert für das Nationalteam, weil sich längst genug Österreicherinnen in guten Ligen festgesetzt haben. Das heißt im Umkehrschluss aber, dass daheim in der Liga fast nur jene spielen, die noch auf den Sprung hoffen – es ist eine extrem junge Liga.

In Zahlen ausgedrückt: Bei den neun Konkurrenten von Serien-Meister SKN St. Pölten in der letzten Saison waren 56 Prozent (!!!) der Stammspielerinnen 20 Jahre oder jünger, nur 15 Prozent hatten ihren 25. Geburtstag schon hinter sich. Überhaupt nur vier Stammkräfte waren 30-plus, davon zwei beim mit 112 Gegentoren in 18 Spielen erbarmungslos aus der Liga geschossenen Absteiger Altenmarkt.

Unterforderter Meister

Da ist St. Pölten natürlich unterfordert, aktuell kann nur Altach Paroli bieten: Im Frühjahr gewann Altach das Ligaspiel sogar, das direkte Duell um den Herbstmeister-Titel vor ein paar Tagen stand bis zu Mikolajovás direkt verwandeltem Eckball zum 1:0 halb durch die zweite Halbzeit Spitz auf Knopf. Am Ende hieß es 2:0 und der SKN geht mit einem Fünf-Punkte-Polster in die Liga-Winterpause.

Nur: So wie Sturm in den letzten Jahren regelmäßig die besten Spielerinnen verloren hat (Naschenweng, Schasching, Kolb, Degen, Plattner, Weilharter, Wienerroither, Croatto, Magerl, Kröll), geht das Spielchen nun bei Altach mit Eileen Campbell los. Über kurz oder lang werden wohl Linda Natter und Emilia Purtscher folgen.

St. Pölten wäre – mit nur noch vier Österreicherinnen am Feld – von Qualität und Investment gut genug, um in Deutschland nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Im internationalen Vergleich ist die nationale Unterforderung aber ein Nachteil. Gerade Brann ist es aus der norwegischen Liga anderes gewohnt, das merkte man beim Duell in der Women’s Champions League: St. Pölten kämpfte und hatte auch Chancen, am Ende hätte es aber genauso gut 1:4 heißen können, nicht „nur“ 1:2.

SKN St. Pölten – Brann Bergen 1:2 (0:0)

Brann hat in der Folge auch Slavia 1:0 besiegt und hat jetzt klare Vorteile im Rennen um Platz zwei hinter Lyon und damit den Einzug ins Viertelfinale, der Verein hat aber seinerseits mit den Limitationen der Liga zu kämpfen. Das sind andere als in Österreich, sie sind aber um nichts weniger herausfordernd.

Das norwegische Dilemma am Beispiel Brann

Neun Norwegerinnen sowie sechs Legionäre (drei aus Dänemark, zwei von den Philippinen und eine aus Australien) waren aus der Toppserien bei der WM. Die Liga ist okay, ist auch für gute Spielerinnen aus größeren Frauenfußball-Ländern nicht gänzlich uninteressant und sie ist an der Spitze durchaus kompetitiv, kann aber weder sportlich noch finanziell mit den wirklich großen Ligen mithalten. Vergleichbar wäre sie bei den Männern wohl mit der belgischen.

Norwegen spielt nach Kalenderjahr, Brann ist 2022 Meister geworden und als Lohn dafür wurde der Kader von den Geiern aus den größeren Ligen ausgeweidet. Tuva Hansen wechselte zu Bayern München, Guro Bergsvand und Elisabeth Terland zu Brighton, Lisa Naalsund zu Manchester United, Berglind Thorvaldsdóttir zu Paris St. Germain. Was übrig war, humpelte durch den Frühling, man gewann nur sieben der 17 Liga-Spiele bis zur WM-Pause.

Im Sommer verpflichtete Brann dann vier neue Spielerinnen und Martin Peter Ho als neuen (und offenkundig sehr fähigen) Trainer, holte im Herbst fast gleich viele Punkte wie Meister Vålerenga, qualifizierte sich erstmals für die Champions League und startete dort eben mit knappen Siegen in St. Pölten und gegen Slavia Prag. Aber es wurde in der Liga ob des im Frühjahr aufgerissenen Rückstandes nur Platz vier und die Problematik bleibt: Der Fluch der guten Tat ist, dass der Kader Gefahr läuft, filetiert zu werden und sofort sind drei andere da, hinter die man zurückfällt.

Diese Gefahr besteht für St. Pölten nicht, weil der SKN bis auf zwei, drei Spielerinnen eher eine End- statt eine Zwischenstation darstellt und man der Konkurrenz auch finanziell weit genug voraus ist, um die nationalen Gegner nicht näher kommen zu lassen. In Norwegen heißt das aber, dass die Liga im internationalen Vergleich nicht vorankommt und das Nationalteam eine Mischung aus Leistungsträgern einer schwächeren Meisterschaft (eben der eigenen) sowie Mitläufern in guten Ligen (wie es die meisten England-Legionärinnen sind) ist.

Konsequenz: Seit dem Abtreten jener Generation, die 2013 auch durch glückliche Umstände ins EM-Finale gekommen ist, tritt Norwegen auf der Stelle, zwischendurch boykottierte Ada Hegerberg – die einzige Norwegerin von Weltformat – jahrelang den Verband aus Protest dagegen, dass dieser in seinem Phlegma den strukturellen Anschluss verpasst.

Was spricht für/gegen eine stärkere eigene Liga?

