World of Goo – Etwas einfach Schönes und sein Gegenteil

World of GooGoo, das ist auf gut österreichisch Gatsch. Mit Gatsch kann man ganz wunderbare Sachen bauen. Das weiß jeder der in seiner Kindheit einmal am Meer oder an einem Bach gesessen ist und versucht hat, den größeren Staudamm oder die hübschere Burg zu bauen als das doofe Kind ein paar Meter weiter. World of Goo ist wie dieses gatschen am Bach.

Es folgt logischen Regeln, fordert das Erreichen eines Ziels. Doch am Anfang hat man nichts als einen Haufen an Gatsch-Bällen, die irgendwohin gebaut werden sollen. In bester Bridge Builder-Manier erweitert man dieses Fundament. Ohne ganz genau abschätzen zu können, welche Auswirkungen der nächste Schritt haben wird, erkundet man die physikalischen Gesetze der Welt, probiert die unterschiedlichen Goos zu logischen Konstrukten zusammenzubasteln. Und wenn alles zusammenbricht, dann beginnt man von Neuem.

Manche Spiele zeichnen sich dadurch aus, dass sie epochal, hochkomplex und extrem aufwändig sind. Manche dadurch, dass man wieder zum Kind wird, unschuldig vorm Bildschirm sitzt und einfach Freude am Spiel hat. World of Goo ist ein solcher Verkindlicher.

Die Geschichte von ein paar Matschkugeln, die ausziehen um die Welt zu erkunden, greift ein innerstes Bedürfnis von Menschen wie mir, vielleicht von allen Menschen an. Sie erzählt von schönen Erlebnissen und benetzt den Kopf mit Pathos, während die Musik die Seele kitzelt. Irgendwie, obwohl es wahrscheinlich nicht tiefsinnig gemeint ist, sind die Goos eine sympathische, weil ganz einfache Zivilisation. Man will sie über die Hindernisse siegen sehen, mit ihrem naiven Entdeckungsdrang. Das ist die unaufdringliche Motivation.

Und zwischendurch … Prust! … da ist es einfach nur lustig. Da hat der „Sign Painter“ wieder einmal etwas hingekritzelt. Ein völlig deplatziertes „LOL“ etwa. Und ich sitze mit einem Freund vor dem Bildschirm und zum ersten Mal überhaupt, bringt uns ein LOL auch wirklich zum Lachen.

Es sind diese Momente, in denen man nicht nur World of Goo liebt, sondern sich auch sehr Wohl in seiner Haut fühlt. Man ist wieder Kind, man spürt ein wenig die Hoffnung der Goos auf sich übergreifen. Ein bisschen hat mich das Spiel in seinen sechs bis sieben Stunden zu Tränen gerührt – ein bisschen war ich auch betrunken.

Und es ist, weil dieses kleine, hübsche 2D-Spiel von 2D Boy so schön ist, eine schockierende Schätzung, die Ron Carnel jüngst abgab: „Als wir zuletzt nachgerechnet haben, waren es etwa 90%“. World of Goo wurde hunderttausende Male heruntergeladen, aber nur jeder zehnte Spieler hat auch dafür bezahlt. Dass so viele sich diesen außergewöhnlichen und eh so gar nicht teuren Genuss gestohlen haben, das ist so gar nicht schön.

World of Goo ist auf WiiWare, Windows und MacOS erhältlich, die Linux-Version ist noch im Beta-Stadium. Einen wundervollen Trailer findet ihr hier direkt neben der Kaufmöglichkeit.

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