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Soldat ist 15 Jahre: „Ich bin zu alt für solche Spiele“

Anno 2002 wurde ein einfaches Indiegame zum Multiplayer-Phänomen: Soldat. Auf 2D-Schlachtfeldern bekriegen sich Pixelkämpfer mit Jetpacks um Kills und Flaggen, Erfinder Michal Marcinkowski beschreibt es als eine rasante Mischung aus Liero, Worms, Counter-Strike und Quake. 15 Jahre später wird das Game immer noch aktiv gespielt. In unserem neuen Podcast tauschen wir Erinnerungen aus und sinnieren über die Zukunft des langlebigen Oldies. Apropos Oldies: Ihr erfährt auch, warum sich Sigi und Georg sich beim Zocken von Soldat nicht nur wegen der Retro-Grafik alt fühlen. Herunterladen könnt Ihr das Game übrigens hier. Das ebenfalls erwähnte Open Transport Tycoon Deluxe ist auf dieser Seite zu finden.

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Leon: Twitter-Adventure mit dem dicken Vogel aus Yoshi’s Island

Dass Twitter sich nicht nur zum Austausch von Befindlichkeiten, Katzenvideos und Newssnippets eignet, sondern dass man darauf auch Spielen kann, wissen wir spätestens seit Jänner und dem spannenden Textadventure aus London.

Dass so ein Twitter Adventure auch grafisch glänzen kann, zeigt uns nun Leon von Entwickler Leon, ein Mini-Abenteuer mit dem dicken Vogel aus Yoshi’s Island. Er hat dazu fast hundert animierte Bilder in den verschiedensten Twitter-Accounts hinterlegt.

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Downwell kennt nur drei Farben und eine Richtung: Runter

In bunten Welten auf Pilzen herumspringen um eine hübsche Prinzessin zu retten war einmal. Der neueste Klassiker heißt Downwell, ist für iOS und via Steam für Windows erschienen, handelt vom Sturz in einen Brunnen und macht ob seiner Retro-Grafik mit den Farben Schwarz, Weiß und Rot verdammt viel Spaß. Downwell kennt nur drei Farben und eine Richtung: Runter weiterlesen

Review: The Shivah stellt euch eine große Frage

The Shiva
Rabbi Russell Stone gerät vom Regen in die Traufe

Im Krimi-Genre gibt es eine Unterkategorie des „Hard-Boiled“-Detektivs. Das ist einer, der am Weg zur Wahrheit ordentlich Schläge einsteckt. Russell Stone, der Hauptcharakter von The Shivah, ist ein solcher Kerl. Nur dass er eigentlich kein Detektiv ist, sondern ein Rabbi in einer herabgewirtschafteten New Yorker Synagoge. Das Leben hat Stone hart gemacht. Er ist ein grantiger Mann, der – gerade als er den Deckel auf das Rabbi-Dasein hauen will – in einen Mordfall eines ehemaligen Gemeindeangehörigen verwickelt wird. Die Polizei hat ihn im Verdacht, etwas damit zu tun zu haben, denn das Opfer hat Stones Gemeinde unerwartet eine Menge Geld hinterlassen. Er sieht keinen anderen Weg, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.

Die Geschichte von The Shivah glänzt an zwei Ecken: Erstens spielt sie durch den jüdischen Touch in einem recht unverbrauchten Szenario. Zweitens wird der rauhe Tone schön durch das Spiel gezogen. Atmosphärisch ist das Erstlingswerk von Dave Gilbert (wie jedes seiner folgenden Spiele mit Wadjet Eye Games) erstklassig. Mehr Politur hätte er aber auf erzählerischer Ebene brauchen können. Man huscht etwas flott durch die grundsätzlich so spannende Geschiche. Mehrere Charaktere kommen nur enorm kurz vor, manche reden gar nicht mit euch und die meisten Locations laden nur zum mehrmaligen Besuchen ein, wenn ihr beim ersten Mal einen Hinweis übersehen habt. The Shivah hätte mit den vorhandenen Art-Assetts viel länger gestreckt werden können (und dabei zuerst mal an Qualität gewinnen können).

Wollt ihr Gegenstände oder Rätsel?