Ein womöglich besser mit den tatsächlichen und potenziellen Gegebenheiten in Österreich vergleichbares Beispiel ist die Schweiz. Der FC Zürich ist der Platzhirsch, Servette Genf ein ernsthafter Konkurrent, der FC Basel aktueller Tabellenführer, auch Young Boys Bern bemüht sich. St. Pölten ist stärker als sie alle: Im direkten Europacup-Duell verlor der FCZ vor drei Jahren 0:1 und 0:2, die Schweizer Vertreter in der UWCL (Servette 2021, FC Zürich 2022) sammelten null Punkte und 2:49 Tore in zwölf Spielen, heuer lief der FCZ im Playoff in ein 0:6 und ein 0:2 gegen Ajax Amsterdam.

Da die Schweizer Liga mehr Konkurrenzkampf bietet, mehr Klubs professionelle Strukturen anbieten und sich ein Verbleib in der Liga auch hier nicht wirklich nachteilig auswirkt, bleiben auch viele tatsächlich daheim. In der Saison 2016/17 gab es mehr Schweizerinnen (15) in der deutschen Bundesliga als Österreicherinnen (13). Heute sind es gerade mal halb so viele Eidgenössinnen wie ÖFB-Spielerinnen (11:21), der halbe WM-Kader der Schweiz war in der heimischen Liga engagiert.

Der Vorteil einer solchen Liga – und je nachdem, wie ernst Rapid und Salzburg in den nächsten Jahren machen, könnte auch die österreichische eine solche werden – ist natürlich, dass neben dem erhöhten Konkurrenzdruck auch die Wahrnehmung der Liga steigen kann, die aktuell (den flächendeckenden Übertragungen auf ORF Sport plus und ÖFB-TV zum Trotz), geradeheraus gesagt, niemanden interessiert.

Der Nachteil, mit einem Blick auf die Schweiz: Es gibt weniger Anreize für 19- bis 22-Jährige, die Liga zu verlassen und sich etwa in Deutschland dem harten Konkurrenzkampf zu stellen. Der Schweiz fehlt es massiv an Nachwuchs, der wegbrechenden älteren Generation stehen nur (vermeintliche?) Wunderkinder wie Alayah Pilgrim, Iman Beney und Leela Egli gegenüber. Aber ein ganzer Schwung an Jahrgängen brachte niemanden auch nur annähernd in eine Position der internationalen Profilierung. Und das zwei Jahre vor der Heim-EM 2025.

Der Schweizer Nati stehen schwere Jahre bevor, während in Österreich der Generationswechsel in vollem Gange und kein generelles Nachgeben des Niveaus zu erkennen ist.

In guten Ligen durchgesetzt

Die ÖFB-Auswahl ist eine fast reine Legionärs-Truppe. Nur Routinier Katharina Schiechtl von der Austria, St.-Pölten-Kapitänin Jennifer Klein sowie die nachnominierte Claudia Wenger, ebenso vom SKN, sind überhaupt im ÖFB-Kader – und natürlich Eileen Campbell, die ja noch als Altach-Spielerin gilt. Alles andere: Ausland, und zwar zumeist in Stammpositionen. So wie Kapitänin Sarah Puntigam: Sie wird auch 2024 in der NWSL spielen, nachdem die Houston Dash die Option gezogen haben.

Sarah Zadrazil und Kathi Naschenweng gehören zu den unumstrittenen Leistungsträgern beim deutschen Meister Bayern München. Verena Hanshaw und Barbara Dunst spielen mit Frankfurt Champions League, Gini Kirchberger ist dort dritte Innenverteidigerin. Celina Degen und Goalie Jasmin Pal sind Stamm bei Köln, Lilli Purtscheller hat sich in Essen sofort durchgesetzt, Annabel Schasching ist in der Mittelfeld-Zentrale des SC Freiburg gesetzt. Torhüterin Kristin Krammer und Achter Livia Brunmair sind mit Nürnberg wohl ein Jahr zu früh aufgestiegen, sie kämpfen gegen den Abstieg.

Marina Georgieva spielt in der Innenverteidigung der Fiorentina, aktuell die dritte Kraft in Italien, neben Alice Tortelli eine starke Saison, Laura Feiersinger spielt für Meister AS Roma in der Champions Leauge immer bis zu 70. Minute, in der Liga immer ab der 70. Minute. In England hat sich Manuela Zinsberger als Einser-Goalie bei Arsenal etwas stabilisiert und Laura Wienroither arbeitet nach ihrem Kreuzbandriss am Comeback, Marie Höbinger hat bei Liverpool sofort eingeschlagen und ist aktuell hinter den Großen Vier „Best of The Rest“.

Zu diesen 16 Stammspielern in vier echten Top-Ligen kommt natürlich noch Viktoria Pinther vom Schweizermeister FC Zürich; das Hoffenheim-Trio mit Nici Billa (von Jill Janssens auf die Bank verdrängt), der sich nach Verletzung zurückkämpfenden Julia Hickelsberger sowie Neo-Legionärin Chiara D’Angelo. In Leipzig sammelt Michela Croatto nur sporadisch Minuten; Julia Magerl, Katja Wienerroither (beide Leipzig) und Valentina Kröll (Essen) spielen bisher gar keine Rolle. Bella Kresche ist bei Sassuolo nur noch die Nummer zwei im Tor – verdrängt von Solène Durand, die sie in Rennes im anderen Trikot sehen wird.

