Regeria Hope ist ein erfreulicher Abklatsch von Phoenix Wright

Nachdem es seit einigen Monaten auf der Festplatte verstaubte, konnte ich gestern endlich Regeria Hope ausprobieren. Golden Game Barn gibt ziemlich ungeschönt zu, dass es ein Abklatsch von Phoenix Wright: Ace Attorney (Gyakuten Saiban) sein soll. Wer den Klassiker vom Nintendo DS (oder seine japanischen Gameboy Advance-Vorgänger) nicht kennt: Ihr übernehmt darin die Rolle eines Strafverteidigers, der schräge Fälle ermittelt und im Gerichtssaal durch geschickte Kreuzverhöre die Wahrheit ans Tageslicht bringt. Genau das soll Regeria Hope nun mit einer weiblichen Hauptdarstellerin für Windows, Android und iOs reproduzieren. Die erste Episode ist gratis.

Die erste Episode hilft vor allem dank vieler gut gezeichneter Szenen, das gute alte Gefühl schnell wieder zurück zu gewinnen. In Sachen Dramaturgie, Humor und Cleverness fehlt auf das Original noch ein gutes Stück. Die Wahrheit im Fall einer vergifteten Braut kann man schon beim Blick auf das erste Beweisstück erahnen, der Rest des Spiels besteht nur noch darin, die offensichtliche Theorie durch erzwungene Versprecher von Zeugen und Beweisstücke irgendwie aussprechen zu dürfen. Das hat freilich seinen eigenen Reiz,. Aufgrund der sehr offensichtlichen Ausgangslage wirken die feindlich gesinnten Charaktere im Gerichtsaal aber natürlich etwas idiotisch – die überehrgeizige Staatsanwältin, die unseren eindeutig unschuldigen Mandanten weiterhin hängen will und der in bester Boston Legal-Manier schusselige Richter, der das ewig nicht durschaut.

Technisch hat sich der Prototyp seit der Kickstarter-Kampagne am Anfang des Jahres und dem erfolgreichen Steam Greenlight schon ziemlich weiterentwickelt. Alle Zeichnungen sind nun sehr gut gemacht, hässliche Platzhalter gibt es nicht mehr. Das GUI wirkt noch billig und die Vertonung (abgesehen von der ganz okayen Musikuntermalung) zwar freiwillig komisch, aber nicht besonders stimmungsvoll. Dafür bietet Regeria Hope noch ein paar neue Features, die hoffentlich in künftigen Episoden (es soll noch mindestens vier geben) stärker zum Tragen kommen. An einer Stelle wird zumindest angedeutet, dass man sich für unterschiedliche Lösungswege entscheiden kann. Ob man Fälle auch auf beide Arten gewinnen kann, weiß ich allerdings nicht.

Das neue Zeitkonto und der Moralbalken könnten für vermehrten Druck bei Kreuzverhören sorgen, wenn sie gut eingesetzt werden. Sie könnten aber auch eine nutzlose Ablenkung werden, fürs erste sind sie eben nur das und reine Makulatur. Kapitel 1 war offenbar als Demo, Proof of Concept und Tutorial gedacht, der Gameplay-Elemente vorstellen und Lust auf mehr machen sollte. Das ist alles in allem geglückt. Schade nur, dass ausgerechnet die so wichtige Narration dabei noch nicht überzeugen konnte. Aber das kann ja noch werden.

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