Ihr kennt das vielleicht: In manchen Ecken der eigenen Wohnung oder des eigenen Hauses bekommt man einfach keinen guten WLAN-Empfang mehr hin. Und so stocken entweder die Streams im Wohnzimmer, hakt das Online-Spielerlebnis am PC im Kinderzimmer oder geht der Empfang mit dem Laptop im Schlafzimmer ständig verloren. Inakzeptabel für uns vernetzte Generation! dLAN (Direct Local Area Network)-Technologie soll dabei Abhilfe schaffen, ohne dass man zusätzliche Kabel durch das ganze Haus verlegen muss. Hersteller wie devolo versprechen, das Internet über die Steckdose weiterzuleiten. Klingt nach Voodoo. Funktioniert das? Wir haben uns das dLAN 1200+ WiFi ac-Starterkit angesehen.
„dLAN“ funktioniert jeweils mit einem Sender- und Empfängergerät. Man verzeihe mir, wenn ich das laienhaft oder falsch übersetze, aber soweit ich es verstehe, modulieren diese Adapter das Netzwerksignal auf die Stromleitung. „Aus der Sicht des Stromnetzes sind Powerlan-Signale winzige Störungen, welche innerhalb der Toleranzgrenzen liegen und somit für das Stromnetz unschädlich bleiben. Vom Funktionsprinzip her sind PowerLAN-Adapter demnach Modems“, sagt Wikipedia. Ist uns aber eh wurscht, solange es irgendwie funktioniert.
Das Setup ist ganz einfach: Ihr steckt einen Adapter in eine Steckdose, verbindet es per LAN-Kabel mit dem Router. Dann steckt ihr den Empfänger am gewünschten Ort ein und verbindet per Knopfdrucken die beiden Geräte. Wenn ihr klug genug gewesen seid, um euch das WLAN-Passwort vorher von der Rückseite des Geräts abzuschreiben (*hust*), sollte das eine Sache von zwei Minuten sein. Während die Verlängerung des Kabelnetzwerks euch im selben Netzwerk wie der Ausgangsrouter unterbringt, wird das (stets AES-verschlüsselte) WLAN-Signal in ein eigenes umgewandelt, zu dem auch separat verbunden werden muss.
Das 1200+ ist das Topmodell der Reihe. Es verspricht einen Datendurchsatz von bis zu 1200 Mbit/s, was einerseits in der Anschaffung zukunftssicher, aber im aktuellen, normalen Privatgebrauch überdimensioniert ist. Es gibt auch Modelle mit 500 oder 650 Mbit/s, das billigste Starterpaket (ohne W-LAN) bekommt man ab 40€ (Partnerlink). Danach kann man sich je nach Bedarf hochkaufen. Optionen wie zusätzliche LAN-Anschlüsse und WLAN-Funktionalität bei Empfängern erhöhen den Preis der Startkits auf bis zu 220€ (PL).
Beim von uns getesteten dLAN 1200+ WiFi ac-Starterkit (169€ (PL)) hat der Empfänger zwei LAN-Ausgänge und erzeugt ein WLAN-Signal. Zudem sind beide Geräte gleichzeitig mit einem Steckdosen-Ausgang ausgestattet, sodass kein Anschluss blockiert wird. Ihr könnt das Netzwerk auch durch zusätzliche, einzeln zu erwerbende Adapter erweitern, wobei die unterschiedlichen Produktserien miteinander kompatibel sind (die Geschwindigkeit orientiert sich dann aber natürlich immer am langsamsten Teil der Kette). Wir haben zusätzliche Adapter und die Kompatibilität unterschiedlicher Serien nicht getestet.
Test liefert gute Ergebnisse
Unser Test-Setup haben wir in zwei verschiedenen Wohnungen installiert: Einem Altbau und einem absoluten Neubau. Dort wurden die Geräte jeweils mit den beiden maximal voneinander entfernten Steckdosen und zu unterschiedlichen Tageszeiten gestestet. Die genauen Leitungslängen kennen wir nicht, die Steckdosen waren aber 10 bis 15 Meter Luftlinie voneinander entfernt, mit Ecken und Verwinkelungen dürften das zumindest 15 und 30 Meter Leitung gewesen sein. Der Hersteller spricht von Leitungslängen von bis zu 300 Metern, die stabil genutzt werden können.
In beiden Fällen hatten wir einen 75MBit/s-Internetanschluss (von UPC) installiert. Die Ergebnisse mit Internet-Speedtestern vonm Ookla waren im Prinzip makellos. Während der LAN-Anschluss idente Ping- und Übertragungsraten nahe an der Maximalbandbreite lieferten, zeigte das WLAN-Signal des devolo-Empfängers zum Teil sogar um 1-2 Mbit bessere Übertragungsraten, als der Router von UPC selbst zustande brachte. Waren mehrere Geräte gleichzeitig mit dem Empfänger verbunden, teilte sich die maximale Bandbreite dynamisch auf sie auf, wobei das LAN-Signal stets den Löwenanteil zugewiesen bekam. Der Ping erhöhte sich dabei deutlich (von 9 auf 15ms).
Die Internetverbindung konnte die theoretische Bandbreite von 1200 MBit des Starterkits logischerweise nicht bis zum Limit testen. Im „devolo Cockpit“ wurden diese aber nicht erreicht. War am Empfänger ein Gerät per LAN angeschlossen, wurden Download- bzw. Uploadraten von 230 bzw. 135 Mbit/s gemessen. Wenn man sich per WLAN damit verband, stiegen die im Hersteller-eigenen Dashboard angezeigten Raten auf 315/135 Mbit/s.
Manchmal wird es für derartige Lösungen als Sicherheitsproblem gesehen, dass sich die Reichweite nicht auf den eigenen Haushalt begrenzen lässt, und das Signal über den Schaltkasten hinaus auch beim Nachbarn noch empfangbar sein könnte (manchmal wird das wiederum auch explizit gewollt und mit entsprechenden Überbrückungs-Lösungen erzwungen). In unserem Test der Neubau-Nachbarswohnung konnten wir keinen Empfang herstellen. Zudem soll die Verschlüsselung derartigen Probleme bei den devolo–Powerline-Produkten vorbeugen.
Fragen an den Test?
Wie immer beantworten wir in den nächsten Tagen gerne noch Fragen zum getesteten Produkt, wenn ihr sie in den Kommentaren stellt oder probieren Dinge aus, die ihr gerne getestet haben wollt. (Über Weihnachten wird es zu Verzögerungen beim Antworten kommen, aber wir vergessen euch nicht und antworten spätestens rund um Neujahr.)
Gewinnspiel
devolo hat uns erlaubt, das zur Verfügung gestellte Testgerät zu verlosen. Nutzt zur Teilnahme das folgende Widget, das Gewinnspiel läuft bis 9.1.2016.