KADER ÖSTERREICH: Tor: Isabella Kresche (25 Jahre, Sassuolo/ITA, 6 Länderspiele/0 Tore), Jasmin Pal (27, Köln/GER, 3/0), Manuela Zinsberger (28, Arsenal/ENG, 93/0). Abwehr: Michela Croatto (21, Leipzig/GER, 1/0), Celina Degen (22, Köln/GER, 13/2), Marina Georgieva (26, Fiorentina/ITA, 31/0), Verena Hanshaw (29, Frankfurt/GER, 102/10), Gini Kirchberger (30, Frankfurt/GER, 96/3), Jennifer Klein (24, St. Pölten, 18/1), Julia Magerl (Leipzig/GER, 3/1), Kathi Schiechtl (30, Austria Wien, 66/9), Claudia Wenger (22, St. Pölten, 3/0). Mittelfeld: Barbara Dunst (26, Frankfurt/GER, 73/11), Laura Feiersinger (30, AS Roma/ITA, 110/19), Marie Höbinger (22, Liverpool/ENG, 32/7), Kathi Naschenweng (25, Bayern/GER, 46/6), Sarah Puntigam (31, Houston/USA, 138/19), Annabel Schasching (21, Freiburg/GER, 13/1), Sarah Zadrazil (30, Bayern/GER, 113/15). Angriff: Nicole Billa (27, Hoffenheim/GER, 95/47), Eileen Campbell (23, Altach, 9/3), Julia Hickelsberger (24, Hoffenheim/GER, 26/7), Lisa Kolb (22, Freiburg/GER, 19/1), Viktoria Pinther (25, FC Zürich/SUI, 34/2), Lilli Purtscheller (20, Essen/GER, 4/0). Teamchefin Irene Fuhrmann (43).

KADER FRANKREICH: Tor: Solène Durand (29, Sassuolo/ITA, 3/0), Marie Petiteau (21, Montpellier, 0/0), Pauline Peyraud-Magnin (31, Juventus/ITA, 46/0). Abwehr: Estelle Cascarino (26, Juventus/ITA, 14/1), Élisa de Almeida (25, PSG, 27/3), Sakina Karchaoui (27, PSG, 66/0), Maëlle Lakrar (23, Montpellier, 9/3), Griedge Mbock-Bathy (28, Lyon, 75/8), Ève Périsset (28, Chelsea/ENG, 54/4), Wendie Renard (33, Lyon, 154/37). Mittelfeld: Selma Bacha (23, Lyon, 24/2), Kenza Dali (32, Aston Villa/ENG, 60/12), Julie Dufour (22, Paris FC, 2/0), Grace Geyoro (26, PSG, 74/16), Amandine Henry (34, Lille, 97/13), Léa Le Garrec (30, Fleury, 10/2), Amel Majri (30, Lyon, 70/11). Angriff: Viviane Asseyi (30, West Ham/ENG, 65/14), Vicki Bècho (20, Lyon, 10/1), Kadi Diani (28, Lyon, 93/26), Eugénie Le Sommer (34, Lyon, 187/92), Marie-Antoinette Katoto (25, PSG, 32/26), Clara Matéo (25, Paris FC, 27/4). Teamchef Hervé Renard (55).

KADER NORWEGEN: Tor: Cecilie Fiskerstrand (27, Lillestrøm, 24/0), Aurora Mikalsen (27, Brann Bergen, 17/0), Guro Pettersen (32, Vålerenga Oslo, 7/0). Abwehr: Guro Bergsvand (29, Brighton/ENG, 25/4), Thea Bjelde (23, Vålerenga Oslo, 14/0), Marit Bratberg Lund (26, Brann Bergen, 10/1), Tuva Hansen (26, Bayern/GER, 34/1), Mathilde Harviken (21, Rosenborg, 16/0), Maren Mjelde (34, Chelsea/ENG, 173/20), Maria Thorisdottir (30, Brighton/ENG, 67/3), Marthine Østenstad (22, Brann Bergen, 0/0). Mittelfeld: Ingrid Engen (25, Barcelona/ESP, 67/6), Justine Kielland (21, Brann Bergen, 0/0), Frida Maanum (24, Arsenal/ENG, 73/12), Lisa Naalsund (28, Manchester Utd/ENG, 13/0), Vilde Bøe-Risa (28, Atlético Madrid/ESP, 67/2). Angriff: Caroline Hansen (28, Barcelona/ESP, 103/45), Ada Hegerberg (28, Lyon, 78/43), Sophie Román Haug (24, Liverpool/ENG, 15/8), Celin Ildhusøy (22, Tottenham/ENG, 13/5), Anna Jøsendal (22, Rosenborg, 9/0), Karina Sævik (27, Vålerenga Oslo, 45/7), Cathinka Tandberg (19, Linköping/SWE, 1/0), Elisabeth Terland (22, Brighton/ENG, 26/7). Teamchef Leif-Gunnar Smerud (56).

Die Chance auf die WM-Teilnahme

Am Montag wird in Spanien ein Match absolviert, das besondere Bedeutung für den ÖFB hat. Gegen Island geht es im Entscheidungsspiel um die Teilnahme an der U-20-WM im kommenden Jahr, ORF Sport plus ist live drauf, um 17 Uhr geht’s los. Teamchef Hannes Spilka muss dabei auf die verletzten Valentina Mädl (St. Pölten), Tatjana Weiß, Maggie Rukavina (beide Neulengbach) und Amelie Roduner (Bayern II) verzichten.

„Das tut weh“, stöhnte Spilka vor ein paar Wochen, „wir sind breit aufgestellt, aber ich hoffe, dass sich nicht noch mehr wehtun!“ Sprachs – und schon fassten auch Isabell Schneiderbauer und Jovana Cavic (beide Vienna) Blessuren aus, die beiden sind aber im Kader. So wie auch Lainie Fuchs, die letztes Jahr schon mit St. Pölten in der Champions League aktiv war. Nach ihrem Wechsel in die US-College-Meisterschaft bei Pittsburgh war sie zunächst Stammkraft, ehe sie ab Ende September schlagartig praktisch gar nicht mehr zum Einsatz kam. Eine Rückkehr nach Österreich für den Frühling steht im Raum.

