Gods Will Be Watching im Test – Die Götter seien verflucht!

Wenn ihr Gods Will Be Watching spielen wollt, gebt euch keinen Illusionen hin: Ihr werdet ziemlich oft sterben. Das Puzzle-Adventure von Deconstructeam ist extrem schwer – zumindest bis die Entwickler das kostenlose Mercy-Update nachgereicht haben, das einen zumindest menschlichen Schwierigkeitsgrad hinzufügte. Lohnt sich die Mühe?

Gods Will Be Watching mag wie ein klassisches Adventure im Retro-Look aussehen, aber er ist keines. Die ebenso kurzweilige, wie trotzdem bedeutsame Geschichte hält das Spiel zusammen. Es geht oberflächlich um einen Kampf der Ideologien zwischen Freiheit und Faschismus um das Universum, mit allen Mitteln. Auch wenn die Geschichte denkbar einfach präsentiert und nur über unvertonte Dialoge weitergesponnen wird, belohnt sie. Vorausgesetzt man passt auf, denn die chronologisch sprunghafte Erzählweise erfordert Aufmerksamkeit und geduldiges Lesen.

Unsere Figuren kommen jedenfalls nicht wie andere Adventure-Helden durch Dialog-Äste und Objekt-Kombinationen weiter, sondern durch das Einschätzen der jeweiligen Gesamtsituation und die Wahl von Mitteln, die zum Überleben geeignet erscheinen. Die Entwickler versetzen euch dazu mitsamt einer Crew in Szenarien, in denen ihr schwierige Entscheidungen treffen müsst.

Wie zum Beispiel beim ursprünglichen Flashgame (das ausgebaut, verbessert und wieder ins Spiel integriert wurde): Mit einer Gruppe an Leuten, einem Hund und einem Roboter seit ihr in einer Eiswüste gefangen und müsst einige Wochen überleben, bis Chance auf Rettung besteht. Wilde Tiere, der Hunger, die Angst und ein kaputtes Funkgerät zählen zu euren Herausforderungen, um diese Situation zu meistern. Überleben MUSS nur der Hauptcharakter. Aber KANN auch die ganze Gruppe.

In Gods Will Be Watching gehts eigentlich um euch

Die Entscheidungen kleiden sich als Antworten auf moralische Fragen: Soll ich ein Mitglied töten, um die Gruppe durchzubringen? Ein andermal entscheidet ihr: Darf man Geiseln opfern oder foltern, um zum Ziel zu gelangen? Es führt nicht nur ein Weg zum Ziel, aber bei weitem auch nicht jeder. Und jedes Scheitern hilft euch, die Grenzen der Situation besser auszuloten. Der Einfluss von einem Level auf den nächsten ist dabei aber limitiert – gestorbene Figuren tauchen wieder auf. Am Ende jedes Szenario wertet das Spiel euer Vorgehen aus und vergleicht es auch gleich mit dem Rest der Welt.

„Dein Vorgehen war clever“, sagt es mir, und ich freue mich.
„Bei 43% aller Spieler wurden weniger Geiseln getötet“, sagt es mir, und ich schäme mich.

Gods Will Be Watching kommt gelegentlich die eigene Mechanik in die Quere, etwa wenn man das optische Feedback am Bildschirm nicht richtig deuten kann. Oder eben wenn eine Situation einfach frustrierend oft in die Hose geht. Manche Szenarien sind recht lang und der fünfte Anlauf verliert einfach seinen Reiz. So erfrischend es auch ist, dass uns nicht alles am Silbertablett serviert wird, das Rauben unserer Zeit hat dann auch seine Grenzen. Auch wenn der Sieg durch die Mühen umso süßer würde, kann man dann seine Moral schon mal dem sturen Weiterkommen opfern.

Im Hintergrund der Präsentation spielen eure Werte nämlich keine Rolle: Ihr könnt Gods Will Be Watching auch als eine Art simples Sudoku sehen, bei dem es nur ums Gewinnen statt um ein emotionales Investment geht, und ohne viel Rücksicht auf Menschlichkeit durchspielen. Dann verkommt es zu einem Strategie-Spiel, in dem man mit einer limitierten Anzahl an Aktionen ein Ziel erfüllen muss.

So geht es im gelungenen Gods Will Be Watching vorrangig darum, dass ihr eure eigenen Werte in Extremsituationen austesten wollt. Es beurteilt eure Aktionen in letzter Konsequenz nicht. Was gerechtfertigt und was falsch war, ist am Schluss euer Bier und ihr müsst selbst damit klar kommen. Das mag nicht für jede Gamerseele befriedigend genug sein, aber es ist der Reiz des Ganzen. Wer das mag, sollte GWBW trotz seiner frustrierenden Stellen nicht verpassen.

Gods Will Be Watching bekommt ihr um 8 bis 9 Euro auf Steam, Humble Store oder GOG für Windows, Mac und Linux.

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