Hände weg vom Karottenbaum

Ok, die Geschichte kurz und knapp erzählt: Ein kleiner Naseweis stolpert in einen magische Kerzenladen, wird in eine Fantasy-Welt transferiert, muss dort ein Kuhdorf von einem Fluch befreien und verliebt sich dabei auch. Everlight ist kein episches Wunder, es ist ein einziger ironischer Seitenhieb auf andere Adventures und Fantasy-Spiele. Manchmal zu offensichtlich, ein andermal wirklich komisch.

Die gestochen scharfe Rendergrafik ist einer der großen Pro-Punkte des Spiels. Tag- und Nachts sehen die Örtlichkeiten perfekt modelliert und makellos aus, belebt durch umherwuselndes Ungeziefer oder einen samtweich animierten Himmel. Während die Ladezeiten zwischen den einzelnen Örtlichkeiten etwas zu viel des Guten sind, geht und rennt der gute Melvin (=der zu Beginn erwähnte Naseweis) dank perfektionierter Steuerung durch die kleine Welt der Stadt Tallen. Wenige Mausklicks lassen jeden Punkt erreichen, jede Aktion ausführen. An alle Komfortfunktionen, die man sich als Adventure-Fans wünschen kann, wurde gedacht. Schneller Bildschirmwechsel, Hotspot-Button und sogar eine außergewöhnliche Hilfe-Funktion, die die an sich eh logischen Rätsel in drei kaufbaren Hinweisen auflöst. Perfekt.

Eure treue Wegbegleiterin ist der stärkste Charakter im Spiel: Die Elfe Fenny verarscht Melvin so gut es nur geht. Der selbst bleibt leider blass, glänzt durch Passivität und ein schreckliches Mamaburli-Verhalten. Das macht die vielen Dialoge mit den vielen wenig überraschenden und wenigen überraschenden Figuren manchmal zum Geduldsspiel. Eure Geduld wird auch durch die Hintergrund-Musik provoziert. Das durch und durch deutsche Adventure von Silver Style (bis hin zum leichten Akzent mancher, ansonsten fehlerfreier Sprecher) nimmt klare Anleihen bei der "<a href="http://www.amazon.de/gp/product/B00005V17B/303-0669128-5931463?ie=UTF8&tag=rebellat-21&linkCode=xm2&camp=1638&creativeASIN=B00005V17B">fabelhaften Welt der Amelie</a>", bleibt aber wegen mangelnder Abwechslung nur kurzfristig so lieblich wie Audrey Tautou.

Einen echten Knackpunkt, ein richtig großes Manko, einen absoluten Spielspaß-Töter hat Everlight nicht zu bieten. Leider auch nicht das wirkliche Superfeature, dass es den Funken überspringen ließe. Dass es schlussendlich "nur" ein gutes Spiel ist, laste ich Melvin an, der einfach viel zu brav bleibt und mir als Person relativ egal ist. Dadurch nimmt das Geschehen keine Fahrt auf, tröpfelt vor sich hin.

Wer hingegen auf (wertfrei gesagt) seichten Humor mit zahlreichen offensichtlichen und gelungenen Anspielungen steht, kann mit Everlight durchaus viele Stunden Spaß haben. Beim perfekten Rätseldesign (wenn auch ohne Knalleffekt) und dem bis zur Makellosigkeit polierten Gameplay können sich alle Entwickler der Welt etwas von Silver Style abschauen.

Cool? Dann erzähl doch anderen davon! Danke! :)