In Island ist die Liga-Saison seit fast zwei Monaten beendet, das Team besiegte in einem Testspiel Schwedens U-17-Mädchen am Mittwoch mit 1:0, die Österreicherinnen ihrerseits die U-19 von Italien mit 2:0. Das Gefühl sagt, dass Österreich in diesem Spiel favorisiert sein müsste: Man hat England, Deutschland, Italien und Holland besiegt und hat einen breiten Kader. Aber auch Island war bei der U-19-EM Gruppendritter (hinter Spanien und Frankreich, vor Tschechien) und hat am Weg zur Endrunde Dänemark und Schweden hinter sich gelassen.

Gelingt der Coup gegen Island und dann auch noch die erneute EM-Qualifikation der nächsten U-19 (was angesichts der souveränen Vorrunde durchaus möglich scheint), würde ein terminliches Kuriosum entstehen: Ende Juli wird die U-19-EM in Litauen über die Bühne gehen, ab Ende August die U-20-WM in Kolumbien und es gibt einige Spielerinnen, die für beide Turniere in Frage kommen. Sie könnten ihren Klubs damit bis Ende September nicht oder nur kaum zur Verfügung stehen. „Es wäre ein außergewöhnliches Luxusproblem“, weiß Spilka, „aber wir sind schon mit den Klubs in Kontakt, wie wir das im Falle des Falles gut lösen!“

KADER ÖSTERREICH U-20: Tor: Mariella El Sherif (19, Sturm Graz), Larissa Rusek (18, Neulengbach), Christina Schönwetter (18, Vienna). Abwehr: Jovana Cavic (19, Vienna), Chiara D’Angelo (19, Hoffenheim/GER), Hannah Fankhauser (17, Altach), Lainie Fuchs (19, Univ. Pittsburgh/USA), Sarah Gutmann (17, Vienna), Isabell Schneiderbauer (19, Vienna), Nadine Seidl (19, Vienna). Mittelfeld: Anna Holl (19, Univ. Jacksonville State/USA), Julia Keutz (19, Sturm Graz), Nicole Ojukwu (18, Vienna), Emilia Purtscher (18, Altach), Laura Spinn (18, Neulengbach), Michaela Walter (18, FCL/Dornbirn), Anna Wirnsberger (18, Sturm Graz). Angriff: Isabel Aistleitner (18, Vienna), Linda Natter (18, Altach), Almedina Sisic (17, Kleinmünchen/BW Linz), Alisa Ziletkina (17, Austria). Teamchef Hannes Spilka (54).

KADER ISLAND U-20: Tor: Aldís Guðlaugsdóttir (19, Hafnarfjarðar), Sigríður Guðmundsdóttir (18, Valur), Sigurborg Sveinbjörnsdóttir (17, Víkingur Reykjavík). Abwehr: Sigdís Bárðardóttir (17, Víkingur Reykjavík), Birna Björnsdóttir (19, Univ. South Dakota State/USA), Eyrún Hjartardóttir (18, Stjarnan), Mikaela Pétursdóttir (19, Breiðablik). Mittelfeld: Írena Héðinsdóttir Gonzalez (19, Univ. Harvard/USA), Kimberley Hjálmarsdóttir (18, Thór/KA), Elísa Sigurjónsdóttir (18, Hafnarfjarðar), Bergdís Sveinsdóttir (17, Víkingur Reykjavík), Ísabella Tryggvadóttir (17, Valur), Katla Tryggvadóttir (18, Thróttur). Angriff: Snædís Jörundsdóttir (19 Stjarnan), Vigdís Kristjánsdóttir (18, Breiðablik), Emelía Óskarsdóttir (17, Kristianstad/SWE), Ísfold Sigtryggsdóttir (19, Thór/KA), Freyja Thorvarðardóttir (19, Thróttur). Teamchefin Margrét Magnúsdóttir (34).

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ÖFB-Frauen vor Quasi-Playoff und das Comeback einer Zeitkapsel

Das Erfreuliche zuerst: Das Schnabelholz in Altach wird sehr gut gefüllt sein, Laura Wienroither ist zumindest wieder im Training, St. Pölten steht wie letztes Jahr in der Gruppenphase der Women’s Champions League, die U-17 des ÖFB versetzte Deutschland eine 3:0-Ohrfeige und die U-19 könnte doch noch zur WM fahren.

Weniger erfreulich: Portugal, nun zweimal Gegner der ÖFB-Frauen, hat überraschend gegen Norwegen gewonnen – am Weg zum Klassenerhalt in der A-Gruppe der Nations League wird es für Österreich also realistischerweise vier Punkte aus diesen beiden Matches brauchen.

Und erstaunlich in der Welt des Frauenfußballs: Nordkorea ist zurück – viereinhalb Jahre nach dem letzten offiziellen Länderspiel tritt das auf dem Papier des FIFA-Rankings zweitbeste Team Asiens in der Olympia-Qualifikation tatsächlich wieder an und der Auftritt wird sehr aufschlussreich über den Fortschritt des Sports in den letzten Jahren sein.

Entscheidendes Nations-League-Doppel

4.800 Plätze können in Altach für das zweite Nations-League-Heimspiel maximal verkauft werden. Fast 90 Prozent der Tickets waren vier Tage vor dem 27. Oktober weg. Das ist schön, weil es heißt, dass das Interesse auch nach dem 0:1 gegen Frankreich vor über 10.000 Zusehern im Viola Park von Wien hoch bleibt.

