Alan Wake’s American Nightmare: Und täglich grüßt der Axtmörder

Alan Wake's American Nightmare

Einige Monate, nachdem Remedy Alan Wake letztlich auch auf den PC gebracht hat, erreicht uns nun der Nachfolger „American Nightmare“. Und der überrascht nicht nur mit einer neuen Spielumgebung, sondern auch mit neuen, erzählerischen Finten – auch wenn er dabei die Qualität seines Vorgängers nicht ganz erreicht.

Von der Küste in die Wüste

Von den Nadelwäldern und Jagdhütten des verschlafenen Kurorts Bright Falls schickt das Entwicklerteam den Spieler nun an einen Ort, der in mehrerer Hinsicht vermutlich als das Gegenstück zu diesem gelten könnte. Vom kühlen Norden geht es tief in die Wüstenlandschaft von Arizone, wo in „Night Falls“ die nächste Runde im Kampf gegen die Schatten steigt.

Licht und Dunkelheit bleiben auch im amerikanischen Albtraum das zentrale Element in der gruseligen Reise des möglicherweise irren Schriftstellers. Die Weite der sandigen Prärie bietet dabei optisch eine angenehme Abwechslung zu den dichten Baumformationen aus Teil 1. Auch wenn die Bewegungsfreiheit dem Spiel seine Linearität nicht genommen hat, macht es Spaß in der Gegend herumzulaufen und Manuskriptseiten aufzustöbern.

Advanced Reality Bending

Der Feind hat ein neues, altes Gesicht. An die Stelle der mysteriösen Witwe ist Alan Wake nun auf der Jagd nach einem bösen Doppelgänger, der randalierend, mordend und verzaubernd durch die Gegend tourt und in seinem Anzug ein wenig an Mahmoud Ahmedinedschad erinnert. Zu Wort meldet er sich über nett gemachte Videobotschaften im TV, in persona taucht er stets erst an den eher dünn gesäten Höhepunkten der Erzählung auf.

Doch nicht nur, dass der Protagonist nun quasi auf der Jagd nach sich selbst ist, nein, er sitzt nun auch in einer Zeitschleife, in der es jedoch weniger komisch zugeht wie im allseits bekannten Film mit dem Murmeltier. Um der Wiederkehr der Ereignisse zu entrinnen, gilt es, eine Buchszene in die Wirklichkeit umzusetzen, um diese zu verändern, was freilich nicht beim ersten Anlauf gelingt.

Auf dem Weg dorthin gilt es also gleich mehrmals einen Satelliten in einen Ölturm crashen zu lassen, einer Astronomin zu helfen und in ein E-Werk vorzudringen. Interessant ist, dass die Figuren, auf die man trifft, sich der Zeitsprünge weitestgehend im Klaren sind. Wirklich detailliert ausgearbeitet und zum Bezugspunkt wird dabei jedoch keine dieser Akteure. Was nicht nur an der Wiederholung der Handlung, sondern auch an den stellenweise unglaubwürdigen und platten Dialogen liegt.

Business as usual

Im Lichte dieses Ärgernisses wiegt die von der Grundidee vorgegebene Mehrfach-Konfrontation mit den Schauplätzen ab und an etwas ermüdend. Immerhin: Von Schleife zu Schleife werden verschiedene Zwischenaufgaben ausgespart, neue Herausforderungen kommen aber so gut wie keine hinzu. Hier beißt sich das Konzept etwas in den Schwanz.

Sowohl grafisch als auch akustisch ist das Spiel gut umgesetzt bzw. solide portiert. Ein Ärgernis aus dem Originalspiel – die ungenaue Kollisionsabfrage und manchmal problematische Kameraführung – wurde erfolgreich ausgemerzt, zudem hat der titelgebende Schreiberling nun Springen gelernt. Die Spielmechanik ist die gleiche geblieben – die mit Äxten, Sensen und Kettensägen ausgestatteten Gegner werden mit der Taschenlampe ihrer dunklen Aura beraubt und anschließend mit verschiedenen Schießprügeln umgenietet. Daneben kommen Leuchtfackeln und Blendgranaten zum Einsatz. Unter Laternen, die nun aber ausgehen, wird automatisch gespeichert.

Wer den ersten Teil der Reihe gespielt hat, darf sich zu Hause fühlen und getrost im höheren der beide Schwierigkeitsgrade spielen. Unter Normalbedingungen ist die Reise durch das Hinterland nur sehr selten eine Herausforderung. Das Mehr an Platz, das sich an den neuen Schauplätzen bietet, erleichtert dem Spieler die Arbeit angesichts der mäßigen Gegner-KI doch stark. Die Bösewichte kämpfen nur vereinzelt aus der Distanz und sind selbst dann mit ihren „Dunkelheitsgranaten“ keine ernsthafte Bedrohung.

Nicht herausragend, aber sehr gut

Dass der recht hohe Standard an erzählerischer Finesse aus dem Vorgänger nicht erfüllt wird, bedeutet übrigens keineswegs, dass Alan Wake’s American Nightware nicht empfehlenswärt wäre. Trotz der erwähnten Unzulänglichkeiten handelt es sich nämlich um ein kurzweiliges und atmosphärisches Spiel, das für 14 Euro auf Steam angemessen viel Unterhaltung für seinen Preis mitbringt. Sollten die Server des Battle.net gerade mal wieder streiken, sei der Wüstentrip zum Zeitvertreib dringend angeraten.

 

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