The Shivah setzt kaum auf die Gameplay-Elemente, die ihm mitgegeben werden: Das System, mit dem man erhaltene Hinweise zu einem neuen Gedankengang kombinieren soll, wäre zum Beispiel eine spannende Sache. Es findet über die rund 2-4 Stunden Spielzeit aber keine fünf Mal Verwendung. Noch spärlicher wird das Inventar eingesetzt. Gerade einmal ein Gegenstand kommt im Spielverlauf hinzu. Das kann man aber auch als interessante Abwechslung begreifen: Pixelhunting und Trial & Error-Kombinationen bleiben außen vor.

Um die vorhandenen Rätsel zu lösen, müsst ihr euren Gesprächspartnern zuhören und logisch und sinnvoll agieren. Das Dialogsystem gibt euch dabei kontextabhängig in entscheidenden Szenen keine fertigen Sätze zur Auswahl, sondern eine Gemütshaltung. Soll Stone aggressiv, verständnisvoll, ablehnend oder entschuldigend auftreten? Oder soll ganz der Rabbi durchscheinen, der Fragen nur mit Fragen beantwortet? An einigen Stellen könnt ihr auch Story-beeinflussende Entscheidungen treffen und es gibt folglich verschiedenste Arten, wie das Spiel enden kann. Die Geschichte kann zum Beispiel sehr schnell vorbei sein, wenn ihr einer trauernden Witwe falsch gegenübertretet und diese die Polizei ruft.

Was hab ich übersehen?

Anders als andere Adventure-Helden, zählt der Rabbi nicht selbst die Hinweise zusammen, die er findet. Das bleibt euch und eurer eigenen Kombinationsgabe überlassen. Wenn ihr nicht die richtigen Worte für die Suchmaschine auf Stones Computer findet, kommt ihr an einigen Stellen nicht weiter. Diese völlig selbstständige Art zu spielen ist ungewohnt und deshalb nicht ganz einfach. Es ist beinahe frustrierend, aber eben nur beinahe. Denn im Endeffekt ist es schaffbar und erinnert daran, dass es auch Spaß machen kann, nicht alles vorgekaut zu bekommen. Dass Spiele auch anders sein können, als vorgefertigte, offensichtliche Optionen durchzuklicken.

Das macht The Shivah heute vielleicht aktueller als es bei seinem Originalrelase 2006 noch gewesen ist. Während es sich inhaltlich zu wenig mit den angedeuteten, großen philosophischen Fragen auseinandersetzt, ist es selbst auf einer Meta-Ebene eine Auseinandersetzung mit einer Frage, die ihr euch selbst stellen müsst. The Shivah ist an sich ein kurzes, nettes Spiel, das als kleines Indie-Projekt viel gößeres Potential verschenkt. Aber abhängig von eurer Antwort auf die Frage könntet ihr es wie ich auch sehr liebgewinnen: Wollt ihr beim Spielen Lösungen suchen oder Lösungen finden? Da besteht ein Unterschied, nicht wahr?

The Shivah ist in einer Kosher Edition mit überarbeiteter Optik und neuem Sound kürzlich erschienen. Ihr könnt diese auf iOS oder Windows-PC (Humble Store, Steam, offizielle Webseite) spielen, sie kostet ungefähr 3,5€. Integriert ist auch ein Developer’s Cut mit begleitendem Audiokommentar.

Hach, Soldat

Soldat
Soldat

Eigentlich hatte ich ja damit abgeschlossen. Schon vor Jahren. Und trotzdem zieht es mich dann und wann, manchmal gar im Jahresabstand, immer wieder in seinen Bann. Die Rede ist von einem 2D Multiplayer-Shooter mit dem Titel „Soldat“, den einst der Pole Michal Marcinkowski im Alleingang auf die Beine gestellt hat. Heute arbeitet er übrigens an „King Arthur’s Gold“, ebenfalls einem Online Action-Game in zwei Dimensionen. Hach, Soldat weiterlesen

Twilight: Eclipse – das 8-Bit-Rollenspiel

Als Mann fragt man sich regelmäßig, was Frauen und junge Mädchen so toll an Twilight finden … restlos ergründen werden wir das aber wohl niemals.

Während meine bessere Hälfte also Twilight liest (ja ich habe Glück: sie geht nicht ins Kino und zieht sich den seichten Schmarrn rein, sie liest zumindest die Bücher) hadere ich mit meinem Schicksal und trauere den guten alten 8-Bit-Zeiten nach – ein ordentliches 8-Bit-Adventure oder Rollenspiel wär‘ doch was. Aber man muss mit dem zufrieden sein, was man hat …

Damit wir Männer zumindest teilweise mitreden können, gibt’s folgendes Schmarkerl zum Durchspielen. Spätestens dann begreifen auch Nicht-Twilight-Insider, was es mit Team Edward oder Team Jacob auf sich hat.