Als dort, im Austria-Stadion, eine halbe Stunde nach Spielschluss der Sieg von Portugal gegen Norwegen durchsickerte, war das Unbehagen darüber schon spürbar. Ändern kann man’s eh nicht, war der Tenor, aber natürlich wäre es ihnen im ÖFB-Lager anders lieber gewesen – aus dem Bonus-Punkt von Oslo wurde ein Netto-Minus von zwei Zählern gegenüber dem vermeintlich schwächsten Gruppengegner.

„Norwegen hat ohne Caroline Hansen gespielt, Sophie Roman-Haug musste verletzt früh raus, Portugal hat zwei Elfmeter zugesprochen bekommen“, sagt Teamchefin Irene Fuhrmann, „aber ja, wir wissen, wie unangenehm Portugal sein kann.“ Keine herausragenden Einzelspielerinnen, aber ein gutes Kollektiv, lange eingespielt, aggressives Forechecking, mit langfristigem Plan aufgebaut von Teamchef Francisco Neto – alles ganz ähnlich wie in Österreich vor acht, zehn Jahren.

Das Heimspiel gegen Portugal am Freitag und das folgende Auswärtsspiel in Varzim vier Tage danach kommen einem Playoff schon ziemlich nahe. Vier Punkte, und man liegt wegen des gewonnen Direktvergleiches vor Portugal. Weniger als vier Punkte, und es wird ganz schwierig, den letzten Platz und damit den Abstieg in die B-Gruppe zu vermeiden.

„Das ist jetzt nicht als großes Thema angesprochen worden“, sagt Verteidigerin Celina Degen zwar, die – anders als im Frühjahr – nun auch bei Köln wieder regelmäßig spielt („neues Trainerteam, völlig umformierter Kader, ich kann jetzt auch eine gewisse Führungsposition einnehmen“), aber: „Man hat die Lage in der Gruppe natürlich schon ein bisschen im Blick.“ Denn in Rennes am 30. November wird es wohl nicht viel zu holen geben und obwohl Österreich gegen Norwegen in den letzten drei Matches unbesiegt ist: Mit Siegzwang am 5. Dezember ins Abschlussspiel in der NV-Arena von St. Pölten zu gehen, wäre unangenehm.

Apropos Spielort: Auch das neue Donaupark-Stadion von Linz war ein Thema, aber da Blau-Weiß dort direkt davor (gegen Sturm) und direkt danach (gegen Wattens) Heimspiel hat und man nicht sicher ist, wie der Rasen im neuen Stadion reagiert, verschiebt man den ÖFB-Erstauftritt in der Arena auf dem Möbellager lieber auf Frühjahr 2024. „Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben“, kündigte ÖFB-Sprecher Jonas Dormann an.

Mehr Kampf als Glanz

Die letzten Duelle gegen Portugal datieren vom Algarve Cup 2014 (ein 3:2 für Portugal und ein 2:1 für Österreich), zuletzt in Pflichtspielen trafen die Teams im Rahmen der EM-Qualifikation für 2013 aufeinander. Zweimal gewann damals Österreich mit 1:0 – auswärts dank Heldentaten der für die verletzte Anna-Carina Kristler eingewechselten Bibi Reischer in ihrem letzten Länderspiel, daheim im strömenden Gründonnerstags-Regen von Wr. Neustadt durch ein spätes Tor von Laura Feiersinger an ihrem 19. Geburtstag.

Feiersinger und Sarah Puntigam sind von aus diesen Spielen vor zwölf Jahren noch dabei (Sarah Zadrazil, Verena Hanshaw und Gini Kirchberger hatten schon im A-Team debütiert, spielten aber jeweils zeitgleich wie Kathi Schiechtl U-19-EM-Quali). Seither war Portugal 2017 und 2022 bei der EM und vor einem halben Jahr auch bei der WM dabei, wo man nur ein paar Zentimeter davon entfernt war, die USA zu eliminieren. „Niemand von uns unterschätzt Portugal, das werden zwei richtige Fights“, kündigt Fuhrmann an, und sie sagt: „Es wird nicht darum gehen, spielerisch zu glänzen, sondern wahrscheinlich eher wie beim letzten Spiel in Altach gegen Serbien sein.“

Damals, im Dezember 2020 vor coronabedingt leeren Rängen, brauchte man für die EM-Teilnahme einen Sieg, man spielte krampfig und fehlerhaft und Sarah Zadrazil erzwang den 1:0-Sieg, nachdem sie in der zweiten Hälfte das Spiel komplett an sich gerissen hatte. Eine Steigerung an Mut und Vertrauen nach der Halbzeitpause war auch in Norwegen und gegen Frankreich erkennbar. „Das müssen wir gegen Portugal das ganze Spiel so hinbekommen, nicht nur das halbe“, weiß Stürmerin Viki Pinther.

Zurück, am Weg, außen vor

Lisa Kolb ist zumindest zurück im Kader, das hatte Fuhrmann schon nach dem Frankreich-Spiel erhofft („Sie und Julia Hickelsberger wären immens wichtig, wenn es darum geht, mehr Geschwindigkeit in die letzte Linie zu bringen“), bei Hickelsberger ging es sich nicht aus. Rechtsverteidigerin Laura Wienroither ist nach ihrem Kreuzbandriss im April wieder zurück im Lauftraining, immerhin.

