Selten hat eine Demo so polarisiert, wie jene „Arcania – Gothic 4“. Die einen Spieler sehen eine würdige Fortsetzung der Reihe kommen, bei den anderen überwog Skepsis. Auch bei uns. Ich versuche trotzdem neutral an das Spiel heranzugehen und werde über meinen Fortschritt berichten.
„Was bisher geschah…“
Der Anfang des Spiels ist storytechnisch ident mit der Demo, jedoch mit zwei Abweichungen. Als König Rhobar III irrt man in einem Traum durch eine Höhle und erledigt ein paar untote Unholde. Schließlich findet man sich – erwacht aus einem Albtraum – als Hirte auf dem idyllischen Eiland Feshyr. Man möchte seine Geliebte namens Ivy heiraten und besteht dazu drei Prüfungen. Nebenbei erfährt man, dass die Holde schwanger ist und man selbst magische Kräfte besitzt. Wo man in der Demo nicht über die Brücke gelassen wurde, darf man nun zwecks Heiratsantrag immerhin ein paar Molerats zerklopfen.
Und wie bekannt wird man von der Hexe Lyrca nach ein paar Tagen magischen Komas durch eine Höhle gescheucht. Dort befördert man nervige Insekten mit dicken Panzern unter Zuhilfenahme hoher elektrischer Spannung ins Jenseits. Wie von Spellbound angekündigt landet man dann nicht in einem weiteren Demo-Dungeon, der von allerlei fortgeschrittenen Gegnern frequentiert wird, die sich mit einem Hirtenstab verprügeln lassen. Dafür übertrifft sich die ohnehin schon seichte und unglaubwürdige Geschichte nun mit einer neuen Wende der Gattung „Das gibt’s doch nicht“. Wie genau die aussieht, erfährt man nach Druck auf den Spoiler-Button. Wer sich trotzdem überraschen lassen will, ignoriert diesen einfach.
[spoiler]Nach dem die Wühlbock-Königin infolge erfolgreicher Behandlung mit einer Waffe endlich alle sechs Beine von sich streckt, stürzt unvermittelt die Höhle ein. Warum sie das tut, ist nicht ersichtlich. Der Held jedenfalls findet sich in erhöhter Position mit Panoramablick auf sein Dorf wieder, welches munter vor sich hin lodert während königliche Schiffe von dannen segeln. Tief betroffen eilt der Gute zurück in den Ort, um dort seine schwangere Geliebte vorzufinden. Ihr bleiben letzte Worte erspart, als sie es, getroffen von einem Pfeil, dem eben erschlagenen Höhlengetier gleichtut. Gepackt von einer Mordswut schwört unser Recke dem König Rache und wird von Diego nach Argaan verfrachtet, wo die Paladine offenbar einen heiligen Amboss suchen. Warum die königliche Flotte ein offensichtlich wehrloses und unbedeutendes Fischerdorf auf Fesyhr in Fetzen schießt, bleibt derweil ein Rätsel, das es wohl noch zu lösen gilt.[/spoiler]
Ich bin gespannt, was mich nun auf meinem Trip auf der neuen Insel für erzählerische Kunststücke erwarten.
Zuviel Geruckel geht mir auf den Buckel
Doch zu einem anderen Punkt: Nicht nur die Story hinkt, sondern auch die Grafik. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, da mein Rechner von den (in meinen Augen hoch bemessenen) Mindestanforderungen liegt. Berücksichtigt man aber, dass die Demoversion bei hohen Einstellungen bei mir weitgehend ruckelfrei lief, ist es nicht zu verstehen, warum das vollständige Spiel selbst auf Einstellungen unter dem Mittelmaß immer noch erbärmlich abgehakt daherkommt.
Sehr kurios auch, dass das Spiel beim Start ein Update herunterlädt, dass aber gar nicht Arcania gedacht ist, sondern für den Fußball Manager 2008. Begleitet wird das Ganze von kleineren Grafikbugs und leicht angepixeltem Horizont, wenn es bei mittlerer Texturqualität Nacht wird. Neuer Entwickler, alte Krankheit. Ohne technischer Mängel, die den einen oder anderen Patch nach sich ziehen werden, wäre es wohl kein neues Gothic.
Apropos Patch: Heute soll der erste Erscheinen, der die Performance des Spiels nach oben schraubt. Somit soll die Vollversion von ArcaniA genau so gut (oder schlecht) laufen wie die Demo.
Für einen würdigen, neuen Gothic-Teil fehlt aber bislang ohnehin mehr, als saubere Programmierung. Selbst das in einigen Aspekten misslungene Gothic 3 bringt das rauhe Feeling der Serie noch wesentlich besser hinüber als Arcania.
Aber gut, bislang habe ich ja im Wesentlichen nur den Demo-Teil des ganzen Spieles hinter mir. Und der lässt viel Luft nach oben. Mal sehen, ob Spellbound das zu nutzen weiß.