Man nehme ein bekanntes PC-Adventure verpasse ihm eine Konvertierung für den Wii und bringe das dann als komplett neues Spiel auf den Markt. Fertig ist: die Neuauflage von Agatha Christie: Und dann gabs keine mehr.
Die Vorgeschichte ist relativ schnell erzählt. Zehn (kleine Leichtmatrosen) Gäste finden sich auf der Insel "Shipwreck Island" wieder. Wer sie eingeladen hat, wissen sie eigentlich nicht so genau. Abneigungen gegenüber dieser Einladung hatte aber komischerweise keiner. Plötzlich kippt zudem noch das Wetter und die aufgebrachte See verschlingt das Rücktransportmittel. Da nun auch der Bootsmann ohne Boot auf der Insel verbleiben muss, erfreut sich die Runde noch an einem weiteren Mitglied.
Was nun folgt dürfte für alle (überlebenden) Teilnehmer sicherlich eine prägende Erfahrung sein. Per Grammophon erfahren die geladenen Gäste, dass ihr Gastgeber weder unter ihnen weilt, noch sie besonders hoch schätz. Er geht sogar noch weiter und beschuldigt sie alle, Mörder zu sein. Im laufer der Geschichte offenbaren sich dabei mal mehr, mal weniger grausame Taten. Der Gastgeber bleibt weiter verschollen, nur die Anzahl der Teilnehmer dezimiert sich. Ein alter Kinderreim beschreibt dabei metaphorisch die jeweilige Todesart.
Aus diesem Punkt zieht die Geschichte dann auch ihren Reiz. Mit jedem weiteren Tag, an dem ihre Ermittlungen als Bootsjunge Patrick Narracott keine Ergebnisse zu Tage fördern, muss ein Gast das Leben lassen. Wer es genau sein wird ist nie klar. Jediglich die Todessache ist bekannt. Da jeder der Anwesenden seine eigenen dunklen Geheimnisse hat ist es zudem mit dem Vertrauen in der Gruppe nicht unbedingt gut gestellt. Schließlich könnte der Mörder auch unter ihnen weilen.
Die Hintergrundgeschichte bietet also schon einmal einen hohen Spielanzreiz. Woran Agatha Christie: Und dann gabs keine mehr schlussendlich scheitert ist am Spiel selbst. Die Rätsel, immerhin ein elementarer Bestandteil eines Adventures, fallen oft viel zu abstruß aus und wichtige Hinweise werden einfach nicht gegeben.
Viel zu oft steht der Spieler vor einer Aufgabe, die er glaubt eigentlich schon gelöst zu haben. Es fehlt ihm trotzdem noch ein Gegenstand. Meist hat man diesen im unsortierten, da viel zu unübersichtlichen und mit Gegenständen vollgestopften Inventar übersehen, oder man denkt, man hätte den richtigen Gegenstand, braucht dann aber doch einen anderen, meist ähnlichen zum Lösen. Das ist ärgerlich und sorgt viel zu oft für mehr Frust als Lust am Spielen.
Technische Unzulänglichkeiten wie holprige Animationen, verwaschene Texturen oder schlecht in die Schauplätze eingefügte Figuren fallen da eher weniger ins Gewicht. Die gelungen komponierte und stehts gut akzentuierte Hintergrundmusik, sowie einfache, aber aussagekräfte Zwischensequenzen unterstüzen die morbide, bedrohliche Atmosphäre sehr gut.
Wer sich zum späteren Zeitpunkt am Tag von akuter Lebensgefahr gepeinigt ins das draußen tobende Unwetter hinauswagen muss, nur um nach einer vermissten Person ausschau zu halten, wird ungefähr nachvollziehen können, wie es sich anfühlt in Agatha Christie: Und dann gabs keine mehr die Rollen von Patrick Narracott zu spielen.
Glücklicherweise steuert sich Herr Narracott angenehm einfach per Wii-Fernbedienung über den Bildschirm. Das zum Öffnen einer Türe andauernd die Fernbedienung umständlich gedreht werden muss, nervt zwar, dafür bewegt sich der Mauszeiger ohne Verzögerungen oder gar Träge über den Bildschirm. Einige extra für die Wii-Version hinzugefügte Spielerein versüßen oder versauen dann manchmal aber doch das Spielvergnügen. Versüßen dann, wenn man ein Schlauboot per Auf- und Abbewegung aufpumpen darf, oder auf ähnlichem Wege eine Wasserpumpe benutzen darf. Versauen dann, wenn ein Code an einerm Tresorrad eingestellt werden soll, dieses sich aber kaum präzise steuern lässt. Hier dürfen auch erfahrene Wii-Fernbedienungs-Akrobaten gerne mal eine halbe (!!) Stunde an Spielzeit opfern, nur um eine Tresortür zu knacken. Das mag zwar irgendwie realistisch sein, macht aber überhaupt keinen Spaß.
Wo viel Licht, da auch viel Schatten. Besser lässt sich die Wii-Umsetzung kaum beschreiben. Eine gute Hintergrundgeschichte eingebettet in eine paranoide Atmosphäre, deswegen sollte man dieses Adventure einmal gespielt haben. Die Spielmechanik an sich ist eher ermüdend und die Rätel nur für hartgesottene zu empfehlen. Wer aber Komplettlösungen gegenüber nicht abgeneigt ist, darf gerne einmal Shipwreck Island einen Besuch abstatten. Egal ob in der PC- oder Wii-Version, die Unterschiede sind eh eher marginal.