Marie Höbinger hat sich bei Liverpool schnell festgespielt und auch schon zwei Tore erzielt. Und Celina Degen – die mit ordentlich Vertrauensvorschuss, aber wenig Spielpraxis die beiden Matches in Norwegen und Frankreich durchspielen durfte – ist nun in Köln eben wieder Stamm. „Beim letzten Termin war genau ein Meisterschaftsspiel absolviert, da hat mich die Trainerin natürlich nicht wegen der Liga-Form aufstellen können“, sagt die 22-jährige Steirerin, „aber jetzt ist es natürlich schon was ganz anderes als im Frühjahr, weil ich mit Spielpraxis zum Team kommen kann!“

Vorläufig kein Thema ist ein Comeback von Maria Plattner, für die mit der Verletzung kurz vor der EM 2022 ein Leidensweg begann – den Abstieg mit Potsdam hat sie quasi komplett als hilflose Zuseherin erleben müssen, nun geht es daheim beim (nach sieben Runden immer noch punktelosen) FC Wacker Innsbruck darum, sich wieder an den Fußball heranzutasten und den Spaß daran zu finden. Die große Karriere, zu der ihr Talent sicher gereicht hätte, dürfte nach den letzten 18 Monaten keine Priorität mehr haben. Schade, aber verständlich.

KADER ÖSTERREICH: Tor: Andrea Gurtner (22, OFI Kreta/GRE, 0 Länderspiele/0 Tore), Bella Kresche (24, Sassuolo/ITA, 6/0), Jasmin Pal (27, Köln/GER, 3/0), Manuela Zinsberger (28, Arsenal/ENG, 91/0). Abwehr: Michela Croatto (21, Leipzig/GER, 1/0), Celina Degen (22, Köln/GER, 11/2), Marina Georgieva (26, Fiorentina/ITA, 29/0), Verena Hanshaw (29, Frankfurt/GER, 100/10), Gini Kirchberger (30, Frankfurt/GER, 95/3), Jennifer Klein (24, St. Pölten, 18/1), Julia Magerl (20, Leipzig/GER, 3/1), Kathi Schiechtl (30, Austria, 66/9). Mittelfeld: Chiara D’Angelo (19, Hoffenheim/GER, 0/0), Barbara Dunst (26, Frankfurt/GER, 71/10), Laura Feiersinger (30, Roma/ITA, 108/19), Marie Höbinger (22, Liverpool/ENG, 30/7), Kathi Naschenweng (25, Bayern/GER, 44/6), Sarah Puntigam (31, Houston/USA, 136/18), Annabel Schasching (21, Freiburg/GER, 12/1), Sarah Zadrazil (30, Bayern/GER, 111/15). Angriff: Nici Billa (27, Hoffenheim/GER, 93/47), Eileen Campbell (23, Altach, 7/2), Lisa Kolb (22, Freiburg/GER, 17/1), Viktoria Pinther (25, FC Zürich/SUI, 33/1), Lilli Purtscheller (20, Essen/GER, 3/0). Teamchefin Irene Fuhrmann (43).

Europacup, WM-Chance, Prestige-Sieg

Gelänge es, Portugal vier Punkte abzuknöpfen, würde sich das in den erfreulichen Herbst einfügen, den Österreichs Frauen-Fußball abseits des Nationalteams bisher erlebt. Zum einen hat sich Meister St. Pölten zum zweiten Mal in Folge für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert, Basis dafür war der in dieser klaren Form nicht zu erwartende 4:0-Auswärtssieg im Playoff-Hinspiel bei Islands Meister Valur Reykjavík.

Valur Reykjavík – SKN St. Pölten 0:4 (0:1)

Das 0:1 im Rückspiel tat nichts zur Sache und die Auslosung brachte eine Gruppe mit dem Europacup-Rekordsieger Olympique Lyon sowie dem norwegischen Meister Brann Bergen und Slavia Prag – eben jenes Team aus Tschechien, das der SKN schon letzten UWCL-Saison hinter sich gelassen hat (1:0 in Prag, 1:1 daheim).

Österreicherinnen in der Champions League

Winkt das Viertelfinale? Vorsicht ist geboten. Besieht man die Gegner, die Sarah Zadrazil mit Bayern München bzw. Laura Feiersinger mit der AS Roma gezogen hat, hätte es St. Pölten aber schon erheblich schwerer treffen können. Auch das ÖFB-Trio in Frankfurt (Hanshaw, Dunst, Kirchberger) darf sich Hoffnungen auf das Viertelfinale machen.

Die Gruppenphase startet wegen der späten WM erst am 15. November – vier Tage, nachdem für St. Pölten, Brann Bergen (nur auf Kurs zu Platz vier in der fast beendeten norwegischen Liga) und Slavia Prag (klarer Leader in Tschechien) die jeweilige Liga-Herbstsaison endet. Vier Spieltage werden bis Weihnachten dann noch durchgepeitscht, die zwei verbleibenden Ende Jänner – fast zwei Monate, ehe die Ligen Tschechien (9. März), Österreich und Norwegen (jeweils 16. März) wieder starten. Für das Trio wird die Champions League quasi zum Winterpausen-Füller.

Für großen Unmut hat indes der Quali-Modus gesorgt: Im Verfolgerpfad sind Vorjahres-Finalist VfL Wolfsburg und Vorjahres-Halbfinalist Arsenal gescheitert (beide an Paris FC), Juventus ist gegen Frankfurt auf der Strecke geblieben, Manchester United gegen Paris St. Germain. Vor allem Man-United-Coach Marc Skinner mokierte sich lautstark darüber, dass man Meistern aus kleinen Ligen den roten Teppich ausrollt, während sich die großen Namen aus den großen Ligen gegenseitig kanibalisieren.