BO(A)H?

BOH: 2D Action für Nostalgiker
BOH: 2D Action für Nostalgiker

Okay. Als ich das erste Mal Screenshots des Spieles BOH gesehen habe hatte ich nicht erwartet, dass es sich um eine Kreation für Windows und Linux PCs handelt. Ernsthaft, ich dachte auf ein neues Amigagame gestossen zu sein. Selbst heute programmieren emsige Retrofreaks noch Software für ihre „Freundin“. Und so falsch lag ich damit gar nicht, denn fürs Amiga OS gibt es auch einen Ableger.

Nein, grafisch läutet der 2D-Shooter keine Revolution ein, und ja, damit erfüllt er genau das Ziel des Autors Simone Bevilacqua. „BOH is an original, retro-flavoured game of exploration and action.“ Punkt. Mit dem Ziel den Spieler im Odschool-Stil direkt in ein klaustrophobisches Spielerlebnis zu werfen ist der Schöpfer zu Werke gegangen, und es ist ihm gelungen. In der Draufsicht navigiert man seinen Pixelhelden durch meist enge Passagen, muss sich aufgrund des Sichtfelds ständig nach plötzlich auftauchenden Feinden umsehen oder Boni finden, die entweder die eigene Waffe aufwerten oder den Blick freiräumen. Und das wurde für mich mitunter ziemlich hektisch, da BOH mit Abgründen, einbrechenden Bodenfeldern etc. viele Gemeinheiten der Arcadekunst ausschöpft.

Ziel ist es stets, den Levelausgang zu erreichen, der ab und an auch von einem Oberboss beschützt wird. Davor findet man allerlei knifflige Rätsel in den für die technische Basis sehr schön gestalteten Leveln. Wems nicht genug ist, der kann BOH selbst um Levels und Themes erweitern.

33 Missionen bietet mir das Spiel  nach der Installation. Nach Numero 24 hat mich nun die Lust verlassen, irgendwann nach Nummer 15 begann das ganze Erlebnis sehr repetitiv zu werden. Da half auch nicht all die Kreativität, die teilweise im Leveldesign steckt, ebensowenig wie die neuen Gegner. Fürs Dauerspielen fehlt da doch irgendwas im Spielkonzept, irgendetwas wirklich Neues, das ab und an den Spieler aus der Routine holt und die Nerven erfrischt. Oder, im Vergleich zu „Shadowgrounds“ als einen technisch modernere Vertreter des Genres, eine Story und geschickt gesetzte Zwischenereignisse.

So ist BOH für stundenlanges Zocken nicht geeignet. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, mich in der einen oder anderen halben Stunde wieder an eine Mission zu setzen. Nach dem letzten Auftrag werde ich aber nicht selber Hand anlegen und Missionen basteln. Dafür fehlt es einfach an der Langzeitmotivation, die Spielidee kann nicht weiter ausgereizt, sondern höchstens variiert werden. Nett, aber nicht „boah!“.

BOH gibts in zwei Versionen zu kaufen: Als CD in Verpackung um 12,50 € oder als ISO Image zum herunterladen um 10 Euronen. Für ein Zwischendurchspiel ist das wohl vertretbar, wirklich glücklich werden nur Action-Nostalgiker.

Retro 2.0 – wer spielt mit mir Police Quest?

Police Quest
Police Quest
Etwas so cooles wie Sarien habe ich schon länger nicht mehr entdeckt. Nennt mich einen alten Sack (immerhin bin ich schon 24), aber die alten Sierra-Adventures (Police Quest, Kings Quest, Space Quest, Leisure Suit Larry…) im Browser zu spielen, während auch zahlreiche andere Spieler über den Bildschirm wandern, mit denen ich über mögliche Lösungen oder irgendwas anderes brabbeln kann, das reizt mich. So manche Lösung hat man ja schon wieder vergessen, so manch andere nie wirklich gefunden. Zumindest aber ist es ein netter kleiner Retro-Trip. Gespeichert wird übrigens über ganz normale Bookmarks im Browser selbst.

Wer abends mal gemeinsam spielen will, kann sich ja in den Kommentaren mit mir verabreden. Besonders Police Quest würde mich mal wieder reizen.