Chelsea-Coach Emma Hayes schoss nach dem Motto „Chantal, heul leise“ zurück: „Bis vor drei Jahren gab es gar keine Gruppenphase, wir waren immer ungesetzt, sind nie weit gekommen und haben halt ein paar Mal gegen Große gewinnen müssen, damit wir irgendwann gesetzt waren!“ Äußerungen wie die von Skinner „sind arrogant und ignorant.“

…und um das WM-Ticket und mit 3:0 in Deutschland

Nochmal kurz zurück zu Island. Nach dem Sommer-Testspiel des A-Teams gegen die Kickerinnen von der Insel im Nordatlantik (0:1) und dem Europacup-Duell der jeweiligen Meister (das eben St. Pölten klar gewann) wird es vermutlich Anfang Dezember noch ein weiteres, unverhofftes Duell mit Island geben – nämlich von der letztjährigen U-19, die bei der EM ja hauchdünn am Halbfinal-Einzug gescheitert ist und damit auch am Ticket für die U-20-WM, die im September 2024 in Kolumbien stattfindet.

Für dieses hat die FIFA nun aber das Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Teams aufgestockt, womit Europa einen fünften Startplatz bekommt. Diesen spielen sich die beiden Gruppendritten der U-19-EM vom Sommer 2023 aus, eben Österreich und Island. U-19-Teamchef Hannes Spilka kündigte im TV-Interview beim SKN-Playoff-Rückspiel an, dass das Entscheidungsspiel wohl „am 5. Dezember in der Nähe von Barcelona“ stattfinden solle, offiziell ist das aber noch nicht.

Österreich – Holland 1:0 (0:0) bei der U-19-WM durch ein Tor der eingewechselten Valentina Mädl – sie spielt nun mit dem SKN in der Champions League.

Zunächst tritt Spilka in den kommenden Tagen in Wr. Neustadt mit der neuen U-19 in der Quali-Vorrunde für die kommende EM gegen Dänemark, Polen und Montenegro an, der für das Erreichen der Eliterunde im Frühjahr nötige dritte Platz sollte eine Formalität sein. Aus dem EM-Kader sind mit Mädl, Natter, Ojukwu, Purtscher, Aistleitner und Laura Spinn sowie Zweier-Torhüterin Schönwetter mehr ein halbes Dutzend wieder dabei – sie haben als 2005er schon beim U-19-Jahrgang 2004 mitgespielt.

Die neue U-17 hat diesen Schritt in die Eliterunde schon geschafft, und wie: Als Gruppensieger vor Deutschland, der Ukraine und Rumänien.

Deutschland – Österreich 0:3 (0:2)

Vor allem das 3:0 gegen Deutschland, Gastgeber des Mini-Turniers in Duisburg, ist ein Statement. Das Ergebnis sieht klarer aus, als das Spiel war: Das beklagte DFB-Trainerin Sabine Loderer („Wir haben das Spiel gegen einen sehr intensiven und aggressiven Gegner kontrolliert, aber die Österreicherinnen waren maximal effektiv. Nach der Halbzeit haben wir dann die Ruhe verloren.“) und das gestand auch Trainer Patrick Haidbauer ein („Das hätte in beide Richtungen ausgehen können… aber wir wussten, dass wir auch Deutschland fordern und an einem guten Tag schlagen können, dieses Selbstvertrauen haben wir gehabt.“).

Der Lohn ist, dass man in der Eliterunde nicht auf Frankreich treffen kann, auch andere starke Gruppensieger (wie man das von Spanien, England oder Schweden erwarten kann) kommen nicht in Frage. Das ist zumindest kein Nachteil.

Kims geheimnisvolle Töchter sind zurück

6. März 2019: Nordkorea spielt im Finale des Cyprus Cups 3:3 gegen Italien und gewinnt danach das Elfmeterschießen. Keine Überraschung, Nordkorea war immer gut. Bei WM und Olympia wurde zwar selten die Vorrunde überstanden und wenn, dann wurde nie ein K.o.-Spiel gewonnen. Aber Nordkorea war aber immerhin dreimal Asienmeister, zudem sicherte man sich 2016 die WM-Titel bei der U-17 und der U-19. Man war nicht China und nicht Japan, konnte sich aber mit Fug und Recht als Nummer drei am Kontinent fühlen.

Um das Team aus dem Land von Kim Jong-Un, um das schon alleine aus Staatsdoktrin immer ein großes Geheimnis gemacht wurde, herrschte aber schon in den Jahren davor immer wieder Unruhe. Bei der WM 2011 lieferte man fünf positive Dopingtests ab und versuchte die mit einem mysteriösen Blitzeinschlag im Trainingszentrum zu erklären. Für die WM 2015 blieb man wegen der Doping-Vergehen gesperrt, für 2019 scheiterte man schon in der Vorqualifikation hauchdünn ausgerechnet an Südkorea.

Asiencup-Qualifikation bzw. WM-Vorqualifikation: Nordkorea – Südkorea 1:1 im April 2017

Bei Olympia in London 2012 weigerte man sich vor dem Auftaktspiel gegen Kolumbien eine Stunde lang anzutreten, weil die Veranstalter die südkoreanische Flagge auf der Spielstands-Vidiwall zeigten. Für Olympia 2016 qualifizierte man sich nicht, die Quali-Teilnahme für Tokio 2020 ließ man aus ungeklärten Gründen schon Monate vor Corona-Ausbruch sausen, jene für die WM 2023, weil man sich nicht dem Corona-Risiko aussetzen wollte.

Nordkorea als Zeitkapsel

In den viereinhalb Jahren seit dem Italien-Spiel ist Nordkorea wegen Inaktivität offiziell aus dem FIFA-Ranking genommen worden, die Punktzahl würde aktuell für Platz elf reichen – hinter Japan, aber vor Australien. Nur: Wie viel ist das Wert? Seit 2019 hat der Frauenfußball enorm angezogen, was Athletik, Tempohärte und Robustheit angeht. Sogar jene asiatischen Teams, die sich in den letzten vier Jahren nicht vor der Welt versteckt haben, hatten damit große Probleme – wie es bei Südkorea, Vietnam und nicht zuletzt China bei der WM überdeutlich wurde.

Jahrelang hat keine nordkoreanische Spielerin hat für irgendeine Form von Fußballspiel das Land verlassen. Wie der Ligabetrieb aussieht – oder ob es überhaupt einen geregelten solchen gibt – ist unklar. Im Grunde ist das Team eine Zeitkapsel, stehengeblieben im Frühling 2019. Beim Mini-Turnier in China geht es gegen den Gastgeber, dazu gegen Südkorea und Thailand, nur der Gruppensieger ist fix im Play-Off um einen der beiden asiatischen Paris-Plätze.

Der Probegalopp bei den Asienspielen vor ein paar Wochen sah mit dem Final-Einzug gut aus, es gibt aber Vorbehalte. Zum einen ist fast kein Gegner mit dem vollen A-Team angereist, Japan etwa – klarer 4:1-Finalsieger gegen Nordkorea – mit einem C-Kader praktisch ohne jegliche Nationalteam-Erfahrung. In der Gruppe hatte Nordkorea nach der Absage von Kambodscha nur Singapur besiegen müssen, im Viertelfinale gegen Südkorea war man 50 Minuten in Überzahl und entschied das Spiel erst in der Schlussphase für sich, im Halbfinale war Usbekistan kein Gegner.

Sechs Übriggebliebene

Bei den Asienspielen waren vier Stammkräfte von vor der Auszeit dabei, sie alle waren U-20-Weltmeisterinnen (das ZM-Duo mit Wi Jong-Sim und Jo Hyo-Sim, Linksverteidigerin Son Ok-Ju sowie Stürmerin Sung Hyang-Sim, die auch beim U-17-WM-Titel dabei war), dazu zwei Reservistinnen von 2019. Sonst waren alle Spielerinnen neu.

Es ist auch gut möglich, dass die drei Matches in Xiamen, zwischen Shanghai und Hongkong gelegen, die einzigen drei ernstzunehmenden Auftritte für zwei weitere Jahre bleiben – dann erst startet nämlich die Qualifikation für die WM 2027 in Asien. Zumindest gegen Südkorea und Thailand kann Nordkorea in Xiamen übrigens auf Heimspiel-Atmosphäre bauen: Beim Finale der Asienspiele in Hangzhou (ebenfalls in China) musste Japan nicht nur gegen die elf Gegnerinnen am Feld, sondern auch gegen die 37.000 chinesischen Zuseher anspielen.

Und die WM veränderte nichts, Jamaika Edition

Die Art und Weise, wie Außenseiterinnen bei der WM aufgemuckt haben, ließ Spannung aufkommen: Würde der Schwung dort halten? In Jamaika jedenfalls nicht, wo der Verband traditionell kein Geld für die Frauen ausgeben will. Vor der WM schrieben wir hier über die Reggae Girlz:

In Jamaika setzte die Mutter von Mittelfeldspielerin Havana Solaun eine Fundraising-Kampagne auf, um die Nachlässigkeiten des Verbandes auszugleichen. […] Der Verband richtete aus: Das Geld nimmt man gerne, aber die Fundraising-Kampagne soll bitte aufpassen, dass beim Betteln keine Markenrechte verletzt werden. Kein Witz.

Bei der WM eliminierta Jamaika sensationell Brasilien und erreichte so das Achtelfinale. Nun, für die anstehenden Spiele in der Goldcup-Qualifikation (in Panama und daheim gegen Guatemala) verweigern die Spielerinnen aus dem WM-Kader ein Antreten. „Es war eine der schwierigsten Entscheidungen, die wir jemals zu treffen hatten. Aber wir denken, es ist ein notwendiger Schritt, um der ständigen schlechten Behandlung ein Ende zu setzen, die der Verband uns zuteil werden lässt“, so Vize-Kapitänin Allyson Swaby, die auch im Podcast mit Tobin Heath und Christen Press direkt nach der WM schon ziemlich offen über die „Wand, gegen die wir beim Verband laufen“ gesprochen hat.

Erfolgs-Trainer Lorne Donaldson – ein ausdrücklicher Fürsprecher der Spielerinnen – erhielt nach der WM-Sensation keinen Helden-Empfang, sondern den Rauswurf (das JFF-Präsidium entschied sich mit 7:1 gegen eine Vertragsverlängerung – und der eine Funktionär, der für Donaldson stimmte, wurde umgehend suspendiert). Er wartet ebenso wie die Spielerinnen noch auf die Auszahlung von Prämien aus dem Jahr 2022, von denen der WM ganz zu schweigen.

Über die Personalie des neuen Teamchefs (Donaldsons Co-Trainer Xavier Gilbert macht es vorläufig, weil der Verband keinen anderen gefunden hat) erfuhren die Spielerinnen aus den Medien – drei Tage vor der geplanten Zusammenkunft. Gilbert fährt nun mit einem Rumpf-Kader zu den beiden Partien, sie fallen also zumindest nicht aus.

All das kommt nicht überraschend und ist gerade deshalb umso bestürzender. Und es relativiert das sportliche Risiko der ÖFB-Spiele gegen Portugal umso mehr: Selbst wenn man die Klasse in der Nations League nicht halten würde – es wäre unangenehm, aber jamaikanische Verhältnisse muss man hierzulande auf so vielen Ebenen nicht befürchten.

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